Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

80

Phenylhydrazone - Phidias

Wasser schwer löslichen, häufig sehr gut krystallisierenden Phenylhydrazone oder kurzweg Hydrazone. Durch Reduktion werden die Hydrazone unter Bildung von Aminen und Anilin gespalten. Mit α-Diketonen bilden sich Doppelhydrazone, die man Osazone nennt. Dieselben enthalten mithin den Hydrazonrest zweimal an benachbarten Kohlenstoffatomen. Das Osazon des Doppelaldehyds Glyoxal, HCO·CHO, z. B. hat die Formel:

^[img]

Nach einer etwas kompliziertern Reaktion geben namentlich die Zuckerarten gelbe, gut krystallisierende Osazone; so entsteht aus Traubenzucker beim Erwärmen mit P. das Glykosazon: CH₂OH·(CHOH)₄·C(:N·NH·C₆H₅)CH(:N·N·C₆H₅). Durch starke Salzsäure wird aus diesen Verbindungen wieder P. abgespalten, und es entstehen die zuckerähnlichen, sirupförmigen Osone [Glykoson = CH₂OH(CHOH)₄·CO·CHO], Ketonaldehyde, die als Oxydationsprodukte der Zuckerarten aufgefaßt werden können. Nicht zu verwechseln mit den Hydrazonen sind die Hydrazide oder Phenylhydrazide, welche ganz analog mit den Säureamiden und -Aniliden Verbindungen des P. mit Säureradikalen sind. Sie entstehen durch Einwirkung von Säurechloriden oder Säureanhydriden auf P. Die Hydrazide krystallisieren meist gut und lassen sich durch Behandeln mit Alkalien oder Mineralsäuren sehr leicht wieder in Säuren und P. spalten. Das P. wird fabrikmäßig hergestellt und zur Darstellung von Antipyrin und Tartrazin benutzt.

Phenȳlhydrazōne, s. Phenylhydrazin.

Phenȳlisocyanāt, s. Carbanil.

Phenȳlmethȳlketōn (Phenylmethylaceton), s. Acetophenon.

Phenȳlpropiōnsäure (β-Phenylpropionsäure), s. Hydrozimmetsäure.

Phenȳlsäure, s. Phenol.

Phenȳlurethān, s. Euphorine.

Pherä, eine einst mächtige Stadt Thessaliens, das heutige Velestinos, wo noch jetzt mitten im Orte die unter dem Namen Hypereia berühmte Quelle sprudelt. Nach der Sage der uralte Königssitz des Admet und der Alkestis mit der Hafenstadt Pagasä, von der die Argonauten ausgezogen sein sollten, erlangte es im 4. Jahrh. v. Chr. größere Bedeutung durch die von Lykophron Ausgangs des Peloponnesischen Krieges errichtete Tyrannenherrschaft. Lykophrons Sohn Jason folgte dem Vater und machte sich 374 v. Chr. zum Heerfürsten von ganz Thessalien, wurde aber 370 ermordet. Nach längern blutigen Thronwirren riß ein Neffe Jasons, Alexander, die Herrschaft an sich; auch er fiel 359 von Mörderhand. Später kam P. an Macedonien.

Pherekrătes aus Athen, griech. Komödiendichter, dramatisch thätig um 440‒415 v. Chr., verfaßte eine Reihe von Lustspielen, in denen er litterar. und musikalische Persönlichkeiten und Richtungen zum Gegenstande seines Spottes wählte. Die erhaltenen Bruchstücke sind von Meineke in den «Fragmenta comicorum graecorum», Bd. 1 u. 2 (Berl. 1839; kleinere Ausg. 1847) und von Kock in den «Comicorum atticorum fragmenta», Bd. 1 (Lpz. 1880) gesammelt worden. – Von P. hat der Pherekrateïsche Vers (^[img]) den Namen.

Pherenīke, s. Berenice.

