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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Karbunkel; Karchedon; Karchemisch; Karczag; Kardamomen

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Karbunkel – Kardamomen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Karborundum'

mernde Krystalle, die bezüglich der Härte dem Diamanten am nächsten stehen. Es erregte auf der Weltausstellung in Chicago das Interesse der Fachleute.

Karbunkel (vom lat. carbuncuIus, kleine Kohle) oder Karfunkel, alte Bezeichnung des roten edlen Granats. Im Mittelalter verstand man unter K. einen fabelhaften, feuerroten, wie Gold glänzenden, namentlich in der Dunkelheit hell leuchtenden Stein, den nach der Sage die Zeisige in ihr Nest legen und der unter anderm die Eigenschaft haben soll, den, der ihn bei sich trägt, unsichtbar zu machen. Später wurde der Name K. auch für den Rubin angewendet.

In der Medizin heißt K. oder Brandschwär (carbuncuIus, Anthrax) eine umschriebene Entzündung des Unterhautzellgewebes (s. Haut, Bd. 8, S. 901b fg.), wobei jedoch das Zellgewebe nicht eiterig zerfällt, wie beim Absceß (s. d.), sondern in geringerm oder gröberm Umfang brandig wird. Die K., die sich vom Furunkel (s. d.) hauptsächlich durch die tiefer greifende brandige Zerstörung der Haut und durch ihre Neigung, sich in die Fläche auszubreiten, unterscheiden, können auf der ganzen Haut auftreten, ihr Hauptsitz aber ist in der derben Rücken- und Nackenhaut. Mit Vorliebe werden ältere sowie durch Krankheiten geschwächte und erschöpfte Personen von K. befallen; im Sommer und Frühjahr sind kurbunkulöse Entzündungen häufiger als im Herbst und Winter. Zuerst entsteht beim K. ein schmerzhaftes Knötchen, das rasch unter Fiebererscheinungen an Umfang wächst (bis zur Größe eines Handtellers und darüber), während die bedeckende Haut eine dunkelrote bis blaue Färbung annimmt und sich knotig verdickt und brennend heiß anfühlt. Nach mehrern Tagen erweicht der harte Knoten und bricht an mehrern Stellen auf, wodurch die Haut siebartig durchlöchert und das unter ihr liegende brandig abgestorbene Zellgewebe in der Form von gelbgrauen, übelriechenden Pfropfen erscheint. Erst nach dem Abstoßen dieser Zellgewebspfropfen bilden sich in dem zurückbleibenden Geschwür gesunde Fleischwärzchen, welche allmählich den Substanzverlust ausfüllen und darauf die Überhäutung bewirken. Der K. ist immer mit ziemlich schweren Allgemeinerscheinungen (Fieber bis zu 40° C. und darüber, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, schließlich große Ermattung und Entkräftung) verbunden. Durch ihre große Schmerzhaftigkeit und ihre Zahl können die K. sehr lästig, durch ihre Größe, mehr noch durch ihren Sitz in der Nachbarschaft edler Organe (z. B. im Nacken, an den Lippen) gefährlich werden. Ursache mag in vielen Fällen ungenügende Hautpflege und mangelhafte Ernährung sein; als eigentliche Erreger hat man die gewöhnlichen Eiterkokken, insbesondere Streptococcus und Staphylococcus pyogenes (s. Eiter, Bd. 5, S. 958b fg.), erkannt, welche durch die Ausführungsgänge der Drüsen in die Haut einwandern und hier die eigentümliche karbunkulöse Entzündung erregen können. Die Behandlung besteht beim K. in frühzeitigen tiefen Kreuzschnitten der Haut, durch welche die heftigen Schmerzen am schnellsten beseitigt werden, sowie in warmen Umschlägen mit dünnen Sublimatlösungen oder Kamillenthee, um die Eiterung sowie die Losstoßung des brandigen Zellgewebspfropfes zu beschleunigen. Die übrige Behandlung ist die des gewöhnlichen Geschwürs.

