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Peguat – Peilen
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pegu'
mit ihnen verschmolzen, selbst in betreff ihrer Sprache, die eine reiche Litteratur besitzt. Von den Talaing der Sprache nach verschieden sind die
Karen (s. d.). – Die Stadt P. am Küstenfluß gleichen Namens, der mit einem östl. Arme des Irawadi in
Verbindung steht, einst die Hauptstadt des Reichs mit 150000 E., 1757 von Alaung-paja völlig zerstört, 1790 wieder aufgebaut, ist jetzt ein Ort von (1891) 10762 E.
Berühmt ist der auf einer stufenförmigen Grundlage sich 115 m hoch erhebende Tempel des Gautama (Buddha), Schwema-da, d.i.goldenes Heiligtum, genannt, der bei der
Zerstörung der Stadt verschont wurde. Die Priester geben sein Alter auf 2320 Jahr an. – Die wichtigste Stadt des Landes ist Rangun (s. d.), als
Hafen auch Bassein (s. d.). Über die Geschichte s. Birma (Geschichte).
Peguat, ägypt. Küstenstadt, s. Kanopus.
Pegu-Jōma (Pegu-Roma), Gebirge in Birma (Hinterindien). Es trennt die Flußthäler des
Sittang und des Saluen und erstreckt sich von Jemethin in Oberbirma bis fast an den Golf von Martaban. Auf der rechten (westl.) Seite des Sittang setzt es sich
bis an das Irawadidelta fort. Auf einem letzten Hügel erhebt sich die Pagode Schwe-Dagon (s. d.).
Pehlevi oder Pahlavi (parthisch, von pahlav, altpers.
parthava, Parthien), im allgemeinen Name der pers. Sprache zur Zeit der Sassaniden, deren sich auch die spätern Parsen noch
jahrhundertelang in ihren theol. Werken bedienten. Genauer beschränkt man jetzt den Ausdruck P. auf die Schriftsprache. Gesprochen wurde ein reines Persisch, das
sog. Mittelpersisch, eine ältere Stufe des (von arab. Elementen freien) Neupersischen, geschrieben dagegen ein ganz sonderbares, künstliches Gemisch von
aramäischen und pers. Wörtern. Die eigentliche Grammatik (Deklination und Konjugation) ist persisch wie die große Mehrzahl der Wörter; aramäisch sind einige
Hunderte gerade der gebräuchlichsten Wörter. Beim Lesen werden diese aramäischen Elemente durch ihre pers. Äquivalente ersetzt. Ein altes Verzeichnis dieser
aramäischen Wörter mit ihren pers. Lesungen ist erhalten und von Hoshangji und Haug (An old Pahlavi-Pazand Glossary,
Bombay-Lond. 1870) und von Salemann (über eine Parsenhandschrift, Leid. 1878) herausgegeben worden. Eine große Schwierigkeit bietet das Lesen der Pehlevibücher,
weil in der kursiven Schrift derselben eine Menge von Buchstaben, die auf ältern Münzen und Gemmen und in den Felsinschriften deutlich geschieden sind, hier
zusammenfallen, so daß ein aus mehrern Buchstaben bestehendes Wort theoretisch auf hundertfache Weise gelesen werden kann. Schon auf den ältesten Inschriften
werden übrigens r, v, u immer gleich geschrieben. Aus dem Namen P. schließt man, daß das sonderbare Schreibsystem des P. schon zur Partherzeit (namentlich in
Medien) galt. Wie es aber entstanden ist, bleibt gänzlich dunkel.
Das Pehlevialphabet hat sich aus einem aramäischen Alphabet entwickelt. Es findet sich in den ältesten Sassanideninschriften
in zwei Arten, im sog. Chaldäopehlevi und im Sassanidenpehlevi, in jüngerer Form auf den Sassanidenmünzen und in der jüngsten in den Pehlevihandschriften. (Vgl.
Eutings Schrifttafel zum 24. Band der «Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung», Berl. 1879.)
