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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kaschau-Oderberger Eisenbahn – Kaschmir

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kaschau'

erstreckt sich auf Pulver- und Papiermühlen, Ölraffinerien, Fabrikation von Tabak, Leder, Zucker, Essig, Tuch, Nägeln, Fayence, Stärke, Preßhefe, landwirtschaftlichen Maschinen, gebogenen Möbeln und Spiritus. K. vermittelt den Handelsverkehr zwischen Galizien und Ungarn, welcher durch eine Handels- und Gewerbekammer unterstützt wird. Die Umgebung ist reich an Mineralquellen; 5 km nordwestlich im Gebirge liegt das kleine, aber stark besuchte Bad Bankó, 20 km nordwestlich der intermittierende eisenhaltige (18 m hohe) Springquell Rank-Herlein, nördlich bei Tihang das Schwefelbad Ludwigsquelle. – K. ist einer der ältesten Orte des Landes und wurde schon von König Bela IV. 1241 zur Stadt erhoben. Bei K. schlug 4. Jan. 1849 der österr. General Schlick den ungar. Kriegsminister Mészáros. – Vgl. Krones, Zur Geschichte der Freistadt K. (Wien 1864).

Kaschau-Oderberger Eisenbahn, ungar. Kassa-Oderbergi vasut, eingleisige Privatbahn, deren Strecken teils in Österreichisch-Schlesien, teils in Ungarn liegen.

Kaschĕlot, Cachalot oder gemeiner Potfisch oder Potwal (Catodon macrocephalus L.), ein zu den Waltieren gehöriges Säugetier von 17 bis 20 m Länge, das sich durch den ungeheuern Kopf auszeichnet, der etwa ein Drittel des ganzen Körpers ausmacht, und das sich durch 18–23 Zähne im Unterkiefer und den Mangel der Barten von dem Walfisch unterscheidet. Er nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen diesem und den Zahnwalen oder Delphinen ein. Der K. ist oben schwarz, unten weißlich und über alle Meere verbreitet, vom 40.° nördl. Br. bis zum 40.° südl. Br., aber er schwimmt, den warmen Strömungen folgend, bis an die Pole. Er nährt sich hauptsächlich von Tintenfischen. Die beiden Spritzlöcher befinden sich bei ihm am vordern Rande des Kopfes und durch sie wird das Wasser, das sich im Rachen angesammelt hat, in Säulen hervorgetrieben, welche man auf offener See ziemlich eine geogr. Meile weit sehen kann. Engländer und Amerikaner machen auf den K. häufig Jagd. Dieselbe gleicht der Walfischjagd, ist aber gefährlicher. Das Walrat (s. d.), Spermaceti oder Cetine, von dem die Tiere auch Spermfische genannt werden, befindet sich in dem fast viereckigen Vorderteile des Körpers zwischen Spritzloch, Oberkiefer und Augen in einer großen, muldenförmigen Vertiefung des Schädels, die von einer teilweise knorpeligen, harten Ausbreitung bedeckt ist. Ein gewöhnlicher K. liefert zwölf große Fässer rohes Walrat, und außerdem giebt der seinen Körper umhüllende Speck noch Thran. Endlich stammt von dem K. auch noch die Ambra (s. d.) ab. Die dicken, kegelförmigen Zähne werden als Elfenbein verarbeitet.

Käscher oder Ketscher (engl. catcher), ein Instrument zum Fischen (s. Netzfischerei) und zum Auffangen schwimmenden Bernsteins (s. Bernsteinindustrie). Auch zum Fang von Insekten braucht man K., mit denen man Gras, Gebüsch u.s.w. abstreift.

