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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nieswurz; Niet; Nietbolzen; Niete; Nieten; Nietenzieher; Nietkluppe; Nietmaschine; Nietnagel; Nietnaht; Nietpresse; Nietzsche

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Nieswurz – Nietzsche

und desjenigen, welchem ein zeitlich begrenztes Eigentum übertragen ist.

Die röm. Grundsätze sind die gemeinsame Grundlage aller modernen Gesetzgebungen geblieben. Zur Bestellung ist bei Grundstücken überall Eintragung in dem Grundbuche erforderlich; dagegen ist bei beweglichen Sachen das Erfordernis der Übergabe nur vereinzelt aufgestellt. (Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 481; vgl. Preuß. Allg. Landr. Ⅰ, 21, §. 2; Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 644.)

Nieswurz, Pflanzenarten, s. Helleborus.

Niet, Niete, Nietbolzen oder Nietnagel, ein zur Verbindung zweier Metallstücke dienender, an dem einen Ende mit starkem Kopf versehener Bolzen aus bildsamem Metall. Das hierzu verwendete Material entspricht demjenigen der zu verbindenden Teile. Für kleinere N. ist dasselbe meist Eisen-, Kupfer-, oder Messingdraht, für größere Schmiedeeisen (Rundeisen); Gußeisen wird nur ausnahmsweise und dann mit Schmiedeeisen genietet. Die Nietenfabrikation begreift im wesentlichen das Ansetzen des Kopfes (Setzkopf) an den cylindrischen Teil (Schaft oder Nietbolzen im engern Sinn). N. von geringen Dimensionen (bis 8 mm Durchmesser) werden mit Hilfe von Maschinen, die im Princip den Drahtstiftmaschinen (s. d.) gleichen, gepreßt und zwar erfolgt die Herstellung derselben stets auf kaltem Wege, nachdem das Material ausgeglüht worden ist, welch letzteres auch mit den fertigen N. geschieht. Größere N., wie sie an Dampfkesseln, Brücken u. s. w. verwendet werden, werden stets in warmem Zustand und zwar entweder mit der Hand gepreßt, oder mit Hilfe besonderer Maschinen geschmiedet.

Nietbolzen, soviel wie Niet (s. d.).

Niete (Holland., eigentlich «nichts»), in der Lotterie ein Los, das nicht gewinnt, Fehllos, danach auch verallgemeinert. – Über N. in der Bedeutung Bolzen s. Niet.

Nieten oder Vernieten, im eigentlichen Sinn die Verbindung plattenförmiger Konstruktionsteile mit Hilfe von N. (s. Niet). Im weitern Sinn heißt N. auch diejenige Art der Zusammenfügung, bei der ein Arbeitsstück mit einem nietförmigen Ansatz durch eine Öffnung im zweiten Arbeitsstück gesteckt und durch Stauchen dieses Ansatzes befestigt wird. Hierbei wird dann durch Breithämmern (Stauchen) des hervorragenden Endes der in der Form dem Setzkopf entsprechende Schließkopf gebildet; nicht selten wird zum Anstauchen des Schließkopfs auch eine Nietpresse (s. Nietmaschine) benutzt. Bei der versenkten Nietung sollen die Nietköpfe nicht aus der Fläche der zu verbindenden Teile hervorstehen. Man wendet deshalb N. mit nach dem Schaft zu konisch verlaufenden Köpfen an, die in gleichfalls konisch ausgebohrte, versenkte Nietlöcher eingreifen. Häufig, jedoch mehr in der Schlosserei als im Maschinenbau, wird auch der Schließkopf als versenkter Kopf hergestellt.

Nietenzieher, ein mit einer cylindrischen Bohrung versehener Stempel, mittels dessen zum Zweck einer möglichst dichten Vernietung vor dem Anstauchen des Schließkopfes die Lochränder um das eingesteckte Niet herum aneinander gedrückt werden.

Nietkluppe, eine Kluppe zum Festhalten des Drahtstücks bei der Herstellung kleiner Niete.

Nietmaschine oder Nietpresse, mechan. Vorrichtung einesteils zur Anfertigung von Nieten (s. Niet), andernteils eine solche zur Ausführung von Vernietungen. Dem wechselnden Ort der Benutzung und der Größe der Arbeitsstücke (Brücken, Dampfkessel, Schiffe u. s. w.) entsprechend, werden Maschinen letzterer Art meist transportabel ausgeführt und während der Benutzung an einem Träger, Kran u. dgl. aufgehängt, um dem Arbeiter die Führung der Maschine zu erleichtern. Eine derartige N. besitzt zwei Stempel, von denen der eine die Gegenform vom Setzkopf des Nietes bildet und diesem zur Stütze dient, während der andere die dem Schließkopf zu gebende Gestalt hohl ausgearbeitet enthält. Beide Stempel sind zangenartig miteinander verbunden und werden beim Vernieten mit Hilfe einer kleinen, an den Zangenschenkeln gelagerten hydraulischen Presse oder Druckluftmaschine gegen das zwischengelagerte, meist zum Glühen erhitzte Niet gepreßt. Die beistehende Figur zeigt die Konstruktion der N. des Engländers Allen, wie sie in England bei Brückenbauten zur Vernietung von Nietbolzen bis 25 mm Dicke angewendet wird. Der Betrieb erfolgt mit Druckluft von 3,5‒4 Atmosphären Spannung. Die beiden Nietstempel n₁ n₂ sind bei a durch ein Gelenk verbunden, die Luft tritt durch den Schlauch b dem Preßcylinder c zu. Der Arbeiter setzt die am Haken d hängende Maschine mit Hilfe des Handgriffes e derart an die Nietstelle, daß der Setzkopf des zu stauchenden Nietes auf dem Unterstempel n₁ ruht, und verschiebt mittels des Hebels f den Steuerschieber so, daß Preßluft über den Kolben im Cylinder c tritt und, diesen senkend, den von der Kolbenstange erfaßten Kniehebel g streckt, also die Nietzange unter kräftigem Druck schließt.

^[Abb.]

Nietnagel, soviel wie Niet (s. d.); auch soviel wie Neidnagel, s. Nagel (anatom.).

Nietnaht, eine durch Nieten (s. d.) entstandene Verbindungsstelle.

Nietpresse, soviel wie Nietmaschine (s. d.).

Nietzsche, Friedrich Wilhelm, Philosoph, geb. 15. Okt. 1844 zu Röcken bei Lützen, studierte 1864‒67 in Bonn und Leipzig klassische Philologie, wurde 1869 als außerord. Professor der klassischen Philologie nach Basel berufen und 1870 zum ord. Professor ernannt. Am Kriege 1870 nahm er als freiwilliger Krankenpfleger teil. 1879 nötigte ihn ein mit häufigen Kopfschmerzen verbundenes Augenleiden, sich pensionieren zu lassen. Anfang 1889 wurde er infolge von geistiger Überanstrengung und im Übermaß gebrauchten Schlafmitteln unheilbar geisteskrank. N. lebt jetzt in Naumburg. In den Werken der ersten Zeit, der «Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik» (Lpz. 1872; 4. Aufl. 1895) und den «Unzeitgemäßen Betrachtungen» (1873‒76; 3. Aufl. 1895) versucht er den