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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Narthex; Naruszewicz; Narwa; Narwal; Naryn-Peski; Näs; Nasāl; Nasāle; Nasālvokale; Nascimento; Nase

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Narthex - Nase

weite Strecken. Sie hat grüngelbliche Blüten mit sechsblätterigem Perigon und 6 Staubgefäßen, die Frucht ist eine zugespitzte Kapsel und enthält zahlreiche Samen. Die Blätter sind schwertförmig und bilden rasenartige Büschel. Für das weidende Vieh ist diese Pflanze giftig.

Narthex (grch.) oder Narthekĭon, Kästchen zur Aufbewahrung wertvoller Gegenstände; im christl. Altertum die schmale Vorhalle der Kirche, an Stelle des Atriums oder auch an diese sich anlehnend.

Naruszewicz (spr. -schéwitsch), Adam Stanisław, poln. Historiker und Dichter, geb. 20. Okt. 1733 in Pinsk, trat 1748 in den Jesuitenorden und lehrte, nach mehrern Bildungsreisen im Auslande, in ihren Kollegien in Wilna und Warschau. Von Fürst Czartoryski dem Könige empfohlen, gewann er durch seine schriftstellerische Thätigkeit dessen Gunst; nach Aufhebung des Ordens mit zwei Pfarreien ausgestattet, erhielt er den Auftrag, eine Geschichte Polens abzufassen. 1788 Bischof von Smolensk, 1790 von Łuck, nahm er als Anhänger der Reform teil an den Arbeiten des großen Reichstags, zog sich aber nach den Teilungen ganz auf sein Amt zurück. Er starb 8. Juli 1796 zu Janów. Seine Gedichte (Oden, Idyllen, Fabeln, Epigramme, Satiren, Übersetzungen) sind gesammelt in den «Lyrika» (4 Bde., Warsch. 1778 u. ö.). In Prosa schrieb er eine Biographie des Feldherrn Chodkiewicz (Warsch. 1781), eine Geschichte der Krim («Tauryka», ebd. 1787), ein Tagebuch der Reise von Stanisław August zur Begrüßung der Kaiserin in Kaniow («Dyaryusz» u. s. w., ebd. 1787) und übersetzte den Tacitus (4 Bde., ebd. 1772‒83). Sein Hauptwerk aber ist die «Historya narodu polskiego», deren 6 Bände (2‒7, ebd. 1780‒86)die Geschichte der Piasten umfassen; Band 1, Vorgeschichte, wurde erst von der Warschauer Gelehrten Gesellschaft 1824 herausgegeben; die für die folgenden Jahrhunderte von seinen Hilfsarbeitern vorbereiteten Materialien, Abschriften aus Archiven u. s. w., liegen in den Hunderten von Foliobänden: «Teki Naruszewicza», in der Bibliothek der Fürsten Czartoryski u. a.

Narwa, auch Narva, Hafenstadt im Kreis Jamburg des russ. Gouvernements Petersburg, an der Narowa, 13 km vor ihrer Mündung in den Finnischen Meerbusen und an der Linie Petersburg-Reval der Baltischen Eisenbahn, ist Sitz mehrerer Konsulate und hat (1893) 11349 E., Russen, Esthen und Deutsche; in Garnison das 92. Infanterieregiment, 5 russ., 4 evang., 1 kath. Kirche, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, Theater, eine esthnische Zeitung; das Peterhaus (mit Museum), altes Schloß, Rathaus (1683 erbaut), Fischerei (Neunaugen und Lachse), Handel, Banken; mehrere Sägemühlen, an den Wasserfällen der Narowa (1,5 km oberhalb N.) eine große Tuchfabrik, Flachsspinnerei und auf der Narowainsel Kränholm (zu Esthland gehörig) die Kränholmer Manufaktur (Baumwollspinnerei-Aktiengesellschaft mit 402086 Spindeln). Der Hauptteil der Stadt mit Bauten der ehemaligen Festung liegt links an der Narowa; durch eine Steinbrücke damit verbunden rechts die Vorstadt Iwangorod, meist von Russen bewohnt und benannt nach der dort in Trümmern liegenden ehemaligen russ. Festung Iwangorod (1492 von Iwan Ⅲ. Wassiljewitsch erbaut). – N. wurde 1256 gegründet und trieb bedeutenden Handel mit Rußland. Es wurde 1558 von den Russen genommen und kam 1581 an Schweden. Weitere Belagerungen der Russen fanden 1590, 1658 und 1700 statt; im letztern Jahr (20. Nov.) erlitten diese bei N. eine schwere Niederlage durch Karl Ⅻ. von Schweden. Am 20. (9.) Aug. 1704 nahm Peter d. Gr. die Stadt mit Sturm. Die Festung wurde 1864 aufgehoben. – Vgl. Hansen, Geschichte der Stadt N. (Dorpat 1858).