Pheresīter, Peresiter (hebr. Perizzî), ein Teil der Kanaaniter als Bewohner von offenen, nicht ummauerten Dörfern. Die P. wohnten auf dem Gebirge Ephraim von Bethel an bis nördlich über Sichem hinaus. Ihre nach der Eroberung Kanaans durch die Israeliten übriggebliebenen Reste soll König Salomo fronpflichtig gemacht haben.

Phi, griech. Buchstabe, s. P (Buchstabe).

Phiāle (grch.), Trinkschale ohne Fuß und Henkel.

Phidĭas (grch. Pheidias), griech. Bildhauer, geb. um 500 v. Chr. in Athen, hatte als Lehrer Hegias und Ageladas von Argos. Sein erstes Auftreten, welches in die Verwaltung Kimons (471) fällt, wird bezeichnet durch eine zur Verherrlichung der Schlacht von Marathon in Delphi geweihte Erzgruppe, deren Mitte Miltiades bildete; auch die auf der Akropolis zu Athen aufgestellte kolossale Erzstatue der sog. Athena Promachos sowie eine andere Athenastatue in Platää gehören dieser frühern Periode an. Die höchste Blütezeit des Künstlers aber ist das Zeitalter des Perikles. Als künstlerischer Beirat dieses Staatsmannes führte er die Aufsicht über die großen Bauten auf der Akropolis; der Parthenon (s. d.) entstand unter seiner Leitung. Gleichzeitig schuf er das gewaltige Tempelbild der Athena Parthenos aus Gold und Elfenbein (438), und auch manches andere noch von den Werken, die mit seinem Namen verknüpft sind, wie die Lemnische Athena, wird dieser Zeit entstammen. Nicht lange nach der Vollendung der großen Athenastatue (438 v. Chr.) wurde P. von der seinem Gönner Perikles feindlichen Partei angeklagt, Unterschleif an dem kostbaren Material derselben begangen zu haben; überdies soll ihm Gottlosigkeit vorgeworfen worden sein, weil er Perikles und sich selbst unter den mit den Amazonen kämpfenden Griechen auf dem Schild der Athena Parthenos dargestellt hatte. Er ging nach Elis und arbeitete dort sein zweites Hauptwerk, das Kultusbild des Zeus aus Gold und Elfenbein für den Tempel in Olympia. Hier ist er dann gestorben. Von P.’ Werken ist nichts erhalten als einige verkleinerte Marmornachbildungen einer Athena Parthenos und auf Münzen von Elis kleine Abbilder seines Zeus, der ganzen Gestalt und des Kopfes, die freilich keine genügende Anschauung von dem gewaltigen Werk zu geben vermögen. Soviel ist aber zu erkennen, daß die Athena Parthenos und der Zeus zu Olympia von strengerer Formgebung waren als die Skulpturen am Parthenon, und daß man mit Unrecht früher in dem Jupiterkopf von Otricoli (s. die Tafel: Jupiter Otricoli. – Juno Ludovisi, Bd. 9, S. 1008) eine Nachbildung des Kopfes des olympischen Zeus erblickte. Neuerdings hat Puchstein (im «Jahrbuch des Archäologischen Instituts», 1890) die Hypothese aufgestellt, daß die Skulpturen am Parthenon nicht von P. oder dessen Schule, sondern vermutlich von Kallimachos herrühren. (S. auch Griechische Kunst, Bd. 8, S. 353 b fg.)

Vgl. O. Müller, Commentationes de Phidiae vita et operibus (Gött. 1827); Preller in Ersch und Grubers «Encyklopädie» (3. Sekt., Bd. 22, Lpz. 1846); Brunn, Geschichte der griech. Künstler, Bd. 1 (Braunschw. 1852); Petersen, Die Kunst des P. am Parthenon und zu Olympia (Berl. 1873); Schoell in den «Sitzungsberichten der philos. Klasse der bayr. Akademie der Wissenschaften», Heft 1 (1888); Schreiber, Die Athena Parthenos des P. und ihre Nachbildungen (Lpz. 1883).