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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Loewe; Löwe

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Löwe (in der Astronomie) - Loewe (Ludwig)

gebiet südlich von der Indusmündung, der schon von Plinius erwähnt wird, von ziemlich niedriger Statur, mit etwas kurzem, aber an der Spitze stark buschigem Schwanze und sehr kurzer und dünner, aus gekrümmten Haaren bestehender Mähne. Viel hat man von dem bei allen Varietäten vorkommenden sog. Schwanzstachel gefabelt, der aber nur ein kurzer, leicht abfallender, nagelartiger Anhang der Schwanzspitze ist. Der L. geht bei Tage wie bei Nacht auf Raub aus, überfällt seine Beute im Sprunge und kämpft mit großer Unerschrockenheit gegen angreifende Feinde. Felsige Gegenden sind sein Lieblingsaufenthalt. Er läßt sich leicht zähmen und wird, gut gehalten, in der Gefangenschaft bis 30 J. alt. In fast jedem zoolog. Garten werden jetzt L. in solcher Anzahl gezüchtet, daß fast keine mehr eingeführt werden. Die Trächtigkeitsdauer beträgt etwa 108 Tage. Die Preise für L. sind außerordentlich gesunken; junge von etwa 4 Monaten kosten 400 M., ausgewachsene, je nach der Schönheit und Ausbildung der Mähne, 3000‒5000 M. Weibchen sind stets billiger und kosten höchstens 3000 M. Zur Fütterung wird in der Regel rohes Pferdefleisch verwandt und man rechnet auf den erwachsenen L. 4‒6 kg. Wie häufig der L. ehedem gewesen sein muß, ergiebt sich aus den Nachrichten klassischer Schriftsteller über die Zahl der L., welche bei großen Festen den Römern vorgeführt wurden. Als Pompejus sein Theater einweihte, zeigte er 600 lebende L., Cäsar 400 männliche. Die Häute von L. kommen häufig vom Kap, haben aber im Handel nur geringen Wert.

In der Heraldik ist der L. nächst dem Adler wohl das verbreitetste Wappentier und somit stilistisch am meisten entwickelt. (S. Leopard.)

Löwe (lat. Leo), das fünfte Zeichen des Tierkreises, von 120 bis 150° Länge reichend und mit ♌ bezeichnet. Den Namen L. führen zwei Sternbilder des nördl. Himmels, die man als Großen L. und Kleinen L. unterscheidet. Der hellste Stern des erstern ist Regulus. Der Große L. enthält den Radiationspunkt des als Leoniden bezeichneten Sternschnuppenschwarms (s. Sternschnuppen).

Löwe, Ewald Karl Aug. Erdmann, Jurist, geb. 5. Jan. 1837 zu Militsch in Schlesien, studierte in Breslau und Halle, trat dann in den preuß. Justizdienst und nahm 1869‒72 im Justizministerium an der Ausarbeitung der Deutschen Strafprozeßordnung teil. Er wurde 1872 Appellationsgerichtsrat zu Frankfurt a. O., 1879 Kammergerichtsrat in Berlin, 1880 vortragender Rat im preuß. Justizministerium, 1889 Senatspräsident des Reichsgerichts in Leipzig, wo er 1. Jan. 1896 starb. L. veröffentlichte: «Der preuß. Strafprozeß. Mit Rücksicht auf die gerichtliche Praxis dargestellt» (Bresl. 1861), «Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich» (mit Kommentar, 8. Aufl., Berl. 1894).

Löwe, Feodor Franz Ludwig, Schauspieler, Neffe des folgenden, geb. 5. Juli 1816 zu Cassel, debütierte in Mannheim, spielte in Hamburg und Frankfurt a. M., wurde 1841 Schauspieler und Regisseur am Hoftheater zu Stuttgart, wo er 21. Juni 1890 starb. Als Leicester in «Maria Stuart», Posa, Faust, Tasso und vor allem Hamlet zeigte er sich als tüchtiger Künstler. Im Konversationsstück gelangen ihm besonders die tiefer angelegten ernsten und humoristischen Charaktere. Auch durch «Gedichte» (Stuttg. 1854; 2. Aufl. 1860), «Neue Gedichte» (ebd. 1875) und die maurerischen Dichtungen: «Den Brüdern» (Lpz. 1871; 3. Aufl., Stuttg. 1887) und «Aus eigener Werkstatt» (Stuttg. 1881) erwarb er sich einen Namen. Ferner schrieb er: «Zwischen den drei Gäulen. Freimaurerische Arbeiten» (Stuttg. 1884).

