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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pfauenauge – Pfeffer

Oberarms bis über 70 cm verlängert und mit einer Reihe herrlicher Augenflecken versehen. Im übrigen ist die Grundfarbe des Gefieders braun in verschiedenen Nuancen, wird aber hinsichtlich der Zierlichkeit der Zeichnung von keinem andern Vogel erreicht. Spiegelpfauen und Argusfasan können nur als Ziervögel gelten und stehen ziemlich hoch im Preise, jene je nach der Art etwa 200 M., dieser etwa 600 M. das Paar. Gehalten werden sie wie die Fasanen.

Pfauenauge (Vanessa Io L.), Tagpfauenauge, ein über einen großen Teil der Erde verbreiteter Tagfalter, mit gezackten, oben zimmetbraunen Flügeln, jeder mit einem großen, schwarz, dunkel- und hellblau gezeichneten Augenfleck. Die schwarze, weiß punktierte Dornraupe lebt auf Brennesseln. Über das Abendpfauenauge und Nachtpfauenauge s. diese Artikel.

Pfauengerste, s. Gerste.

Pfaueninsel, Havelinsel bei Potsdam (s. d.).

Pfauenkranich, s. Kronenkranich.

Pfaundler, Leop., Physiker, geb. 14. Febr. 1839 in Innsbruck, studierte daselbst, in München und Paris Chemie, Physik und Mathematik, habilitierte sich 1866 in Innsbruck für physik. Chemie und wurde 1867 ord. Professor der Physik, 1887 wirkliches Mitglied der Wiener Akademie, 1891 Professor der Physik und Direktor des Physikalischen Instituts in Graz. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen chem., physik, und orographischen Inhalts in den Berichten der Wiener Akademie und Fachzeitschriften sowie eine Monographie über die Stubaier Gebirgsgruppe (Innsbr. 1865) in Gemeinschaft mit L. von Barth. Auch gab er die 8. und 9. Aufl. von Müller-Pouillets «Lehrbuch der Physik» heraus.

Pfävers, Dorf in der Schweiz, s. Pfäfers.

Pfebe, der gemeine Kürbis.

Pfechten, in Süddeutschland soviel wie Aichen (s. d.).

Pfeddersheim, Stadt im Kreis Worms der hess. Provinz Rheinhessen, an der Pfrimm und der Linie Worms-Bingen der Hess. Ludwigsbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mainz), hat (1890) 2201 E., darunter 532 Katholiken, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Fabrikation von Konserven, Filtrierpapier und Filtrierapparaten, Weinbau und Spargelzucht. Am 4. Juli 1460 schlug hier Friedrich Ⅰ. von der Pfalz den Erzbischof Diether von Mainz und 23. Juni 1525 erlitt bei P. ein Bauernheer durch Ludwig Ⅴ. von der Pfalz eine vernichtende Niederlage.

Pfeffel, Gottlieb Konrad, Dichter, geb. 28. Juni 1736 zu Colmar im Elsaß, studierte 1751‒53 in Halle die Rechte, wurde aber daselbst von einem Augenleiden befallen, das ihn nötigte, in die Heimat zurückzukehren. 1758 verlor er seine Sehkraft gänzlich. Er errichtete 1773 mit Genehmigung des Königs von Frankreich unter dem Namen einer Kriegsschule ein akademisches Erziehungshaus für Protestanten in Colmar, dem die Revolution ein Ende machte. In seinen letzten Lebensjahren war er Präsident der Unterrichtskommission, Übersetzer an der Präfektur und seit 1803 Präsident des evang. Konsistoriums in Colmar, wo er 1. Mai 1809 starb. P. hat zahlreiche Fabeln und poet. Erzählungen verfaßt, die sich durch Empfindung, naiven, oft epigrammatischen Witz, heitere Laune und echte Lebensweisheit sowie durch gewandte Sprache und leichte Versifikation auszeichnen. Geringeres Verdienst haben seine sonstigen Gedichte und seine prosaischen Schriften. Einzelne seiner erzählenden Gedichte, wie «Die Tabakspfeife» u. a., sind sehr populär geworden. Gesammelt erschienen von ihm: «Poetische Versuche» (5. Ausg., 10 Bde., Tüb. 1816‒21), «Prosaische Versuche» (10 Bde., ebd. 1810‒12; Supplementband ebd. 1820) und «Fabeln und poet. Erzählungen» (in Auswahl hg. von H. Hauff, 2 Bde., Stuttg. 1840; neue Ausg. in der «Deutschen Volksbibliothek», 1861). – Vgl. Rieder, G. K. P. (Stuttg. 1820); Stöber, P.s Verdienste um Erziehung und Schule (Straßb. 1878); G. K. P.s Fremdenbuch, hg. von Pfannenschmid (Colmar 1892).

