Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kairolīn; Kairu; Kaïruān; Kaisak; Kaisarîe; Kaiser

26

Kairolin – Kaiser

im Winter aufgesucht. Es bestehen deutsche, engl. und franz. Kirchen neben den Gotteshäusern der Kopten, Maroniten und Israeliten, ferner eine deutsche Schule, amerik. und engl. Missionsschule, franz. Pensionate, drei europ. Hospitäler. An wissenschaftlichen Instituten sind zu nennen: das 1859 gegründete Institut égyptien (ursprünglich in Alexandria) und die von Schweinfurth begründete Geographische Gesellschaft.

Fast mit K. verwachsen ist Bulak (s. d.); im S. liegt das von den erobernden Arabern 640 zuerst begründete Alt-Kairo (Fostat oder Masr el-Atika) an Stelle der im Altertum Babylon genannten Ansiedelung, mit der Amr-Moschee und einer kopt. Marienkirche, weiter oberhalb Militäretablissements und (22 km) die wichtigen Bäder von Heluan (s. d.). Auf dem linken Ufer führt die Fahrstraße nach den Pyramiden (s. d.) von Giseh.

Im Altertum stand 26 km oberhalb an der Stelle des jetzigen Dorfes Mit-Rahine die bis auf ihre Nekropole fast völlig verschwundene Königsstadt Memphis. Erst als 973 die Fâtimidendynastie sich des Landes bemächtigte, legte Gohar al-Kaïd 3 km nördlich von Fostat eine neue Stadt an, die bald nachher zur Residenz erhoben wurde. Saladin umgab sie mit Steinmauern, legte auf einem der Hügel des Mokattam eine Citadelle an und baute eine hölzerne Wasserleitung vom Nil nach derselben, ein Werk, das im Anfange des 16. Jahrh. durch den noch jetzt bestehenden steinernen Aquädukt ersetzt wurde. – Vgl. Lane-Poole, Cairo. Sketches of its history, monuments and social life (Lond. 1892).

Kairolīn, ein dem Kairin (s. d.) ähnliches Fiebermittel, Methyl- oder Äthylhydrochinolin, zusammengesetzt C₉H₁₀N(CH₃) oder C₉H₁₀N(C₂H₅). Man erhält es bei der Behandlung von Methyl- oder Äthylchinolin mit Reduktionsmitteln. Es ist flüssig und siedet bei 243°.

Kairu, s. D’Urville-Insel.

Kaïruān oder Kaïrwân, heilige Stadt in Tunesien, eine der «vier Pforten zum Paradiese», in einer baum- und strauchlosen, sumpfigen Ebene, 140 km südlich von Tunis, mit Susa durch eine Eisenbahn verbunden, hat 20000 E. Von den 80 Moscheen und Klöstern der Stadt ist die Okba-Moschee eine der heiligsten des Islam, der von Cordoba ganz ähnlich; in ihr liegt Mohammeds Busenfreund und Gefährte Elwaib begraben; im Innern befinden sich 300 antike Marmor-, Granit- und Porphyrsäulen. Die Stadt wurde 670 von Okba ben-Nâfi gegründet und war der polit. und religiöse Mittelpunkt der Provinz Ifrikijah. 1881 wurde sie von den Franzosen besetzt; seit der Zeit hat K. franz. Besatzung und ist befestigt.

Kaisak, soviel wie Kirgisen (s. d.).

Kaisarîe, Kaisarijeh, Stadt in Kleinasien, Hauptort eines Liwa und Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen, im türk. Wilajet Angora, am Nordfuße des Ardschisch (s. d.), nahe dem Kara-su gelegen, hat 45‒50000 E., enge, schmutzige Straßen und ausgedehnte Bazars. 1893 wurde einer deutschen Unternehmergruppe die Konzession zu einer Bahn Angora-K. erteilt. K. ist das alte Cäsarea (s. d.). – K. in Palästina, s. Cäsarea Palästina.

