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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orchester - Orchideen

von Auvergne, Heinrich Ⅳ. und Falstaff (1868), Auf dem Canal Grande zu Venedig (1871), Hamlet und der König, Mondschein auf den Lagunen, Jessica (1877), Haushaltung während der Flitterwochen (1882), Konvenienzheirat (1884), Der Salon der Mad. de Récamier (1885). Treffliche Historienbilder von ihm sind: Napoleon Ⅰ. an Bord des Bellerophon 1815 (1880; London, South-Kensington-Museum), Voltaire beim Herzog von Sulfy (1883; Hamburg, Kunsthalle).

Orchéster (grch. orchēstra), der Raum im griech. und röm. Theater, welcher, tiefer als die scena und die erste mit einer Brüstungsmauer versehene Sitzreihe des Zuschauerraums liegend, zum feierlichen Reigen des Chores um die in der Mitte aufgestellte Thymele, den Altar des Bacchus, diente. Im gegenwärtigen Theater ist O. der zwischen den Sitzreihen und der Bühne von der Instrumentalmusik und deren Dirigenten eingenommene Raum. Im Konzertsaal ist O. die etwas erhöhte, oft amphitheatralisch den Sitzen der Zuhörer gegenüber sich erhebende Abteilung, auf der sich Sänger und Instrumentalisten befinden. Diese Ortsbezeichnung hat man übertragen auf die Instrumentalmusiker, die demnach auch O. oder Kapelle genannt werden. In noch weiterer Übertragung endlich wird der Name O. der Gesamtheit der zu einem Tonwerk erforderlichen und in demselben vereinigten Instrumente beigelegt. In dieser Beziehung ist die Orchestration gleichbedeutend mit Instrumentation (s. d.), und es gehören hierher die Ausdrücke Großes und Kleines O. u. dgl. Der Ausdruck Militärorchester bezieht sich sowohl auf die Instrumente als auf die Musiker; andere Bezeichnungen, wie Theaterorchester, Badeorchester u. s. w., gehen nur auf letztere. Wird Orchestration statt Instrumentation, und Orchestermusik statt Instrumentalmusik gesagt, so bedeutet dies, daß nur einstimmige Instrumente zur Anwendung kommen, also Klavier, Orgel und derartige Harmonie-Instrumente ausgeschlossen sind. Man sagt auch z. B. das O. des 17. Jahrh., Händels O., Beethovens O., wodurch sämtliche in der Musik jener Zeit oder der genannten Meister zur Anwendung gekommenen Instrumente bezeichnet werden. Diese verschiedenen O. unterscheiden sich durch ihre Besetzung, durch Art und Zahl der verwendeten Instrumente. Die stetige Entwicklung des O. ist wiederholt durch plötzliche tiefgreifende Umwälzungen unterbrochen worden, die den bisherigen Charakter vollständig veränderten. Im O. des 17. Jahrh. z. B. herrschten die Lauten, Cimbali, Harfen und andere Accordinstrumente, die später vollständig daraus verdrängt worden sind. Mit Francesco Cavalli übernahmen die Violinen die Führung. Eine andere bedeutende Umwandlung erfuhr das O. durch die Werke Joseph Haydns (s. d.). Neue Klangwirkungen erzielte Rich. Wagner durch die Tieferlegung des O. im Bayreuther Festspielhause.

Orchĕstia, s. Flohkrebse.

Orchēstik (grch.), s. Tanzkunst.

Orchestrāl, zur Orchestermusik gehörig, orchestermäßig.

Orchestrieren, für Orchestermusik einrichten, instrumentieren (s. Instrumentation).

Orchestrĭon, ein von Fr. Th. Kaufmann in Dresden erfundenes mechan. Musikwerk mit starken Zungenstimmen, die mit Hilfe verschieden gestalteter blecherner Aufsätze den Klang der Blasinstrumente des Orchesters ziemlich täuschend nachahmen. (S. Musikinstrumente, mechanische.)

