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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ning-po; Ninive; Ninon de Lenclos; Ninove; Ninus; Niobe

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Ning-po – Niobe

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nimwegen'

seits und dem Deutschen Reich und Schweden andererseits, in welchem Philippsburg dem Deutschen Reiche zurückgegeben wurde, während Kaiser Leopold I. es in Bezug auf die Städte im Elsaß bei einem bloßen Protest bewenden ließ. Fruchtlos war ein 1702 von den Franzosen unternommener Überfall. 1794 wurde es von Pichegru besetzt.

Ning-po, Hafenstadt in der chines. Provinz Tsche-kiang, von dem Meere 19 km entfernt, inmitten einer fruchtbaren, von Kanälen durchschnittenen, bergumschlossenen Ebene, am schiffbaren Jung-kiang, hat 250000 E., hohe Mauern, saubere Straßen, Warenspeicher, zahlreiche Tempel, buddhistische Mönchs- und Nonnenklöster, Erziehungsanstalten, Versammlungs- oder Klubhäuser, viele christl. Missionen, sechseckigen Turm Thien-föng-tha, welcher, vor 1100 Jahren errichtet, mit seinen sieben zerfallenen Stockwerken 50 m Höhe hat. Nach der Europäervorstadt führt eine Schiffbrücke. Berühmt sind die Holzschnitzereien, Goldschmiedearbeiten und Seidenstickereien. Im NO. an der Flußmündung, bei dem stark befestigten Tschin-hai, legen die großen Schiffe an. Im SO. (52 km) liegt das Buddhistenkloster Thien-tung, ein Wallfahrtsort. N. ist 1842 dem fremden Handel geöffnet. Fast der ganze Verkehr geht über Shang-hai. Die Ausfuhr (1892: 4,9 Mill. Tael) besteht namentlich in grünem Thee (65 Proz.), Rohbaumwolle, Arzneien und seidenen Stückgütern; die Einfuhr (1892: 6,6 Mill. Tael) außer Opium (2,4 Mill. Tael) namentlich aus Baumwollgarnen und -Waren sowie Zucker. N. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Ninĭve, biblische Form des assyr. Ninua, Ninâ, bei den Griechen und Römern Ninos, Ninus, die in jüngster Zeit wiederentdeckte, langjährige Hauptstadt des assyr. Reichs, die nach der pers.-griech. Sage von Ninus (s. d.) gegründet wurde. Die Mauern derselben sind zum Teil noch heutzutage erhalten, am besten die Westmauer, die bis dicht an das linke Ufer des Tigris gegenüber dem modernen Mosul hinreicht und 2½ engl. Meilen lang ist. Die Nordmauer enthält ein großes, von Sanherib erbautes Thor. Die Ruinenstätte, von O. nach W. vom Choser durchflossen, enthält vor allem zwei künstliche Erdhügel, deren nördlicher nach dem auf seinem Nordostabhang liegenden Dorf Kujundschik benannt ist, während der südliche, eine Viertelstunde davon entfernte, nach einer auf ihm errichteten und dem Propheten Jonas geweihten Moschee Nebî-Yûnus («Jonasprophet») heißt. Unbedeutendere Trümmerhügel sind: Karakusch, Karatepeh, Jaremdscheb, Tepeh Simbel. Die ganze Gegend ist mit kegelförmigen Erhöhungen angefüllt, und an manchen Stellen ist der Boden mit Sandsteinfragmenten, Marmorbruchstücken u.s.w. bestreut. Hier vermutete schon 1820 der Resident der East India Company zu Bagdad, J. Rich, das alte N.; E. Botta unternahm dort fruchtlose Nachgrabungen und erst A. H. Layard (1845 fg.), H. Rassam (1854, 1876 fg.), George Smith (1873 fg.) und E. A. W. Budge (1888 fg.) nahmen erfolgreiche Ausgrabungsarbeiten vor, die eine Reihe von Königspalästen zu Tage förderten: im Nebî-Yûnus-Hügel einen Palast Rammânnirâris III. (811–782 v.Chr.), einen Sanheribs (s. d.) und einen Asarhaddons (s. d.); in Kujundschik den sog. Südwestpalast Sanheribs mit 71 Gemächern und den großartigen Nordpalast Sardanapals mit dessen Thontafelbibliothek. Am meisten scheint, nach der Keilschriftlitteratur, ↔ Sanherib für die Pflege und Verschönerung N.s gethan zu baden. Das Datum der Zerstörung der Stadt durch Nabopolassar (s. d.) ist noch nicht sicher festzustellen (608? oder 606?). Schon Xenophon fand die Ruinen, die er Mespila nennt. In späterer Zeit erscheint dort die röm. Kolonie Claudia Ninus. Nach 1 Mos. 10 wurde N. von Nimrud (s. d.) gegründet; sein Fall wurde von Zephania (Kap. 2) prophezeit. Als Residenz Sanheribs wird die Stadt bei Jes. 37 und in 2 Kön. 19 genannt. Die Angaben Ktesias über den kolossalen Umfang N.s (150 Stadien Länge, 90 Stadien Breite, 480 Stadien Umfang) sind sicher übertrieben.