Wesentlich verschieden von dem gewöhnlichen oder gutartigen K. ist der bösartige K. oder Milzbrandkarbunkel ↔ (carbuncuIus contagiosus, Pustula maligna), der nach der Ansteckung mit Milzbrand an den Stellen auftritt, an welchen das Milzbrandgift in die Haut gelangte, und sich als ein schmutzig-schwarzroter, in der Mitte verschorfender, rings von einem weiten blauroten Hofe umgebener Knoten von mehr oder minder großem Umfange darstellt. Dieser K. enthält die den Milzbrand (s. d.) verursachenden Pilze (Bacillen) und ist unbedingt tödlich, wenn er nicht zeitig durch energische Mittel (Messer, Ätzmittel und Glüheisen) gründlich mit seiner Umgebung zerstört wird. Diesem K. ähnlich ist die Pestbeule. (S. Pest.)

Karchedon, griech. Name für Karthago (s. d.).

Karchemisch, assyr. Qarqamisch, ägypt. Qarqamescha, Hauptstadt des Reichs der Hethiter in Syrien, am westl. Ufer des Euphrat, von G. Smith 1876 in den Ruinen von Dscherâbis wiederentdeckt. Die Stadt wird schon von Teglattphalasar I. erwähnt, von Salmanasar II. erobert und von Sargon II. zu Assyrien geschlagen (717 v. Chr.; vgl. Jes. 10). K. ist besonders bekannt geworden durch die Schlacht 604 v. Chr., in der der babylon. König Nebukadnezar II. den ägypt. König Necho II., Sohn Psammetichs I., besiegte.

Karczag (auch Kardßag), Stadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat Jazygien-Großkumanien-Szolnok, an der Linie Szolnok-Großwardein der Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines königl. Gerichtshofs, hat (1890) 4018 meist kath. und reform. magyar. E. (629 Israeliten), Post, Telegraph, ein reform. Realgymnasium und in der fruchtbaren Umgebung großartigen Melonenbau. In den nahen Sümpfen werden viele Schildkröten gefangen.

Kardamomen, die Kapselfrüchte verschiedener, zu den Gattungen Elettaria und Amomum, Familie der Zingiberaceen, gehörenden Arten, die in Ostindien (Malabar, Cochinchina), auf Ceylon, Java und Sumatra einheimisch sind und dort auch kultiviert werden. In den europ. Handel gelangen nur Malabar- und Ceylonkardamomen. Die Malabarkardamomen stammen von Elettaria cardamomum White et Maton (s. Tafel: Scitamineen, Fig. 2), sind 8–13 mm lang, stumpf-dreikantig, kahl, braungelblich oder mehr weißlich und stark längsstreifig. Die darin befindlichen Samen sind 2 mm lang, ^ rötlich- oder gelblichbraun, eckig, sehr uneben und gefurcht-runzlig und besitzen einen sehr angenehm-aromatischen, kampferartigen Geruch und einen sehr starken und feurig-gewürzhaften Geschmack. Verpackung in Kisten mit Matten umhüllt zu 50 kg Inhalt. Die langen oder ceylonischen K., die von Elettraria major Sm. herkommen, sind größer, 2,5–7 cm lang, stumpf-dreieckig, blaß-bräunlich oder gelblich grau und stark gerippt. Ihre Samen sind unter allen Sorten am meisten gelblich-braun, übrigens oval, eckig, stark runzlig und von weniger angenehmem, aber kräftig scharfem Geruch und Geschmack. Außerdem kennt man:

  • 1) die runden K., fast kugelig-eirund und etwa so groß wie Vogelkirschen;
  • 2) die mittlern K., Madagaskarkardamomen, die 2–2,6 cm lang sind und an den Kanten die Reste eines häutigen Randes tragen;
  • 3) die großen K., kolbenförmig, 4 cm lang und kaum merklich dreikantig;
  • 4) die bengalischen oder auch Nepalkardamomen, rundlich-eiförmig, 2,6–3 cm lang, oben mit 7–13 festen, kurzen Flügeln besetzt und 2 mm lange, rundlich-eckige Samen enthaltend.

Die Arten, die diese Sorten erzeugen, sind bis jetzt noch nicht sicher be-

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