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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Quintilis – Quirites

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Quintiliānus'

Aufgabe in nach Form und Inhalt gleich befriedigender Weise. Von besonderm Interesse ist das 10. Buch des Werkes, dessen erstes Kapitel eine prägnante Charakteristik der bedeutendern griech. und lat. Schriftsteller aus dem Gesichtspunkte des Nutzens, welchen ihre Lektüre dem künftigen Redner gewährt, enthält. Unter den vollständigen Ausgaben des Werkes sind die von Gesner (Gött. 1738), von Spalding (vollendet von Buttmann und Zumpt, nebst «Lexicon Quintilianeum» von Bonnell, 6 Bde., Lpz. 1798‒1834), von Bonnell (2 Bde., ebd. 1872‒74), die kritische Ausgabe von Halm (2 Bde., ebd. 1868‒69) und die Textausgabe von Meister (2 Bde., ebd. 1886‒87), unter den zahlreichen Specialausgaben des 10. Buches die von Bonnell (5. Aufl., von Meister, Berl. 1882), von G. T. A. Krüger (3. Aufl., Lpz. 1888), die lateinisch-deutsche von Alberti (ebd. 1858) und die von Peterson (Oxford 1891) hervorzuheben. Eine Übersetzung des ganzen Werkes gab Henke u.d.T. «Lehrbuch der schönen Wissenschaften in Prosa» (3 Bde., Helmst. 1775‒77; neu bearbeitet von J. Billerbeck, 1825), später Boßler und Baur (Stuttg. 1863 fg.), des 10. Buches Bender (Stuttg. 1874) heraus. – Vgl. Volkmann, Die Rhetorik der Griechen und Römer (2. Aufl., Lpz. 1874).

Außerdem giebt es unter Q.’ Namen eine Sammlung von 19 größern und 145 kleinern «Declamationes», d.i. Übungsreden (am besten hg. von Burmann, Leid. 1720, zusammen mit der «Institutio oratoria» Q.’, die kleinern neuerdings gesondert von Ritter, Lpz. 1884). Die größern sind sicher nicht von Q., ein Teil derselben vielleicht von einem Schüler desselben, die kleinern sind neuerdings, aber schwerlich mit Recht, für Skizzen erklärt worden, welche Schüler nach Vorträgen Q.’ aufgezeichnet haben. – Vgl. Ritter, Die Quintilianischen Deklamationen (Freib. i.Br. 1881).

Quintīlis, röm. Monat, s. Juli.

Quintlage, s. Dreiklang.

Quintōle (neulat.), Gruppe von fünf Tönen, in die eine größere Note zerlegt worden ist, durch einen Bogen mit darüber gesetzter Ziffer (5) kenntlich.

Quintomonarchiāner, s. Fünfmonarchisten.

Quintsextaccord, s. Accord (musikalischer).

Quinttöne, in der musikalischen Akustik Töne, die in ihrem Quintverhältnis zu einem angenommenen Grundton betrachtet werden. E in C-dur, gemeiniglich als Terz der Tonart bezeichnet, kann auch als Quintton des Grundtons c aufgefaßt werden, nämlich als der vierte. Der erste ist g, der zweite d, der dritte a. Der mathem. Unterschied, d.h. der Unterschied der Schwingungsverhältnisse zwischen e als Terz und als vierter Quintton von 5 beträgt 80:81, das schon von Pythagoras gefundene und benannte Komma. Für die praktische Musik hat dieser Unterschied, ob ein Ton im Terz- oder Quintverhältnis aufzufassen ist, namentlich Wichtigkeit im mehrstimmigen a capella-Gesang. Die sog. temperierte Stimmung beruht mit auf einem Ausgleich des Kommas.

Quintŭor, s. Quintett.

Quintus Icilĭus, Militärschriftsteller, s. Guichard.