Ninon de Lenclos (spr. -nóng), s. Lenclos.

Ninōve, vläm. Niewenhoven, an der Dender, Stadt der belg. Provinz Ostflandern, an der Linie Ath-Denderleeuw der Staatsbahnen, bereits im 12. Jahrh. Sitz einer Prämonstratenserabtei, hat (1889) 6734 E.; Textilindustrie, Flachsspinnerei und Seifenfabrikation.

Ninus, der sagenhafte Begründer des großen Assyrischen Reichs, das sich von Ägypten bis Indien ausgedehnt haben soll, Sohn des Ninyas, Begründer Ninives. Beide Personennamen scheinen auf eine Personifikation des Namens Ninive (s. d.) zurückzugehen. N. war mit der, gleichfalls mythischen, Semiramis vermählt und wurde durch diese auch ermordet, angeblich etwa 2000 v.Chr. Die Sage, die mit der orient. Nimrudsage eine gemeinschaftliche Quelle haben mag, ist von Ktesias von Knidos verbreitet worden.

Niŏbe, eine der bedeutendsten und ergreifendsten Gestalten der griech. Sage, die Tochter des Tantalos, Gemahlin des thebanischen Königs Amphion, dem sie eine stattliche Anzahl blühender Söhne und Töchter (nach der verbreitetsten, insbesondere attischen Fassung der Sage je sieben) gebar. Übermütig gemacht durch dieses Glück, wagte sie es, sich mit der Leto, der Mutter des Apollon und der Artemis, zu vergleichen, die ja nur zwei Kinder geboren habe; aber alsbald traf sie die furchtbarste Strafe: Apollon und Artemis töteten mit ihren sicher treffenden Pfeilen die sämtlichen Kinder vor den Augen der Mutter. Am Berge Sipylus bei Magnesia sollte die vor Schmerz erstarrte Mutter in Stein verwandelt sitzen. Was man im Altertum dafür hielt, eine in den Felsen gehauene Frauenfigur, hat sich als ein Bild der Kybele herausgestellt. (Vgl. Humann in den «Mitteilungen des deutschen archäolog. Instituts in Athen», XIII,. 22 fg.) Im übrigen haben Poesie und bildende Kunst der Griechen in der Behandlung dieses Stoffs gewetteifert; den höchsten Ruhm erlangte eine die Mutter in der Mitte ihrer Kinder darstellende Marmorgruppe (nach Plinius ein Werk der jüngern athenischen Bildhauerschule), welche, für irgend einen Ort in Kleinasien (wahrscheinlich in Cilicien) gearbeitet, durch C. Sossius nach Rom gebracht und dort im Tempelbezirk des Apollo Sossianus aufgestellt worden war. Eine Nachbildung dieses Werkes ist die 1583 in der Nähe des Laterans in Rom gefundene, jetzt in den Uffizien zu Florenz aufgestellte Statuenreihe (die Mutter mit der zu ihr geflüchteten jüngsten Tochter [s. Tafel: Griechische Kunst II, Fig. 14], sechs Söhnen und drei Töchtern nebst dem Pädagogen), aus der aber eine zuverlässige Vorstellung von der ursprünglichen Aufstellungsart (früher dachte man an ein Giebelfeld) schwer zu gewinnen ist. Mehrere ungleich wertvollere Wiederholungen von Statuen der Gruppe finden sich in

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 380.