Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Osmanisches Reich (Landesprodukte)'
und kommt nach Frankreich zur Ausfuhr. Die Weine von Adrianopel, Tschataldscha, Niausta (Niagusta) bei Saloniki, Lapsaki, Cypern,
vom Libanon und die Weißweine von Brussa sind vorzüglich. Getrocknete Weintrauben liefern die Inseln und Küstengebiete. Tabak bildet
einen der wichtigsten Exportartikel. Der durchschnittliche Jahresertrag des Tabakbaues wird auf 30–32 Mill. kg veranschlagt. Besonders
geschätzt wird der macedon. Tabak von Jenidsche und der nordsyrische (Latakieh). In Ostrumelien ist Rosenzucht wichtig. Sehr
verbreitet ist auch die Pflege der Maulbeerplantagen um der Seidenraupenzucht willen. Für Fischerei ist der Bosporus wichtig.
Schwämme liefert das Mittelländische, Perlen das Rote und Arabische Meer. Häute werden in großer Zahl ausgeführt, und zwar gegerbte
von Büffeln, Ochsen und Schafen, und ungegerbte von Rehen, Hasen, Lämmern und Ziegen, besonders die Felle und die Wolle der
Angoraziegen sowie der aus derselben gewebte Kleiderstoff (Mohair). Die Rinderrasse, im Altertum durch ihre Große und Stärke
berühmt, ist jetzt in Rumelien wie in Anatolien entartet. Rindfleisch wird gesalzen oder gedörrt unter dem Namen Pasturma ausgeführt.
Schmelzbutter, Käse, Talg, Knochen und Leim bilden, besonders in Rumelien und Bulgarien, noch immer wichtige Handelsartikel. Die
türk. Pferde sind klein, aber ausdauernd. Die Bienenzucht gewährt reichen Ertrag an Honig und Wachs. In Kleinasien und Macedonien
war sonst die Blutegelzucht bedeutend. Andere Ausfuhrprodukte sind Opium, Knoppern, Süßholz und Teer. (S.
Balkanhalbinsel, Kleinasien, Arabien, Ägypten.)
Der Bergbau ist unbedeutend. An Mineralien versendet die Türkei nur Blei, Kupfer, Boracit,
Schmirgel,Meerschaum (aus Eskischehr und Kutahia), Natron und Bitumen aus Palästina und Salz.
Industrie und Handel. Die einheimische Industrie
beschränkt sich, abgesehen von Seidenspinnereien und Teppichwebereien, auf das Kleingewerbe. Einige früher blühende Gewerbe
(z. B. die Fayenceindustrie) sind eingegangen. Weltberühmt sind die Teppiche, besonders von Smyrna. Im allgemeinen stellt man nur
noch die notwendigen Verbrauchsartikel her, so tuchähnliche Wollstoffe (Schali) für Männeranzüge, rauhe und glatte Mantelstoffe (Abas),
Wolldecken (Ihram), Bademäntel, Handtücher, Kissenüberzüge in Baumwolle, halbseidene Stoffe, Sattlerarbeiten u.s.w. Bedeutend ist
die Kunstindustrie in der Hauptstadt.
Der Handel im Innern, der wegen Mangels an Verkehrsmitteln noch immer nicht entwickelt ist, liegt
fast gänzlich in den Händen der Griechen und Armenier, während der Handel mit dem Auslande vorzugsweise von fremden Kaufleuten
und Levantinern betrieben wird. Für die Berechnung des Wertes der im Inlande umgesetzten Waren fehlen alle Angaben. Hinsichtlich
des Verkehrs mit dem Auslande sind nur unzuverlässige offizielle Berechnungen vorhanden.
Die Hauptausfuhrhäfen sind in Europa: Konstantinopel, Saloniki, Dedeaghatsch; in Asien: Smyrna, Trapezunt, Mersina, Alexandrette,
Beirut. Regelmäßige Dampfschiffverbindungen nach den wichtigern Hafenplätzen unterhalten: der Österreichische Lloyd, die franz.
Messageries maritimes, Fraissinet+Comp., die russ. Dampfschiffahrtsgesellschaft (Odessa), die
Gesellschaft Chedivié (Alexandria), die ital. Gesellschaft Florio-Rubattino, die griech. ↔ Gesellschaft Panhellinion u. a.
