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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marquenterre - Marrubium

sium in Berlin, 1836 am Gymnasium in Danzig, 1856 Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Posen, 1859 des Gymnasinms in Gotha, wo er auch die oberste Verwaltung der ans dem Schlosse Friedenstein befindlichen Sammlungen erhielt und 30. Nov. 1882 starb. Sein Hauptwerk ist die Fortsetzung (vom 3. Teil des 2. Bandes ab) von Beckers "Handbuch der röm. Altertümer" (5 Bde., Lpz. 1843-67; neue Bearbeitung, gemeinsam mit Th. Mommsen, 1871-88; 7 Bde., zum Teil in 2. und 3. Aufl.).

Marquenterre (spr. -kangtähr), Gegend im franz. Depart. Somme (s. d.).

Marques (span., spr. -kehs), s. Marquis.

Marquesasinseln oder Markesasinseln (frz. les Marquises), auch Mendaña-Inseln oder Nuka-Hiwa-Archipel, seit 1842 franz. Gruppe von 11 Inseln mit 1274 qkm und (1888) 5145 E., darunter 200 Nichteingeborene, im östl. Teile des Großen Oceans, zwischen 7° 50' und 10° 31' südl. Br., 138° 39' und 140° 46' westl. L. Die Washington-Gruppe im Norden besteht aus sechs Inseln, darunter: Nuka-Hiwa (482 qkm und 988 E., 1178 m hoch), Uahuga, Uapou (83 qkm und 303 E., 2189 m). Die südöstl. Gruppe oder eigentlichen M. sind: Hiwaoa (s. d.), Tahuata oder Sta. Cristina (70 qkm und 403 E., 1000 m), Fatu-Hiwa oder La Madalena (77 qkm und 635 E., 1119 m) u. a. Obwohl die Inseln vulkanischer Bildung sind, fehlen doch thätige Vulkane. Die Landfauna ist bei ihrer isolierten Lage arm. Von Landvögeln sind 16 Gattungen vertreten, darunter Papageien und Fruchttauben. Die Eingeborenen sind den Tahitiern ähnlich, ein schöner Menschenschlag, stehen aber moralisch sehr niedrig. Die Missionsbestrebungen sind ohne Erfolg geblieben. Die Fortschrttte in der Produktion sind gering, nur auf Nuka-Hiwa und Hiwaoa sind Baumwollplantagen angelegt. Das Klima ist sehr heiß und feucht, aber selbst für Europäer gesund.

Marqueterie (frz., spr. -kett'rih), eingelegte Arbeit in Holz, soviel wie Intarsia (s. d.); im engern Sinn die seit dem 12. Jahrh. in Italien mosaikartig aus kleinen Stücken von verschiedenem Holz mit Elfenbein in geometr. Zeichnung zusammengesetzten Arbeiten zur Verzierung von Kassetten (Brautkästchen), Möbeln u. dgl.

Marquette (spr. -kett), Hauptort des County M. im nordamerik. Staate Michigan, am östl. Südufer des Obern See, mit (1890) 9093 E., gutem Hafen, ist Hauptverladungsplatz für den Marquette-Eisendistrikt, der jährlich über 1,8 Mill. t Erz produziert.

Marqueur (frz., spr. -köhr), der beim Billardspiel die Points zählende Kellner; dann Kellner überhaupt. - M. oder Reihenzieher heißt auch ein Gerät zum Ziehen von Strichen oder Furchen auf dem Acker, um die in Reihen zu bauenden Kulturgewächse geradlinig pflanzen zu können. Dadurch, daß man der Länge und Breite des Feldes nach den Reihenzieher anwendet und an den Kreuzungsstellen pflanzt, lassen sich die Pflanzen nach beiden Richtungen hin mit Hackemaschinen bearbeiten. Furchenzieher ist ein stark gebauter M., der statt der Zähne kleine Häufelschare besitzt; er wird beim Auslegen der Kartoffeln benutzt und durch ein Zugtier bewegt.

Marquieren, s. Markieren.