Von der Pehlevilitteratur sind fast nur religiöse Schriften aus der letzten Zeit der ↔ Sassanidenherrschaft
und den folgenden Jahrhunderten erhalten. Von diesen sind zu nennen: die Pehleviübersetzung des Avesta, aus dem 6. Jahrh. v.Chr., von Spiegel herausgegeben; das
Buch vom Minô-i-khrat (dem «Geist der Vernunft»), ein moralischer Traktat aus dem 6. Jahrh., in P. von Andreas (Kiel 1882) herausgegeben; in Pâzend (s. unten) mit
Übersetzung und Glossar von West (Lond. 1871) herausgegeben; der Bundehesh, eine Kosmographie nach zoroastrischem System, später als das 6. Jahrh., mit Übersetzung
und Glossar von Justi (Lpz. 1868) herausgegeben; das Buch von Artâi-Virâf, eine Höllen- und Himmelfahrt, vielleicht Ende des 9. Jahrh., mit andern Texten
herausgegeben und übersetzt von Hoshangji, Haug und West (Bombay 1872, dazu ein Glossar von West und Haug, Lond. 1874); der Dinkart, ein umfangreiches theol. Werk
über die Zoroastrische Religion aus dem 9. Jahrh. von Behramji Sanjana (1874 fg., noch nicht beendet) u.s.w. Die Umsetzung der Pehlevitexte nach ihrer wirklichen
Aussprache (soweit sie den Parsen bekannt war) in die Avestaschrift (oder auch in die arabische) nennt man Pâzend. Darin ist
Wests Minô-i-khrat (s. oben) und sein Shikand-Gûmânîk-Vijâr (Bombay 1887) geschrieben. – Vgl. West,
The extent, language and age of Pahlavi literature (in den «Sitzungsberichten» der Münchener Akademie, 1888), sowie Wests
Übersetzungen aus dem P. in Max Müllers «Sacred Books of the East», Bd. 5, 18 und 24.
Pehliwân (d.h. Held), im Orient eine Art Gaukler, die durch Kraft und Geschicklichkeit als Fechter, Ringer und
Diskuswerfer das Publikum belustigen. Sitte und Name sind den Persern entlehnt.
Peigneur (frz., spr. penjöhr), die Kammwalze oder der Abnehmer der Krempelmaschinen
(s. Spinnerei).
Pei-ho (der «Nordfluß», auch Pai-ho, der «Weiße Fluß»),Fluß in der chines. Provinz Pe-tschi-li,
entspringt im mongol. Grenzgebirge, durchsetzt dreimal die Große Mauer, strömt in Windungen gegen Südost, fließt an Peking vorbei, wird bei Tung-tschou, wo er den
Scha-ho aufnimmt, schiffbar, nimmt vor Tien-tsin den Hu-to-ho und dann den Kaiserkanal (s. d.) auf und
ergießt sich, 556 km lang, in den Golf von Pe-tschi-li. An der Mündung, 7,40 km unterhalb des durch seine Forts berühmt gewordenen
Städtchens Ta-ku, bildet er eine Barre. Der Fluß ist nur zur Zeit der Schneeschmelze am östl. und südl. Randgebirge der Gobi reißend und wasserreich; im Herbst
wird er seicht. Sein Unterlauf führt durch die lößbedeckte Tiefebene und hat schlammiges Wasser.
Peilau, Dorf im Kreis Reichenbach des preuß. Reg.-Bez. Breslau, an der Peile, besteht aus den Gemeinden Ober-Peilau I und II,
Ober-Mittel-Peilau, Mittel-Peilau, Nieder-Mittel-Peilau, Nieder-Peilau-Schlössel und acht Gutsbezirken (4 Rittergüter) und hat (1890) etwa 7000 E., kath. und
evang. Kirche, Schloß; Fabrikation von Leinen-, Baumwoll-, Marmor- und Gummiwaren, Öfen und Preßhefe, Brauerei, Dampfmahl- und Dampfsägemühlen.
Peilen, Peilung (niederdeutsch), bedeutet in der Seemannssprache sowohl die Richtung, in der man
einen Gegenstand erblickt, durch den Kompaß bestimmen, als auch eine Wassertiefe mit dem Lot abmessen. Man peilt z.B. die Sonne, d.h. man bestimmt ihr Azimut; man
nimmt eine Landpeilung: peilt eine Landspitze oder einen Leuchtturm, d.h. Man bestimmt den Winkel, den eine vom Kompaß aus
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 982.