Die eigene Handelsflotte betrug (1893) 91 Dampfer mit 72120 und 981 Segler mit 194515 t. In die türk. Häfen des Mittelländischen und
des Schwarzen Meers liefen (1891–92) 179317 Schiffe, in die des Roten Meers 4786, in die des Persischen Golfs 1262 Schiffe ein.
Wichtigste Ein- und Ausfuhrwaren 1891–92:
Einfuhr | Mill. | Ausfuhr | Mill. |
Piaster | Piaster |
Schirting | 159 | | Weizen | 127 | |
Baumwollzwirn | 154 | | Rohseide | 101 | |
Zucker | 151 | | Rosinen | 98 | |
Bedruckte Baumwoll- | | | Opium | 70 | |
| zeuge | 126 | | Kaffee | 52 | |
Kaffee | 88 | | Wolle | 48 | |
Reis | 72 | | Feigen | 42 | |
Wollstoffe | 70 | | Olivenöl | 42 | |
Petroleum | 68 | | Cocons | 39 | |
Kalikostoffe | 62 | | Wallonen | 36 | |
Mehl | 45 | | Gerste | 35 | |
Tuche | 40 | | Mohair | 35 | |
Musselin | 40 | | Baumwolle | 32 | |
Leder | 37 | | Mineralien | 30 | |
Kaschmir | 37 | | Datteln | 24 | |
Spitzen | 35 | | Orangen, Citronen, | | |
Eisen | 34 | | | Walnüsse | 24 | |
Butter | 26 | | Teppiche und Decken | 22 | |
Schafe, Ziegen | 25 | | Sesam | 20 | |
Kleider | 25 | | Droguen | 19 | |
Kohlen | 21 | | Fische | 16 | |
Dazu kommt noch Tabak, von dem 1891–92: 13,39 Mill. kg ausgeführt wurden. Der Gesamtwert der
Einfuhr wird auf 2291, der der Ausfuhr auf 1238 Mill. Piaster berechnet, wovon 43 und 38 Proz. auf England entfallen, dann folgen
Österreich-Ungarn, Frankreich, Rußland, Italien und Bulgarien.
Die kaiserl. Ottomanische Bank ist seit Einziehung des frühern Staatspapiergeldes (15 Mill. türk.
Pfd.) allein zur Ausgabe von Noten befugt, deren Einlösung ausschließlich in Gold erfolgt. Sie hat ein Aktienkapital von 250 Mill. Frs.,
worauf die Hälfte eingezahlt ist. Am 31. Juli 1896 hatte sie 19458000 Frs. im Umlauf gegen einen Barvorrat von 24915000 Frs. in
Konstantinopel und 13130000 Frs. in den Filialen, die in London, Paris, Adrianopel, Philippopel, Saloniki und Sofia, in Alexandria, Port
Said und Kairo und in 19 größern Städten der asiat. Türkei bestehen. Der Vorschuß in laufender Rechnung, der der türk. Regierung
statutengemäß und permanent zu gewähren bleibt, stand 31. Juli 1896 mit 33553459 Frs. zu Buche. Die Bank diskontiert keine Wechsel
auf die Türkei, besorgt aber die Einkassierung der verschiedensten Wertpapiere.
Verkehrswesen. Das türk.
Postwesen, seit 1840 neu eingerichtet, steht nicht auf der Höhe seiner Aufgabe. Die Türkei gehört dem
Weltpostverein an und besitzt (1886) in Europa 408, in Asien 746, in Tripolis 33 Bureaus. Daneben unterhalten Deutschland, Rußland,
England, Frankreich, Österreich in den größern Städten eigene Postämter. Eine Stadtpost existiert nicht.
| | | Drucksachen |
| | Post- | und Waren- |
Postverkehr 1889/90 | Briefe | karten | proben |
| Tausend Stück |
Innerer Verkehr | 9403 | 48 | 540 |
Äußerer Verkehr | 3649 | 66 | 732 |
Durchgangsverkehr | 559 | 12 | 333 |
Die Zahl der Telegraphenstationen betrug 1886 in Europa 233, in Asien 438, in Tripolis 12.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 675.