Pfeffer, Gewürz, besteht entweder aus den unreif abgenommenen und durchs Trocknen runzlig und schwarz gewordenen Beeren (schwarzer P.), oder aus den reifen, von der Beerenschale befreiten Samen (weißer P.) von Piper nigrum L. (s. Piper). Vom schwarzen P. unterscheidet man Malabar-, Aleppi-, Tellicherri-, Pinang -, Singapur- und Cochinchinapfeffer und beurteilt die Güte nach dem Aussehen (die Körner müssen groß, fest, von bräunlichschwarzer Farbe, möglichst wenig gerunzelt sein und scharf aromatisch riechen und schmecken); vom weißen P., der etwas größer als der schwarze, kugelig, oben deutlich abgeplattet, glatt ist und dessen Farbe graulich, bei den schönsten Sorten gelblich weiß erscheint, unterscheidet man hauptsächlich Singapur- und Pinangpfeffer. Der sog. lange P., jetzt nur noch wenig im Handel, besteht aus den getrockneten unreifen Fruchtkätzchen von Piper longum L. und andern Piperaceen.

Bestandteile des schwarzen und weißen P. sind ein eigentümlich scharf schmeckendes Harz, ätherisches Öl (1,6‒2,2 Proz.) und eine organische Basis, das Piperin (bis 9 Proz., im weißen mehr als im schwarzen), das im reinen Zustande farb-, geschmack- und geruchlos ist. Haupthandelsplätze für P. sind Singapur, London, Hamburg und Amsterdam. Verpackung in Säcken à 50‒60 kg. Preis des schwarzen P. (1893) im Großhandel 104 M. die 100 kg, des weißen 155 M. Die jährliche Ausfuhr der Produktionsländer schätzt man auf 25 Mill. kg, davon Sumatras Westküste 10 Mill., Ostküste 4 Mill., Inseln in der Malakastraße 1¾ Mill., Malaka 1,9 Mill., Borneo 1,3 Mill., Siam 4 Mill. und Malabar 2 Mill. kg. Englands Einfuhr von Singapur betrug 1892: 14 Mill. kg im Werte von 9½ Mill. M., Deutschlands Einfuhr 1893: 4360300 kg im Werte von 2509000 M. Im Mittelalter galt der P. für eins der kostbarsten Gewürze Indiens, und im 13. Jahrh. waren einige Pfund P. ein fürstl. Geschenk. Der Name P. hat sich übrigens auch auf andere scharf schmeckende Früchte übertragen, die teils den Piperaceen (Piper Chaba Hunt., Piper crocatum R. et P.), teils andern Pflanzenfamilien angehören, z. B. Cayennepfeffer (s. Capsicum), Meleguetapfeffer (s. Amomum), Nelkenpfeffer (s. Pimenta) u. a. m.

Pfeffer, Wilhelm, Botaniker, geb. 9. März 1845 in Grebenstein bei Cassel, studierte in Göttingen, Marburg, Würzburg und Berlin, wurde 1873 außerord. Professor der Botanik in Bonn, 1877 ord. Professor in Basel, 1878 ord. Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Tübingen und 1887 in Leipzig. P. hat sich besonders um die Pflanzenphysiologie große Verdienste erworben. Er schrieb: «Wirkung farbigen Lichtes auf die Zersetzung der Kohlensäure in den Pflanzen» (Marb. 1871), «Über Proteïnkörner und die Be- ^[folgende Seite]