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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luitprand - Lukmanier

ral des 1. bayr. Armeekorps) und die Prinzessin Therese (geb. 12. Nov. 1850). - Vgl. Reidelbach, L., Prinzregent von Bayern (Münch. 1892).

Luitprand, s. Liutprand.

Lujende, Nebenfluß des Rovuma (s. d.).

Lukács (spr. lúkahtsch), Bela von, ungar. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1847 in Zalatna, studierte seit 1869 in Pest Rechts- und Staatswissenschaft und wurde beim Obersten Rechnungshof angestellt. 1872 nahm er seinen Abschied und wurde in den Reichstag gewählt. Gleichzeitig führte er die Redaktion des polit. Tageblatts "Kozvélemény". 1886 übernahm L. das Direktionspräsidium der ungar. Staatsbahnen, deren Verwaltung und Betrieb er von Grund aus reformierte; namentlich wird ihm die Idee und die Durchführung des Zonentarifs zugeschrieben. Als 1890 die engere Verbindung der ungar. Staatsbahnen mit dem Handelsministerium beschlossen wurde, ward L. zum Unterstaatssekretär im Handelsministerium ernannt, wo er mit dem Handelsminister Baroß eine Reihe von Reformen ins Leben rief, so daß er nach dessen Tode, 20. Juli 1892, zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Er behielt sein Portefeuille auch bei der Neubildung des Kabinetts Juni 1894, trat aber Jan. 1895 mit Wekerle zurück. L. verfaßte mehrere größere volkswirtschaftliche Arbeiten, von denen hervorzuheben sind: "Österreichs und Ungarns Finanz- und Steuersystem" (1876), "Unser finanzielles Verhältnis zu den Ländern Kroatien und Slawonien" (1879), "Entwicklung des Post- und Telegraphenwesens im letztverflossenen Decennium" (1880), "Die Österreichisch-Ungarische Bank" (1882), "Rumäniens Staatshaushalt" (1882), "Staatshaushalt und Steuerwesen in England" (1884), "Staatshaushalt und Steuerwesen in Frankreich" (1884).

Lukanien, s. Lucanien.

Lukaris Cyrillus, s. Cyrillus Lukaris.

Lukas (Lucas), nach kirchlicher Überlieferung der Verfasser des dritten kanonischen Evangeliums und der Apostelgeschichte, Missionsgefährte des Paulus, scheint sich diesem in Troas vor seiner Überfahrt nach Macedonien angeschlossen zu haben und begleitete ihn seitdem auf allen Reisen. Nach Kol. 4,14 war L. Arzt. Die spätere Tradition läßt ihn zu Antiochia in Syrien geboren sein, zählt ihn zu den 70 Jüngern und macht ihn zum Maler. Er soll über 80 J. alt geworden, zu Theben in Böotien eines natürlichen Todes gestorben, sein Leichnam aber auf Befehl des Kaisers Constantius nach Konstantinopel gebracht worden sein. Sein über die Reisen verfaßter Bericht liegt, stark überarbeitet und teilweise verkürzt, dem zweiten Teile der Apostelgeschichte (s. d.) zu Grunde, deren Verfasser das "Wir" des Berichterstatters öfters beibehalten und dadurch den Schein erweckt hat, mit L. eine Person zu sein. Infolgedessen wurde auch das mit der Apostelgeschichte ein größeres Ganzes bildende dritte Evangelium als ein Werk des L. betrachtet. Erst die neuere Kritik hat gegen diese Annahme Zweifel erhoben und beide Schriften dem Anfang des 2 Jahrh. zugewiesen. Das Evangelium rührt von einem paulinischen Christen vermittelnder Richtung her und beruht auf einer Bearbeitung älterer Quellen, über deren Beschaffenheit jedoch die kritischen Ansichten noch auseinander gehen. Wahrscheinlich liegen mehrere Quellen, die zum Teil auch in dem ersten Evangelium benutzt, zum Teil aber dem Verfasser eigentümlich sind, zu Grunde; der Stoff selbst ist aber frei bearbeitet und teilweise geistvoll weiter gebildet. Die kath. Kirche hat dem L. den 18. Okt. geweiht, sein Symbol ist der Stier. - Vgl. Lipsius, Apokryphe Apostelgeschichten, Bd. 2, 2. Hälfte (Braunschw. 1884); Feine, Eine vorkanonische Überlieferung des L. in Evangelium und Apostelgeschichte (Gotha 1891); Hahn, Das Evangelium des L. (Bd. 1, Bresl. 1892); K. Dietrich, Die Urheberschaft des Lukasevangeliums und die kritisch-histor. Theologie (Lpz. 1892); Krenkel, Josephus und L. (ebd. 1894).