Narwal (Monodon monoceros L., s. Tafel: Waltiere, Fig. 1), ein eine besondere Familie bildendes, nur im nördlichsten Eismeer vorkommendes Waltier von weißer Farbe mit braunen Flecken, das keine Rückenflosse besitzt und bis 6 m lang wird. Die Bezahnung dieses dicken, fast drehrunden Wals ist höchst eigentümlich. Er hat ursprünglich nur zwei Zähne im Zwischenkiefer, wovon bei dem Männchen regelmäßig der eine, meist der rechte, verkümmert, der andere aber schraubenartig bis zu 3 m Länge nach vorn auswächst und so eine furchtbare, gerade, spitze Waffe darstellt, die vom härtesten Elfenbein gebildet ist. Bei dem Weibchen findet sich der Stoßzahn nicht. Der N. ist ein sehr behendes, aber friedfertiges Tier, das früher in großen Herden zusammenlebte, jetzt aber seltener geworden ist und von den Eskimos der Zähne und des schmackhaften Fleisches wegen eifrig gejagt wird.

Naryn-Peski, Landschaft, s. Ryn-Peski.

Näs (skandinav., «Nase»), soviel wie Kap (s. d.).

Nasāl, auf die Nase (lat. nasus) bezüglich.

Nasāle, Nasenlaute, unter den Konsonanten die n- und m-Laute. Je nach der Stelle, wo die Mundhöhle geschlossen wird, unterscheidet man: dentalen Nasal (unser n vor oder zwischen Vokalen, vor t, d), labialen Nasal (m), palatalen Nasal (in sprachwissenschaftlichen Werken ń geschrieben, der Aussprache nach das italienische gn, z. B. in bagno, in den slaw. Sprachen als nj, ń, ň bezeichnet), gutturalen Nasal (unser n vor g, k, z. B. in «bange», «Bank»). Nasalvokale nennt man Vokale, bei deren Hervorbringung der Luftstrom nicht nur durch den Mundraum, sondern zugleich durch die Nasenhöhle ins Freie geht; die bekanntesten Beispiele sind die Aussprachsweisen des französischen en, in, on, an. In sprachwissenschaftlichen Werken bezeichnet man die Nasalität der Vokale meist durch einen Haken unten am Buchstaben (wie in der poln. Schrift): ę, ą. u. s. w. (S. Laut.)

Nasālvokale, s. Nasale.

Nascimento (spr. naßimengtŭ), Francisco Manoel do, portug. Lyriker, geb. 21. Dez. 1734 zu Lissabon, studierte Theologie und Musik, wendete sich aber bald zur Litteratur und Poesie. 1778 vor die Inquisition gefordert, flüchtete er sich ins Ausland. Zwölf Jahre weilte er in Paris, lebte dann als Privatsekretär des portug. Gesandten im Haag, schließlich wieder in Paris, wo er 25. Febr. 1819 starb. Vorzüglich schätzt man seine lyrischen Gedichte und die Übersetzung von Lafontaines Fabeln. Seine «Obras completas» gab er unter dem arkad. Namen Filinto Elysio heraus (2. Aufl., 11 Bde., Par. 1817‒18; neuere, Lissab. 1836‒40). – Vgl. Romero Ortiz, Literatura portuguesa en el siglo ⅩⅨ (Madr. 1870); J. M. Peveira da Silva, Filinto Elysio e sua época (Rio de Janeiro 1891).

Nase (Nasus), der oberhalb der Mundhöhle in den Rachen führende Kanal, welcher Sitz des Geruchsorgans ist und mit einem knorpligen, mit Haut überzogenen Fortsatz (die äußere N.) in das Gesicht hervorragt. Hinter der äußern N. liegt die Nasenhöhle (cavitas narium), welche aus einer