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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Provence-Alpen - Providentiell

durch Cäsar das übrige Gallien zur röm. Provinz gemacht war, blieb der Name Provincia für den erwähnten Teil, der bei der neuen Einteilung Galliens Gallia Narbonensis genannt wurde, vorzugsweise üblich. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde der Norden und Westen dieser Provincia durch german. Völker besetzt und nun auf das Land zwischen Rhône, Durance und Mittelmeer der röm. Besitz und zugleich der Name P. beschränkt. Auch jener Rest wurde um 470 den Römern durch den westgot. König Eurich entrissen, der Arles (Arelate) zu seiner Residenz machte. 510 wurde die P. an den Ostgoten Theoderich d. Gr. für den Schutz, den er den Westgoten gegen die Franken gewährte, abgetreten; doch schon 536 überließ sie der Ostgote Vitiges dem fränk. König Theudebert, worauf sie mit dem Fränkischen Reiche vereinigt wurde. In die folgende Zeit fallen die Festsetzungen der Saracenen, die sich noch bis ins 10. Jahrh. hielten. Bei den Teilungen der Söhne Ludwigs des Frommen kam die P. erst an Lothar Ⅰ., dann an Karl den Kahlen (863). 879 wurde sie ein Teil des burgund. Königreichs, das Graf Boso von Vienne stiftete (s. Burgund). Die Grafen von Arles aber, die den größten Teil der P. besaßen, daher auch Grafen der P. genannt wurden, waren nur wenig von den Königen abhängig. Nachdem ihr Mannsstamm 1112 erloschen war, erbte ihren Besitz Graf Raimund Berengar von Barcelona. Fast ebenso mächtig in der P. waren die Grafen von Toulouse; 1125 wurde zwischen den Rivalen ein Vertrag geschlossen, durch den die Grafen von P. die eigentliche P., d. h. den Süden mit Aix, Arles, Marseille, Nizza, wie auch die Grafschaft Forcalquier (das Gebiet längs der Durance), die Grafen von Toulouse dagegen Valence, Die, Orange und Venaissin erhielten; Avignon blieb gemeinschaftliches Gut. 1162 wurde die Grafschaft P. mit Aragon vereinigt, da die Grafen von Barcelona 1137 diese Krone erworben hatten. Mit Raimund Berengar Ⅳ. starb 1245 der Mannsstamm der barcelonischen Grafen aus. Beatrix, die jüngste Tochter Raimunds, der er die P. vermacht hatte, heiratete 1246 Karl von Anjou, den jüngsten Bruder Ludwigs Ⅸ. von Frankreich. Bei seinem Hause blieb die P. bis auf Johanna Ⅰ. von Neapel, die den Bruder des franz. Königs Karl Ⅴ., Ludwig von Anjou, 1382 zum Erben einsetzte. Dessen letzter Sproß Karl Ⅳ. vererbte die P. 1481 an Ludwig Ⅺ. von Frankreich. Die Hauptstadt der P. war Aix (s. d.). – Vgl. Bouche, Chorographie ou description de la P. (2 Bde., Aix 1664; neue Aufl. 1736); Papon, Histoire générale de P. (4 Bde., Par. 1777‒86); Sternfeld, Karl von Anjou als Graf der P. (Berl. 1888); Castanier, Histoire de la P. dans l’antiquité. Ⅰ. (Par. 1893).

Provence-Alpen, s. Westalpen.

Provenceröl, s. Olivenöl.

Provencer Rose, s. Rose.

Proveniénz (neulat.), die Herkunft eines Produkts u. s. w.; ein aus einem fremden Lande eingeführtes Erzeugnis oder von dorther kommender Gegenstand; auch werden (z. B. bei Anordnung von Quarantänen) Schiffe, Personen u. s. w. als Provenienzen bezeichnet.