Lukas van Leiden, eigentlich Lukas Jakobsz, niederländ. Künstler, geb. 1494 zu Leiden, genoß den Unterricht seines Vaters und später des Cornelis Engelbrechtsen. Er malte in Öl, Wasserfarben und auf Glas, stach in Kupfer und zeichnete für den Holzschnitt. Seine ältesten datierten Kupferstiche sind von 1508 und zeigen bereits große Fertigkeit. 1521 ließ er sich in Antwerpen nieder, wo Dürer auf seiner niederländ. Reise ihn besuchte und malte. Doch siedelte L. bald wieder nach Leiden über und starb daselbst 1533. Das damalige Leben, insbesondere das Leben seines Volks, stellte er teils in verständiger, teils in phantastischer Auffassung der Dinge mit Geschick dar. Mehr als ein anderer Künstler damaliger Zeit zog er auch das Heilige in den Bereich des Profanen hinein; seine biblischen und legendarischen Darstellungen sind von einem genreartigen Wesen durchdrungen, das oft ans Possenhafte streift. Gegen Ende seines Lebens bemühte sich L., den idealern Stil der ital. Maler sich anzueignen. Unter seinen Gemälden sind zu nennen: Das Jüngste Gericht (auf dem Stadthause zu Leiden), Die Schachspieler (in Berlin), Die Vision des Augustus (in der Akademie zu Wien), Verkündigung Mariä (München, Pinakothek; s. Tafel: Niederländische Kunst V, Fig. 3). Zu seinen vorzüglichsten Kupferstichen, deren er gegen 170 geliefert hat, gehören: Die große Ausstellung Christi mit mehr als hundert Figuren (1510), Der Kalvarienberg (1517), die Passion Christi (14 Blatt, 1521); zu den seltensten Blättern: Eine Ruhe auf der Flucht, in großem Format, die Hagar und der Eulenspiegel. - Vgl. Evrard, Lucasde Leyde et Alb. Dürer (Brüss. 1883).

Lukas von Prag, s. Böhmische Brüder.

Lukasbilder, angeblich vom Evangelisten Lukas gemalte Madonnenbilder (s. Madonna), werden vielfach gezeigt; sie sind Erzeugnisse der byzant. Kunst.

Lukasgilden, s. Sankt-Lukas-Gilden.

Lukasschwarz, soviel wie Anilinschwarz (s. d.).

Lukavica-Planina (spr. -wĭtza), s. Serbien.

Luken, die Öffnungen in den Decken (s. d.) der Schiffe, die teils als Niedergänge dienen, teils zur Ventilation einzelner Innenräume, teils zum Einnehmen der Ladung (Ladeluken). Die L. "verschalken" bedeutet, dieselben, nachdem sie mit Grätings (s. d.) belegt sind, durch Presennings (s. d.) und übergenagelte Latten abschließen; das geschieht bei schlechtem Wetter mit den meisten L., um das über die Rehling (s. d.) schlagende Wasser vom Schiffsinnern abzuhalten. Die L. des Panzerdecks der Panzerschiffe werden neuerdings gepanzert oder mit Kofferdämmen (s. d.) versehen. Die L. sind mit hohen Schwellen, sog. Luksillen versehen, die das Seewasser abhalten sollen, in die untern Räume zu fließen.

Lukianos, s. Lucianus.

Lukmanier, Alpenpaß der Gotthardgruppe in den Lepontinischen Alpen an der Grenze der schweiz. Kantone Graubünden und Tessin, verbindet das