Kaiser, die Bezeichnung der höchsten polit. Würde. K. ist ursprünglich der Personenname des ersten Gründers der röm. Weltmonarchie, Gajus Julius Cäsar, von den Griechen Kaisar gesprochen und durch sie der deutschen Sprache vermittelt. Die Römer selber nannten ihren K. Imperator oder Augustus (letzteres ebenfalls anfangs Personenname) und gaben dem Thronfolger den Namen Cäsar. Das römische Kaisertum war absolute Staatsgewalt: auf den K. war alle Gewalt des röm. Volks übergegangen, dessen Haupt er war. Aber da der röm. Staat ein Weltstaat war, so kam dem K. auch die Weltherrschaft zu. Seitdem das Römerreich neben Rom Konstantinopel als zweite Hauptstadt erhielt, zeigt sich auch der Dualismus des weström. Kaisertums und des oströmischen oder byzantinischen Kaisertums, die beide freilich zu dem einen Weltreiche verbunden waren, deren Schicksale aber weitere Zweiung nach sich zog. Das byzant. Kaisertum erhielt ein kirchlich-orthodoxes Gepräge und näherte sich der orient. Theokratie. Jahrhundertelang war das Kaisertum im Occident erloschen, bis Karl d. Gr. es 800 mit Hilfe des Papstes Leo Ⅲ. erneuerte. Das neue Kaisertum knüpfte in der Idee und in den Formen an das alte an, war aber eine völlig andere Institution geworden. Die Hauptmacht der fränkischen K. lag nicht in dem röm. Kaisertum, sondern in dem fränk. Königtum, und dieses war eine beschränkte german. Königsmacht. Die Kaiserwürde trat als eine universelle zu der nationalen Königswürde hinzu. Sie war die höchste weltliche Würde der Christenheit. Wenn man später noch von Weltherrschaft (imperium mundi) sprach, so entsprach das nicht der Wirklichkeit, doch galt theoretisch die Erhaltung des Weltfriedens immer als oberste kaiserl. Aufgabe. Dazu kam die Schirmhoheit für die röm. Kirche und die Ausbreitung des Christentums. Die Trennung von Occident und Orient ward nun staatlich und kirchlich vollzogen. An das fränk. Kaisertum schließt sich das römische Kaisertum der deutschen Könige an, seitdem Otto Ⅰ. 962 die Kaiserwürde für die deutsche Nation erworben hatte. Auch da wurde zwischen dem deutschen Königtum, welches durch die Reichs- und die Lehnsverfassung und vornehmlich durch die Aristokratie der deutschen Fürsten beschränkt war, und dem röm. Kaisertum, auf welches der gewählte deutsche König einen Rechtsanspruch hatte, unterschieden. In den ersten Jahrhunderten erhielten die Könige den Kaisertitel erst, wenn sie in Rom gekrönt worden waren, später hörten die Römerzüge auf und es verstand sich von selbst, daß der deutsche König zugleich römischer K. war. Der Kampf zwischen den K. und den Päpsten, der das Mittelalter charakterisiert, zehrte die Kräfte des deutschen Königtums auf. Seit dem Untergange der Hohenstaufen war der allmähliche Niedergang des deutschen Königtums nicht mehr aufzuhalten. Auch das röm. Kaisertum verlor seine Autorität und wurde wesentlich eine Titularwürde. 1806 ging auch der Name unter. (S. auch Deutscher König.)

In neuerer Zeit wurde aber die Kaiserwürde wiederum und nun in Anlehnung an die moderne, nationale Staatenbildung erneuert; zuerst von den russ. Zaren seit Peter d. Gr. (1721), indem sie die Erinnerung an das alte, ebenfalls seit der Türkenherrschaft untergegangene byzant.-griech.-orthodoxe Kaisertum in Anspruch nahmen; dann von Napoleon Ⅰ., der 1804 das Kaisertum Karls d. Gr. als franz. Kaisertum wieder aufrichten wollte, und von Napoleon Ⅲ., der darauf eine Art europ. Schiedsrichteramt gründete; 1804 von Österreich, dessen Monarch Südosteuropa der habsburg. Oberherrschaft unterordnen wollte. 1871 wurde das neue

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]