Orchestrionette, s. Musikinstrumente, mechanische.

Orchidacēen, s. Orchideen.

Orchidēen, Orchidaceen, monokotyledonische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Gynandren, eine der größten des Pflanzenreichs mit etwa 6000 Arten, die über die ganze Erde verbreitet sind und selbst innerhalb der arktischen Zone nicht ganz fehlen. Die große Mehrzahl gehört allerdings den tropischen und subtropischen Gegenden an. Es sind durchgängig krautartige Gewächse, die teils auf der Erde (Erdorchideen), teils epiphytisch auf Bäumen (Luftorchideen)u. dgl. leben. Sie haben in der Regel ausdauernde Rhizome; aus ihnen sprossen die beblätterten und blühenden Triebe hervor, die bei allen einheimischen und einigen ausländischen Erdorchideen krautartig sind und jährlich absterben, bei den meisten tropischen Arten mehrere Jahre an der Pflanze erhalten bleiben, jedoch im ersten Jahre ihre volle Ausbildung erlangen. Aus der Spitze des Rhizoms bildet sich in jedem Jahre neben dem alten ein neuer Trieb. Die Triebe der meisten tropischen Arten sind an ihrem untern Teile, zuweilen auch in der ganzen Länge knollenförmig verdickt, oder an der Basis zu Knollen umgebildet, die Scheinzwiebeln (Pseudobulbi) oder auch Bulben genannt werden, weil sie ähnlich wie die Zwiebeln mit Blattscheiden umgeben sind. Die Arten einiger Gattungen, wie Angrecum, Aërides, Vanda, Vanilla u. a., bilden frei aufrechtwachsende oder an Bäumen emporklimmende und sich dort mit ihren Luftwurzeln anklammernde Stämme, die sich ohne Unterbrechung an ihrer Spitze verlängern und nur ab und zu Seitensprossen entwickeln. Einige Arten haben einen korallenähnlich verzweigten Wurzelstock und leben auf verwesenden organischen Substanzen, insbesondere im Humusboden dichter Wälder als saprophytische blasse, kein Chlorophyll enthaltende, laubblattlose Gewächse.

Im Bau der Blüten stimmen die O. im wesentlichen überein, so daß sie als eine sehr natürlich umgrenzte Familie erscheinen. Sie sind stets zwitterig und unregelmäßig gebaut; sie haben sämtlich einen unterständigen, meist walzenförmigen Fruchtknoten. Ihre Blütenhülle besteht aus 6 Blättern, von denen die drei äußern als Kelch, die drei innern als Blumenkrone bezeichnet werden können, zwei von den letztern sind in der Regel blattartig, das dritte meist lippenförmig in der mannigfachsten Gestalt (Labellum) ausgebildet. Bei den meisten Arten ist nur ein einziges Staubgefäß, in seltenen Fällen sind zwei vorhanden (Cypripedium), Staubgefäße und Griffel sind miteinander zu einem säulenförmigen Gebilde, dem sog. Gynostemium (s. Tafel: Bestäubungseinrichtungen, Fig. 6 a) verwachsen. Die Pollenkörner jeder Antherenhälfte sind in der Regel durch eine klebrige Substanz zu einem Klumpen, dem sog. Pollinium, vereinigt. Diese Pollinien werden von den die Blüte besuchenden Insekten bei der Reife der Pollenkörner leicht herausgezogen und können so auf andere Blüten übertragen werden, überhaupt ist bei den meisten O. die Beziehung der Blütenform zu den besuchenden Insekten eine sehr deutliche, und mannigfache Einrichtungen befördern die durch Insekten erfolgende Wechselbestäubung. Ganz besonders bemerkenswert sind in dieser Hinsicht jene Orchideenblüten, die auf das täuschendste die Form gewisser Insekten nachahmen; so kennt man einige, deren Blüten wie Schmetterlinge aussehen, andere, bei denen dieselben Fliegen, Bienen, Hum- [folgende Seite]]