Marquis (frz., spr. -kih), ein Adelstitel, ist zwar aus dem latinisierten marchio, Markgraf, entstanden, aber in der Bedeutung sehr weit davon abgewichen. In Frankreich wie in Deutschland waren die alten Markgraftümer mit der Ausbildung der Landeshoheit im Herzogtum und in der Grafschaft aufgegangen, und die später in Frankreich wieder erscheinenden Marquisate bildeten eine ganz neue Schöpfung, welche ihren Rang zwischen dem Herzogtum und der Grafschaft erhielt. Noch später bildete der Marquistitel in Frankreich die Übergangsstufe vom hohen zum niedern Adel. In Italien steht der Marchese dem Range nach vor dem Grafen, in England (seit 1385) der Marquis (spr. markwis) oder Marqueß und in Spanien der Marques zwischen dem Herzog und dem Grafen.

Marquise (frz., spr. -kihs'), die Gemahlin eines Marquis. - M. heißt auch ein an eisernen Stäben befestigtes, zusammenlegbares Leinendach, das zum Schutze gegen die Sonne vor den Fenstern angebracht wird. (S. auch Jalousie.)

Marquisenzelt, s. Zelt.

Marquiskrone, eine an die ältere Grafenkrone (s. d.) erinnernde Kronenspielart, in Deutschland nicht gebräuchlich. Die französische M. zeigt Tafel: Kronen II, Fig. 34, die niederländische Fig. 30, die englische Fig. 32, die der span.und portug. Marques Fig. 31 und die der ital. Marchese Fig. 33.

Marr, Heinr., Schauspieler, geb. 30. Aug. 1797 zu Hamburg, betrat zuerst 1815 die Bühne im Stadttheater seiner Vaterstadt, spielte dann in Lübeck, Braunschweig, Magdeburg, Cassel, 1820 in Hannover, wo er 1821 zum Charakterfach überging. 1827 wurde er Mitglied des Braunschweiger Hoftheaters, 1838 des Wiener Burgtheaters, 1844 Oberregisseur am Stadttheater in Leipzig, 1852 artistischer Leiter des Hoftheaters in Weimar. Von 1856 bis zu seinem 16. Sept. 1871 erfolgten Tode führte er die Oberregie des Hamburger Thaliatheaters. M. gehörte zu den besten deutschen Charakterspielern; besonders war er ausgezeichnet im bürgerlichen Drama. Auch litterarisch bethätigte er sich auf dramat. und dramaturgischem Gebiet.

Marrahgebirge in Darfur (s. d.).

Marrakesch, s. Marokko (Stadt).

Marranen, s. Maranen.

Marron, ein brauner Farbstoff, unreines, Phosphin enthaltendes Fuchsin.

Marron, Marronneger, s Maron.

Marrua, Landschaft südlich von Bornu und im O. von Mandara (s. d.), seit dem deutsch-franz. Vertrag von 1894 zum Hinterlande von Kamerun gehörig, liegt in einer weiten und fruchtbaren, von 2 bis 300 000 Fulbe und Haussa dicht bevölkerten Ebene; Indigo, Baumwolle und Erdnüsse werden angebaut; die Pferdezucht steht in hoher Blüte. Der Ort M. selbst ist einer der bedeutendsten Kautschukmarktplätze des mittlern Sudan und Adamanas. Von Üchtritz und Passarge kamen als die ersten Europäer im Dez. 1893 nach M.

Marrubium L., Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit gegen 30 Arten in Europa, Nordafrika und besonders im außertropischen Asien, krautartige, ausdauernde, meist stark behaarte Pflanzen mit kleinen weißen oder roten Blüten, die in den Wirteln dicht beisammen stehen. Die bekannteste Art ist der in Deutschland häufige gemeine Andorn oder weiße Dorant (M. vulgare L.). Der Saft galt früher als Heilmittel gegen Katarrhe und Schwindsucht; ebenso waren die frischen Blätter, die nach Moschus riechen, offizinell als Herba marrubii albi.