Kaschgar, ehemalige Hauptstadt der chines. Provinz Ostturkestan (s. d.), die westlichste Stadt des Chinesischen Reichs, liegt unter 39°20' nördl. Br. und 76°11' östl. L. von Greenwich, 270 km im NW. von Jarkand (s. d.), in einer fruchtreichen Gegend am Kisil-su, ist von einer starken Lehmmauer umgeben und besteht aus der auf hohem Flußufer gelegenen Altstadt mit zwei, und der tiefer gelegenen Neustadt (Jengischehr) mit vier Stadtvierteln. K. ↔ hat 60–70000 E., zwei Teiche, einen Kanal, ein Gefängnis, 17 Medressen, 70 Schulen, Karawanseraien und ein Denkmal des 1857 hier ermordeten deutschen Reisenden A. Schlagintweit. Eine zum Bazar (tscharschu) führende Straße dient als Kaufhalle. Außerdem sind Bazars zum Verkauf von Baumwolle und zum Engroshandel mit Baumwollzeug vorhanden. K. ist der Stapelort des Verkehrs mit Mittelasien. Man fabriziert besonders Gold- und Silberstoffe, Gold- und Silberdraht, Leinen, Baumwolle, Teppiche und Seidenzeuge. – K. wird schon um 1070 genannt, stand später unter einheimischen, türk. oder mohammed. Herrschern, wurde 1218 von den Mongolen erobert, kam im 17. Jahrh. an das Dsungarische und später mit diesem an das Reich der Mandschudynastie. Nach dem Dunganenaufstand 1865 wurde es Hauptstadt Jakub Begs und fiel Dez. 1877 wieder den Chinesen zu.

Kaschgarschaf, s. Schaf.

Kaschiereisen (Cachiereisen), s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 650b).

Kaschieren, s. Cachieren.

Kaschin. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Twer, im SO. von der Wolga begrenzt, hat 2984,5 qkm, 130837 E.; Ackerbau, Fabrikation von Schuhwerk. –

2) Kreisstadt im Kreis K., nordöstlich von Twer, an der Kaschinka, hat (1891) 6974 E., Post, Telegraph, 25 Kirchen, 2 Mönchs-, ein Nonnenkloster, Getreide- und Branntweinhandel.

Kaschíra. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Tula, nach der Oka zu hügelig, mit lehmigem Boden, in den Niederungen Schwarzerde, hat 1961,2 qkm, 82467 E.; Acker- und Gemüsebau. –

2) K. auch Koschira, Kreisstadt im Kreis K., 113 km nordöstlich von Tula, rechts an der Oka, hat (1888) 5070 E., Post, Telegraph, 7 Kirchen, und ist ein Stapelplatz für Bauholz, Salz und Getreide.

Kaschmir, ursprünglich ein weicher Wollstoff aus der Stadt K., die im vorigen Jahrhundert noch 16000 Webstühle hatte; jetzt allgemein ein aus feiner Schafwolle hergestellter geköperter, weicher Stoff ohne glänzende Appretur, der zu Damenkleidern verwendet wird. Beim halbwollenen K. besteht die Kette aus Seide, der Einschlag aus Kaschmir- oder Merinowolle.

Kaschmir, vollständiger Kaschmir und Dschamu, engl. Cashmere and Jammu, ein von dem Maharadscha von K. regierter Staat Ostindiens unter brit. Oberherrlichkeit, im nordwestlichsten Teil des Himalaja zu beiden Seiten des obern Indus, reicht im N. bis zu der Kette des Karakorum, wird im O. von Tibet, im S. von der Provinz Pandschab, im W. von letzterer und der Landschaft Dardistan begrenzt, hat 209500 qkm mit (1891) 2543952 E. K. ist aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt, nämlich aus Jamu oder Dschamu, dem südlichsten, dem Stammlande der jetzigen Dynastie von K., aus dem eigentlichen K., aus Ladach (s. d.), Baltistan (s. d.) und Gilghit im äußersten NW.

K. ist eine der herrlichsten Alpenlandschaften des Himalaja. Ihr Hauptbestandteil ist das berühmte Kaschmirthal (s. umstehende Karte) von 150 km Länge und 15–60 km Breite, dessen Boden eine mittlere Höhe von 1585 m hat und rings von mächtigen Gebirgsketten umgeben ist, von denen die Pir-Pandschal genannte, an der Grenze zwischen K. und dem Pandschab, selbst mit ihrer höchsten Spitze von 4730 m noch nicht die Schneegrenze erreicht,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 210.