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Marsfall – Marsh
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Marser'
barten Pälignern, Marrucinern, Vestinern u.a., in älterer Zeit oft mit den Samnitern im Bündnis gegen Rom, folgten seit 304 v.Chr. der röm. Hegemonie und
traten 91 v.Chr. an die Spitze des Aufstandes der Italiker, der den Marsischen Krieg oder
Bundesgenossenkrieg (s. d., 3) veranlaßte.
Marsen heißt auch ein zu den ältesten german. Stämmen gehöriges Volk am Mittelrhein. 7 v.Chr. wichen sie vor
Tiberius zurück, wie es scheint, in das Gebiet der obern Ruhr und Lippe, später beteiligten sie sich an der Varusschlacht. Im Herbst 14 n.Chr. führte
Germanicus gegen sie einen Rachezug; dann verschwindet ihr Name aus der Überlieferung.
Marsfeld, Campus Martius oder auch bloß Campus,
hieß in Rom ursprünglich die weite Ebene, welche sich von den Abhängen des Mons Pincius, Quirinalis und Capitolinus gegen den Tiber erstreckt und auf
welcher der größte Teil des heutigen Rom liegt. Es war dem Mars geweiht; in der Nähe war die Stätte für Wahlversammlungen
(Comitia centuriata und tributa), ferner die
Villa publica, welche für die bei den Komitien thätigen Beamten wie auch zur Aufnahme fremder Gesandten bestimmt
war. Das M. wurde durchschnitten von der Via Flaminia (jetzt del Corso). Die Straße war angelegt von dem Censor C.
Flaminius; derselbe erbaute im südl. Teile des M. den nach ihm benannten Cirkus (220 v.Chr.). Der größere nördl. Teil des M. blieb während der
republikanischen Zeit unbebaut und diente als Platz für gymnastische und kriegerische Übungen. Am Ende der Republik ließ Pompejus (beim jetzigen
Campo di Fiore) ein prächtiges (das erste steinerne) Theater bauen, Cäsar führte für die Komitien marmorne Hallen
(Septa Julia) auf. Die Bauthätigkeit steigerte sich unter Augustus, der bei seiner Stadteinteilung die VII. und IX. Region
hierher verlegte. M. Agrippa erbaute die ersten öffentlichen Thermen und das Pantheon (jetzt Sta. Maria Rotonda); Augustus (bei der jetzigen Ripetta) sein
Mausoleum; südlich davon bei San Lorenzo in Lucina errichtete er den (jetzt aus Monte-Citorio versetzten) Obelisken als Gnomon einer kolossalen
Sonnenuhr; Cornelius Balbus ein Theater unweit von dem des Pompejus und dem noch zum großen Teil erhaltenen, welches Augustus (13 v.Chr.) dem
Andenken seines Schwestersohnes Marcellus weihte. Ein ausgedehntes System von Säulenhallen, mit Kunstwerken geschmückt und zum Teil mit
Gartenanlagen verbunden, vermittelte die Verbindung zwischen den einzelnen Prachtbauten. Auch den spätern Kaisern verdankt das M. eine große Anzahl
von Monumentalbauten. So errichtete Nero hier prachtvolle Thermen neben denen des Agrippa; Marc Aurel die noch heute stehende Säule zum Andenken
an die Besiegung der Markomannen. In der Region östlich der Via Flaminia, nach den Hügelabhängen zu, lag unter
andern der Campus Agrippae, eine große von Säulenhallen (Porticus Vipsania;
Porticus Polae, an dessen Wand die berühmte Weltkarte gemalt war) umgebene Gartenanlage; am Nordende des
Campus Agrippae baute Aurelian (270 n.Chr.) einen prächtigen Sonnentempel
Den Namen Campo Marzo führt der vierte unter den mittelalterlichen (seit dem 13. Jahrh.) und modernen
Rioni von Rom. Er erstreckt sich von den Abhängen des Pincio bis zur westl. Ausbiegung des Tiber bei Piazza Borghese,
umfaßt also nur ↔ den nördlichsten Teil des antiken M. – Vgl. Piranesi, Campus Martius antiquae urbis
(Rom 1762); Platner, Bunsen, Gerhard und Röstell, Beschreibung der Stadt Rom, Bd. 3, Abteil. 3 (Stuttg. 1842); Lanciani,
Forma urbis Romae, Bl. 1, 8, 15 (Mail. 1893–94).
