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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petersilienkampfer - Pétion

von 20 cm. Die Wurzeln werden im Oktober gehoben und im Keller in Sand eingeschlagen. Die P. trägt im Zweiten Jahre Samen. Will man von diesem ernten, so muß man die Stöcke aus der Herbstsaat während des Sommers ungenutzt lassen.

Petersilienkampfer, s. Apiol.

Peterskorn, s. Dinkel.

Peterspfennig (engl. Peterpenny; lat. denarius Petri) oder Petersgroschen, die Abgabe, die England seit dem 8. Jahrh, an den Papst entrichtete. Der angelsächs. König Ina von Wessex soll sie 725 dem Papst zu dem Zweck zugestanden haben, daß in Rom davon eine Schule für engl. Geistliche und die Kirchen und Grabmäler Petri und Pauli unterhalten würden. Sie wurde durch Einsammlung eines Penny von jedem Hause alljährlich am Peterstage (29. Juni) aufgebracht und überstieg im 13. Jahrh. bedeutend das Geldeinkommen der Könige von England. Schon Eduard III. machte 1365 den Versuch, den P. abzuschaffen, doch gelang dies erst Heinrich VIII. durch die Akte von 1532. Nach dem Vorgange Englands wurde der P. seit dem 11. Jahrh. auch in Dänemark und Polen, seit dem 12. Jahrh, auch in Schweden, Norwegen und Island bezahlt; ,dagegen gelang es den Bemühungen der Päpste nicht, ihn in Preußen, Frankreich und Spanien einzuführen. - Mit dem alten P. hat nur den Namen gemein der neue P., der seit dem Italienischen Kriege von 1859 in allen kath. Ländern als freiwillige Gabe zur Unterstützung des Papstes besonders durch den klerikalen Journalisten Margotti eingeführt wurde. Schon Papst Pius IX. konnte Millionen sparen und im Auslande anlegen, die seinem Testament zufolge Eigentum des Heiligen Stuhls und dem jeweiligen Papste verfügbar sind. Auch unter Papst Leo XIII. läuft der P. reichlich ein. 1892 wurden große Veruntreuungen in der Verwaltung des P. aufgedeckt. - Vgl. Spittler, Von der ehemaligen Zinsbarkeit der nordischen Reiche an den päpstl. Stuhl (Hannov. 1797); Woker, Das kirchliche Finanzwesen der Päpste (Nördl. 1878).

Peterssee, Sankt, s. Sankt Lorenzstrom.

Peterssen, Eilif, norweg. Maler, geb. 4. Sept. 1852 in Kristiania, studierte zuerst in seiner Vaterstadt unter C. F. Eckersberg, später in Karlsruhe unter Riefstahl und in München unter Diez (1874-78) und hielt sich später in Rom und Paris auf. 1876 malte er das Bild: Christian II. das Todesurteil des Torben Oxe unterzeichnend. Mehrere Altarbilder: Die Kreuzigung (in der Johanniskirche), Christus in Emmaus (in der Domkirche zu Kristiansand), zeigen ihn als tüchtigen religiösen Maler, voll Wärme und Gefühl in Stimmung und Farbe, Nicht so bedeutend, wenn auch koloristisch interessant sind seine Genrebilder: Siesta (Museum in Kristiania), Nocturne (Museum in Stockholm). Auch hat er treffliche Bildnisse (unter andern das des Komponisten Ed. Grieg, im Museum zu Kristiania) geschaffen.

Petersthal, Dorf und Badeort im Bezirksamt Oberkirch des bad. Kreises Offenburg, an der Rench, im Schwarzwald, hat (1890) 1090 E., darunter 21 Evangelische, Post, Telegraph; Harz-, Pech- und Kienrußfabrikcn, Sägemühlen, Fabrikation von Kirschwasser und Holzhandel. P. wird zu den Kniebisbädern (f. Kniebis) gerechnet.

