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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kainiten; Kainozoisch; Kainsk; Kainszeichen; Kainz; Kainzenbad; Kaiphas; Kai-Ping; Kairin; Kairo

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Kainiten – Kairo

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kainit'

salzlagers zu Staßfurt und Leopoldshall und zu Kalusz in Galizien massenhaft sich findendes monoklines Mineral. Der K. bildet meist ein feinkörniges Aggregat von lichtgrauer, gelblicher bis dunkelfleischroter Farbe, in dessen Drusen farblose, bis 20 mm lange und breite, 8 mm hohe tafelförmige Krystalle sitzen. Er wird an der Luft nicht feucht, löst sich aber in Wasser leicht; das spec. Gewicht ist 2,07 bis 2,15. Die chem. Formel ist MgSO4+KCl+3H2O. K. Ist eine der wertvollsten anorganischen Kaliquellen; man verarbeitet ihn in den chem. Fabriken auf schwefelsaures und auf kohlensaures Kalium; gemahlen dient er als Düngemittel.

Kaïniten, nach der Stammtafel 1 Mos. 4,17‒24 die Nachkommen Kains (s. d.). – K. ist auch der Name einer gnostischen Partei des 2. und 3. Jahrh. (s. Gnosis). Sie war eine Abart der Ophiten (s. d.).

Kainozōisch (grch.), soviel wie känozoisch.

Káinsk. 1) Bezirk im westl. Teil des russ.-sibir. Gouvernements Tomsk, niedere Steppe mit Schlammboden, zum Teil Schwarzerde, hat 82166,6 qkm (davon 5328 qkm Seen), 126880 E., Ackerbau und Viehzucht. In K. liegt ein Teil der Baraba (s. d.). –

2) Bezirksstadt im Bezirk K., in sumpfiger, wenig bewohnter Gegend, am Einfluß der Kamenka in den Om und an der großen sibir. Straße, hat (1891) 9087 E., Post, Ackerbau, Viehzucht, Fuhrwesen, einige Gerbereien und Ziegeleien.

Kaïnszeichen, nach gewöhnlicher Auffassung ein auffallendes Merkmal, das Kain (s. d.) an seinem Leibe, etwa ein Horn auf seiner Stirn, getragen und das ihn als Brudermörder gebrandmarkt haben soll. Die Sage denkt an ein Zeichen, das Kain als im Schutze Jahwes stehend ausweist und dadurch unverletzlich macht. Ist Kain Repräsentant des Jahwe verehrenden Volksstammes der Keniter, so liegt es nahe, an eine Tättowierung oder Körperverstümmelung zu denken, durch die das Individuum als zum Stamme und damit zu Jahwe gehörig ausgewiesen wurde. Daß ähnliche Zeichen in alter Zeit auch in Israel angebracht wurden, beweist das dagegen gerichtete Verbot des Gesetzes.

Kainz, Joseph, Schauspieler, geb. 2. Jan. 1858 zu Wieselburg in Ungarn, betrat 1873 zuerst die Bühne am Sulkowskytheater in Wien, war 1875‒76 in Marburg in Steiermark, 1876‒77 am Stadttheater in Leipzig, 1877‒80 am Meininger Hoftheater, 1880‒83 am Hoftheater in München engagiert. Seit Sept. 1883 war K. Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin; dann wurde er von Barnay für das Berliner Theater engagiert, dem er sich aber infolge eines Konflikts mit dem Direktor wieder entfremdete. Nach längern Gastspielreisen, die ihn auch nach Amerika führten, gehört er seit April 1892 wieder dem Deutschen Theater an. Hauptrollen von K. sind Don Carlos, Romeo und Prinz von Homburg. In letzter Zeit versuchte er sich mit großem Erfolg auch in Charakterrollen wie Franz Moor und der Titelrolle in Molières «Misanthrop». Verheiratet war er mit der deutsch-amerik. Schriftstellerin Sara Hutzler (gest. 24. Juni 1893).

Kainzenbad, s. Partenkirchen.

Kaĭphas, eigentlich Joseph Kaiaphas, jüd. Hoherpriester zur Zeit des röm. Landpflegers Pontius Pilatus, hatte einen Hauptanteil an der Verurteilung Jesu. Er wurde 37 n. Chr. vom Prokonsul Vitellius abgesetzt.