Marsfeld (Champ de Mars), Platz in Paris, 1000 m lang, 500 breit,
zwischen der Militärschule und dem Ufer der Seine. Er verdankt seine Entstehung der École militaire (1770 gegründet),
deren Schülern er als Übungsplatz diente, und wurde zu der Feier des Bundesfestes vom 14. Juli 1790 benutzt. Seitdem diente das M. vielfach als Örtlichkeit
für hohe Staatsaktionen, Volksfeste, Revuen. Hier fanden 1867, 1878 und 1889 die Weltausstellungen statt. Die Maschinenhalle von 1889 dient jetzt
verschiedenen Zwecken. Unweit des Pont de Jéna, der zum Trocadéro führt, steht der Eiffelturm.
Marsgebirge, Gebirge in Mähren, westlich von den Karpaten und von diesen durch die March getrennt, zieht als waldiger, nach
NW. steil abfallender Rücken vom Berge Sudna (südlich von Kremsier) bis gegen Gaya (40 km). Es ist in der Nähe der Karpaten am höchsten und kulminiert
im Brdoberg (587 m). Die südwestl. Fortsetzung, der Steinitzer Wald, übersteigt nur selten 400 m. Die Einsenkung
zwischen beiden Gruppen benutzt die Staatsbahn von Brünn nach dem Wlarapaß und dem Waagthal.
Marsh (spr. mahrsch), George Perkins, nordamerik. Philolog und Diplomat, geb. 15. März 1801 zu
Woodstock (Vermont), studierte die Rechte, wurde Advokat, 1835 Mitglied der Staatslegislatur, war 1842–49 Repräsentant im Kongreß, 1849–53 Gesandter
in der Türkei, ging 1852 in einer besondern Mission nach Griechenland und war 1861–82 Gesandter in Italien. Er starb 23. Juli 1882 zu Vallombrosa bei
Florenz. Von seinen Werken sind zu nennen: «A compendious grammar of the old Northern or Icelandic language»
(1838), «Lectures on the English language» (Neuyork 1861),
«Origin and history of the English language» (ebd. 1862), «Man and nature»
(ebd. 1864; neue Ausg. u. d. T. «The earth, as modified by human action», ebd. 1870).
Marsh (spr. mahrsch), Othniel Charles, nordamerik. Naturforscher,
geb. 29. Okt. 1831 zu Lockport (Neuyork), besuchte 1852 die Phillip's Academy zu Andover (Massachusetts), 1856 das
Yale College, 1860 die Sheffield Scientific School zu New-Haven und studierte
1862–65 zu Berlin, Heidelberg und Breslau, besonders Zoologie und Geologie. 1866 wurde er Professor der Paläontologie am
Yale College, welche Stelle er noch bekleidet. M. hat wiederholt Expeditionen nach den Rocky-Mountains
unternommen, zahlreiche fossile Säugetiere, Wirbeltiere u.s.w. entdeckt. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben:
«Description of a new Enaliosaurian, Eosaurus Acadianus» (1862),
«Contributions to the mineralogy of Nova Scotia» (1867),
«Origin of Signilites or Epsomites» (1867),
«Metamorphosis of Siredon into Amblystoma» (1868),
«Notice of new Mosasauroid reptiles from New Jersey» (1869),
«Notice of new fossil birds from the Cretaceous and Tertiary of the United States» (1870),
«Principal characters of American jurassic Dinosaurs» (1880),
«Odontornithes, or birds with teeth» (Washington 1880),
«Cretaceous Pterodactyls», «A new order of extinct jurassic reptiles»,
«Dinocerata» (1884) u.s.w.