Peterswaldau, Dorf im Kreis Reichenbach des preuß. Reg.-Bez. Breslau, zieht sich in einer Gebirgsschlucht am Ostabhang des Eulengebirges 7 km weit hin, bestand bis 1. April 1891 aus den vier Gemeinden Ober-, Mittel-, Nieder- und Königlich-Peterswaldau und hat (1890) 7443 meist evang. E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Schloß der Grafen von Stolberg-Wernigerode mit Archiv, evang. Kirche (1875), kath. Kirche, Diakonissenanstalt, Josephhospital; Baumwollspinnereien, Baumwollwaren-, Cigarren- und Stärkefabriken, Färbereien, Zeugdruckereien, Mahl- und Schneidemühlen.

Peterwardein, ungar. Petervárad, königl. Freistadt im Komitat Syrmien (Szerém) in Kroatien und Slawonien, früher Hauptort des ehemaligen gleichnamigen kroat.- slawon. Militärgrenzdistrikts, eine der stärksten Festungen der Monarchie, am rechten Ufer der Donau auf einer Halbinsel, durch eine Donauschiff- und eine Eisenbahnbrücke mit dem gegenüberliegenden Neusatz verbunden, an der Linie Budapest-Semlin der Ungar. Staatsbahnen, Station der Donandampfer, ist Sitz der 14. Infanteriebrigade und einer Geniedirektion, hat (1890) mit den beiden Vorstädten 3777 E., in Garnison je ein Bataillon des 29. Infanterieregiments "Freiherr von London" und des 70. Infanterieregiments "Galgotzy" und das 3. ungar. Festungsartilleriebataillon, vier kath. Kirchen, darunter die Franziskanerkirche mit dem Grabe des berühmten Kreuzzugspredigers Johannes Capristan (gest. 1465), eine Bürgerschule, ein Militärspital und Zeughaus. Die obere Festung, auf einem Serpentinfelsen, die mit einem Hornwerke in Verbindung steht, ist ein alter Bau. Am Fuße des Berges liegt die untere Festung, die eigentliche Stadt. Beide Festungen zusammen können gegen 10 000 Mann aufnehmen. P. steht an der Stelle des röm. Acumincum. - Die Festung wurde 1688 von den Kaiserlichen gesprengt und bald nachher die Stadt durch die Türken niedergebrannt. Im Frieden zu Passarowitz vom 21. Juli 1718 verblieb sie dem Kaiser, nachdem hier Prinz Eugen 5. Aug. 1716 einen Sieg über den Großwesir Ali erfochten hatte. Im Revolutionskriege von den ungar. Insurgenten besetzt, ergab sich die Festung 6. Sept. 1849 an die kaiserl. Belagerungsarmee.

Peti, Scheidemünze in Kambodscha, s. Dong.

Petic, früher Name der Stadt Hermosillo (s. d.).

Petillieren (frz., spr. -tĭji-), krachen, knistern; schäumen, perlen.

Petinet (frz., spr. -neh), ein spitzenähnliches Gewebe aus Seide oder Baumwolle zu Schleiern, Hauben, Ballkleidern u. s. w., aus einer nach der Längsrichtung des Stücks verlaufenden Fadenreihe und zwei schräg dagegen gestellten, mit den Kettenfäden verzwirnten Fadenfolgen gebildet, wonach sechsseitige Zellen entstehen. Jetzt wird P. wie alle derartigen Stoffe meist unter dem Namen Tüll geführt. - P. (Petinet glas) ist auch eine Art Millesiori (s. d.).

Petiŏlus (lat.), der Blattstiel; petiolātus, mit einem Blattstiel versehen.

Pétion (spr. -ong), Alexander, eigentlich Sabes, Präsident von Haiti, geb. 2. April 1770 in Portau-Prince, ein Mulatte, kämpfte seit 1798 unter General Rigaud gegen Toussaint l'Ouverture und schiffte sich 1800 nach Frankreich ein. Hierauf schloß er sich der Expedition des Generals Leclcrc als Oberst an, empörte sich jedoch 1802 gegen die Franzosen, nahm 1803 Port-au-Prince und wurde Gouverneur des süol. Teils der Insel. Bei Trennung der Insel in eine Mulattenrepublik und einen Negerstaat ward P. 1808 Präsident der erstern. 1815 wurde er wiedergewählt und zwar auf Lebenszeit