Quintus Smyrnäus, von der Auffindung seines Gedichts in Calabrien auch Q. Calaber genannt, ein griech. Dichter aus Smyrna, vielleicht im 4. Jahrh. n.Chr., ist der Verfasser der «Posthomerica», eines Epos in 14 Büchern, das als Fortsetzung der Ilias die Geschichte des Trojanischen ↔ Krieges von dem Untergang des Hektor bis zur Rückkehr der Griechen erzählt, und eine für die damalige Zeit hervorragende Leistung ist. Die besten Ausgaben lieferten F. S. Lehrs (in der Ausgabe des Hesiod, Par. 1840), Köchly (Lpz. 1850 u. 1853) und Zimmermann (ebd. 1891), eine Übersetzung Donner (Stuttg. 1867). – Vgl. Kehmptzow, De Quinti Smyrnaei fontibus ac mythopoiia (Kiel 1889).

Quippu (Khippu) oder Knotenschrift, eine Art Schrift, durch die die alten Peruaner gewisse Register, Volkszählungen, Steuereingänge, kriegerische Ereignisse u.dgl. verzeichneten. Jeder Q. bestand aus einer ziemlich starken Hauptschnur, an der verschiedenfarbige und verschiedenartig geknotete dünnere Nebenschnüre angeknüpft wurden. Jede Farbe und jede Art Knoten hatte ihre eigene Bedeutung. Die Schürzung und Entzifferung dieser Dokumente war einer besondern Klasse von Beamten, den Quippucamayok, übertragen. Mit dem Sturze der Inkaherrschaft ging die ausgebildete Quippuschrift verloren. Nur in der einfachen Form, als Rechnungsmittel, blieb sie im Gebrauch. Die bekehrten Indianer benutzten sie als Gedächtnismahner bei der Beichte, und auf den Haciendas und Wachstationen der Puna die Hirten zum Verzeichnis ihrer Herden. Tschudi glaubt übrigens, daß in den südl. Provinzen noch Quippukundige existieren, ihre Kunst aber als strenges Geheimnis bewahren.

Qui profĭcit in littĕris (in artĭbus) et defĭcit in morĭbus, plus defĭcit quam profĭcit (lat.), «wer in der Wissenschaft (in der Kunst) fortschreitet und in den Sitten zurückgeht, der macht mehr Rückschritte als Fortschritte».

Qui pro quo (lat.), «einer für einen», Verwechselung einer Person mit einer andern.

Quirica, eine in Panama endemisch herrschende Hautkrankheit.

Quirināl (lat. Quirinālis), einer der sieben Hügel des alten Rom (s. d.), jetzt auch, im Gegensatz zum Vatikan, der päpstl. Residenz, Bezeichnung des königl. Hofs in Rom, die von dem frühern Namen des Palazzo Regio: Apostolico al Quirinale, hergenommen ist. Das unter Gregor ⅩⅢ. 1574 von Flaminio Ponzio begonnene Gebäude wurde ausgeführt von Domenico Fontana unter Sixtus Ⅴ. und Clemens Ⅷ., von C. Maderna unter Paul Ⅴ. und diente den Päpsten vielfach im Sommer zum Aufenthalt. Die letzten Konklaven vor 1870 wurden hier gehalten und der neue Papst vom Balkon aus, nach Monte-Cavallo zu, verkündet; Pius Ⅶ. starb 1823 hier. Seit 20. Sept. 1870 von der ital. Regierung in Besitz genommen, dient der Q. dem König als Schloß. Es enthält ein schönes Fresko von Melozzo da Forlì, eine Verkündigung von Guido Reni und ein sehenswertes Deckengemälde Overbecks (1859). Ein schöner, von C. Maderna angelegter Garten liegt hinter dem Q.

Quirīnus, altrömischer, namentlich auf dem nach ihm benannten Hügel (Quirinalis) verehrter Gott, der in der ältesten Zeit nach Jupiter und Mars zu den Hauptgöttern des Staates gehörte und einen eigenen Opferpriester (Flamen Quirinalis) besaß. Doch kam sein Kult früh in Vergessenheit und später identifizierte man ihn mit dem unter die Götter aufgenommenen Stadtgründer Romulus.

Quirīnusöl, ein am Tegernsee in geringer Menge vorkommendes (seit 1430 bekanntes) Erdöl.

Quirītes (vielleicht zusammenhängend mit dem angeblich sabinischen Worte quiris, Lanze, nicht mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 571.