Proverbe (spr. -wérb), Sprichwörterspiel, in Frankreich Bezeichnung für kleine Lustspiele von wenig komplizierter und zur Entwicklung irgend eines Sprichworts dienender Handlung. Carmontelle schrieb mehrere Bände «Proverbes dramatiques», die schnell das Repertoire aller Gesellschaftstheater wurden und zahlreiche Auflagen erlebten. In neuerer und neuester Zeit zeichneten sich besonders Théodore Leclerq, Alfred de Musset und Octave Feuillet auf diesem Gebiete aus. – Vgl. Gosse, Proverbes dramatiques (2 Bde., Par. 1819); Lemesle, Proverbes dramatiques (ebd. 1859); R. Werner, Zur Geschichte der Proverbes dramatiques (Berl. 1887).

Proviánt (ital.), Mundvorrat für die Truppen, umfaßt alle zur Unterhaltung der Armeen erforderlichen Nahrungsmittel, wird in Magazinen aufbewahrt und im Kriege den Truppen durch Proviantkolonnen nachgeführt. Die Beschaffung des P. (Verproviantierung) ist sehr wichtig und wird von der Intendantur durch Proviantämter geleitet.

Proviantoffiziere, in Österreich-Ungarn Offiziere, welche mit der Fürsorge für die Verpflegung ihres Truppenteils beauftragt sind.

Providence (spr. prówwĭdenß), abwechselnd mit Newport die polit. Hauptstadt des nordamerik. Staates Rhode-Island, größte Stadt des Staates und Einfuhrhafen, liegt 57 km vom Ocean, 70 km von Boston, am nördl. Ende der Narragansettbai, auf beiden Seiten des Providence-River, der sich innerhalb der Stadt zu einem gewaltigen, von einem Ulmenpark umgebenen Bassin erweitert, und stößt östlich an den Seekonk oder Blackstone-River an. Es wurde 1636 gegründet, hatte 1800: 7614, 1870: 68904, 1880: 104857, 1890: 132146, mit East-Providence 140568 E. Die Linie nach Bristol hat ein Stationsgebäude am Hafen, die übrigen fünf Bahnen benutzen einen Centralbahnhof. Die Flotte besteht aus über 100 Fahrzeugen. Die Stadt ist unregelmäßig gebaut und besitzt innerhalb ihres Weichbildes Teiche, wie Long-Pond und Mashapaug-Pond, sowie den Roger-Williams-Park. Unter den Gebäuden sind hervorragend die City-Hall, die aus Granit gebaute 68 m lange Arkade mit Warenlagern und Geschäftshäusern zwischen Westminster-Weybosset-Street, das Staatshaus, die kath. Kirche, das Rhode-Islandhospital, Zollhaus, die Gracekirche, Opernhaus u. s. w. Vor dem Stadthaus steht ein Kriegerdenkmal, vor der Börse das Denkmal des Generals Burnside. Die Brown University (660 Studenten), mit schöner Bibliothek, wurde 1770 nach P. verlegt; außerdem sind hier das College der Society of Friends, in der Nähe das Dexter-Asyl, ferner das Butler-Hospital, das Franklin-Lyceum (für Naturwissenschaften), das Athenäum mit Gemälden und Lesesaal und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. Unter der sehr bedeutenden Erwerbsthätigkeit sind hervorragend die Herstellung von Gold-, Silber- und Schmuckwaren (Gorham Company’s Works), die Textilindustrie, Maschinenbau (darunter Corliß Steam Engine Works). Die Fabriken der weitern Umgebung, namentlich Woll- und Baumwollspinnereien, haben ihren Geschäftssitz meist in P. Die Zahl der Banken ist über 40.

Providence-Inseln (spr. prówwĭdenß), auch Udschilong, nur 1 qkm große, fast unbewohnte Inselgruppe, zu den Marshallinseln gehörig, unter 161° östl. L. und 9° 30’ nördl. Br.

Providentĭa, Feuerversicherungsgesellschaft, s. Feuerversicherung (Bd. 6, S. 752).

Providentĭae memor (lat., d. h. der Vorsehung eingedenk), Wahlspruch der sächs. Krone, auch Devise des sächs. Ordens der Rautenkrone (s. d.).

Providentiéll (frz.), von der Vorsehung bestimmt, vom Walten der Vorsehung zeugend.