Kai-Ping, Stadt in der chines. Provinz Pe-tschi-li im NO. von Tien-tsin, ist wichtig wegen der durch ↔ Eisenbahn zugänglichen, unerschöpflichen Kohlengruben (s. China, Bd. 4, S. 198 a).

Kairīn, eine auf synthetischem Wege dargestellte chem. Verbindung, die vor einigen Jahren als fiebervertreibendes Mittel angewendet wurde, jetzt aber durch das Antipyrin verdrängt worden ist. Es ist ein fast weißes, geruchloses, aus kleinen prismatischen Krystallen bestehendes Pulver, das leicht in Wasser löslich ist und einen bittersalzigen zusammenziehenden Geschmack besitzt. K. A ist das salzsaure Salz von α-Oxychinolinäthylhydrür, C11H15NO·HCl, K. M das von α-Oxychinolinmethylhydrür, C10H13NO·HCl.

Kaĭro (Cairo, arab. Masr el-Kâhira, «die Bezwingerin»), Hauptstadt Ägyptens, liegt unter 30° 6’ nördl. Br. und 31° 26’ östl. L. am rechten Ufer des Nils, 12 km oberhalb des sog. Kuhbauchs, der Stelle, wo der Strom sich in den Rosette- und den Damiette-Arm teilt, hart am Rande der Wüste, die hier sich zu der Hügelkette des Dschebel Mokattam erhebt, durch Eisenbahnen mit Alexandria, Damiette, Sues und Siut verbunden und am Ausgangspunkte des Kanals nach Ismailia. (Hierzu Karte: Kairo und die Pyramidenfelder und ein den Stadtteil Ismailijeh darstellender Textplan [S. 25].)

K. ist die größte Stadt Afrikas. Nach dem Census 1882 waren 374838 E. vorhanden. Man schätzt meist 400000 E. und zwar Fellah, Kopten und Türken, Araber und vereinzelt Angehörige fast aller orient. Völker. Die Zahl der Fremden beträgt 21650, darunter 7000 Italiener, je 4000 Griechen und Franzosen, je 1600 Österreicher und Engländer und 1200 Deutsche. K. ist Residenz des Vicekönigs (Chediv), aller obersten Behörden des Landes und eines internationalen Gerichtshofs. Für die Eingeborenen hat das frühere höchste Gericht des Landes, das Haus des Kadi, nur noch dann Bedeutung, wenn der Koran die Grundlage der Rechtsprechung bildet.

Die Stadt mißt etwa 5 km von N. nach E. und 2,5 km von W. nach O., hat gegen 30000 Häuser und verliert seit 1869 ihren rein orient. Charakter rasch; nur in den arab. Vierteln findet sich noch ein Gewirr von Nebengassen, die, zum Teil Sackgassen, so schmal sind, daß man sich aus den holzvergitterten Fenstererkern (Maschrebijeh) der sich gegenüberliegenden Häuser bequem die Hände reichen kann. Doch bietet sie durch ihre stilvollen Bauten und das Gemisch von Völkerschaften hohes Interesse. Die Häuser sind durchgehends von gelbem Kalkstein gebaut, die Dächer platt, hinter vielen Wohnungen befinden sich kleine Gärten. In neuerer Zeit hat K. breite, aber nicht gepflasterte Straßen mit Gasbeleuchtung, Baumreihen und Trottoirs erhalten. Nach Westen hin ist der ganz europ. Stadtteil Ismailijeh (Ismailia) entstanden. Hier befinden sich das Opernhaus (Vorstellungen im Winter), das Théàtre français, die deutsche und engl. Kirche, die Konsulate aller europ. Staaten, die Ministerien und Kasernen. Mittelpunkt des modernen Viertels ist der Esbekijeh-Garten, ein Achteck von 82000 qm Fläche, mit 2 m tiefem Teiche, Gewächsen aller Zonen, Kaffeehäusern, Bierhallen, Konzerthäusern und Kaskaden. Er wurde unter Mehemed-Ali durch Aufschüttung und Trockenlegung eines zur Zeit der Nilschwelle wassererfüllten großen Teiches, der Birket el-Esbekijeh, hergestellt. Die Muski (mit ihrer Fortsetzung, der Rue Neuve, 1,5 km lang), früher die Hauptgeschäftsstraße, hat

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 25.

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