Löwe, Johann Daniel Ludwig, Schauspieler, geb. 29. Jan. 1795 zu Rinteln, kam 1808 zur Bühne, spielte seit 1811 zu Prag, seit 1821 zu Cassel und erhielt 1826 ein Engagement am Hofburgtheater in Wien, wo er auch 1838 die Stelle eines Regisseurs des Schauspiels übernahm. Er starb 7. März 1871 in Wien. Trotz mangelhafter äußerer Mittel war L. durch poet. Auffassung und Ausführung einer der besten Darsteller (Fiesco, Egmont, Macbeth, Othello u. s. w.) seiner Zeit.

Löwe, Johanna Sophie, Bühnensängerin, Nichte des vorigen, geb. 24. März 1815 zu Oldenburg, bildete sich unter Cicemarra in Wien zu einer vorzüglichen Sängerin aus und trat 1832 im Theater des Kärntnerthors auf. Nach sechs Jahren kam sie nach Berlin, wo sie bald als Künstlerin erster Größe glänzte. 1840 ging sie nach Paris und London, hierauf nach Italien, 1845 wieder nach Berlin und vermählte sich 1848 mit dem österr. Feldmarschalllieutenant Fürsten Friedrich von Liechtenstein. Sie starb 29. Nov. 1866 in Pest.

Loewe, Karl, Komponist, geb. 30. Nov. 1796 zu Löbejün, besuchte das Gymnasium und die Universität zu Halle und hielt sich 1819‒20 in Dresden auf, wo er K. M. von Webers Freundschaft gewann. Ende 1820 ging L. nach Stettin als Kantor und Musikdirektor am dortigen Gymnasium. 1866 legte er seine Stellung nieder, siedelte nach Kiel über und starb daselbst 20. April 1869. Als Vokalkomponist nimmt L. eine bedeutende, als deutscher Balladenkomponist die erste Stelle ein. Viele seiner Balladen und Lieder sind weit verbreitet, manche fast volkstümlich geworden. Gegen 125 Werke sind von ihm erschienen. Seine Gesänge für eine Stimme werden seinen Namen am längsten erhalten; seine Oratorien («Die Zerstörung von Jerusalem», «Die Siebenschläfer», «Die eherne Schlange», «Gutenberg», «Johann Huß», «Die festlichen Zeiten» u. a.) bieten zwar ebenfalls Züge eines originellen Geistes, lassen aber den wahren großen Stil vermissen, der diesem Fache gebührt. Noch weniger glücklich war L. in seinen Opernversuchen. – Vgl. Karl L.s Selbstbiographie, bearb. von Bitter (Berl. 1870); Runze, Karl L. (Lpz. 1884); ders., L. redivivus (Berl. 1888).

Loewe, Ludwig, liberaler Parlamentarier, geb. 27. Nov. 1837 in Heiligenstadt als Sohn jüd. Eltern, gründete in Berlin mit einigen vermögenden Industriellen eine Maschinenfabrik nach amerik. Muster, die infolge ihrer trefflichen Leistungen in maschinellen Einrichtungen und Waffen für die preuß. und russ. Regierung, namentlich seit 1870, einen bedeutenden Aufschwung nahm. Sie wurde 1869 in die Aktiengesellschaft Ludwig Loewe & Comp. umgewandelt und nach dem Tode Ludwig L.s von dessen Bruder Isidor L. geleitet. Seit 1865 Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung, war L. vornehmlich thätig bei der Reform des Berliner Volksschulwesens. Von dem ersten Berliner Wahlkreis wurde er 1877 in das Abgeordnetenhaus und 1878 in den Reichstag gewählt, wo er sich der Fortschrittspartei und später der deutschfreisinnigen Partei anschloß. Beiden parlamentarischen Körperschaften gehörte er seitdem bis zu seinem Tode, der 11. Sept. 1886 in Berlin erfolgte, an.