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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Reid (Sir William) - Reigen

stellte er den common sense, «den gesunden Menschenverstand», als Inbegriff einer Anzahl unumstößlicher, von der Erfahrung unabhängiger Grundwahrheiten auf. Außerdem schrieb er «Essays on the intellectual powers of man» (Edinb. 1785) und «Essays on the active powers of man» (ebd. 1788), beide zusammen u. d. T. «Essays on the powers of the human mind» oft gedruckt. Seine Werke wurden von Dugald Stewart (4 Bde., mit Lebensbeschreibung, Edinb. 1804; neue Ausg., von Hamilton, 1827 u. ö.) herausgegeben. Er ist der Urheber der sog. Schottischen Schule oder der Common-sense-Lehre. (S. Schottische Philosophie.) – Vgl. Ferrier , R. and the philosophy of common sense (in dessen «Lectures», hg. von Grant und Lushington, Bd. 2, Lond. 1866).

Reid (spr. rihd), Sir William, Meteorolog, geb. 1791 als Sohn eines schott. Geistlichen zu Kinglassie in Fifeshire, wurde in der Militärakademie in Woolwich erzogen, diente bis 1814 unter Wellington in Spanien, machte 1815 die Schlacht von Waterloo mit und begleitete 1816 die Expedition von Lord Exmouth gegen Algier. Als 1831 die Regierungsgebäude in Barbados durch einen Orkan stark beschädigt wurden, erhielt er den Befehl, die Wiederherstellung derselben zu leiten, und dieser Auftrag gab ihm Veranlassung zu den genialen meteorolog. Studien, deren Resultate er sieben Jahre später in dem Werke «An attempt to develop the law of storms, by means of facts arranged according to place and time» (Lond. 1838; 3. Aufl. 1850) niederlegte. Seine Ernennung zum Gouverneur der Inseln Bermudas 1838 und Barbados 1846 gab ihm Gelegenheit, seine frühern Beobachtungen über diesen Gegenstand durch neue zu vervollständigen, die er in «Progress of the development of the law of storms» (1849) veröffentlichte. Nach England zurückgekehrt, wurde R. 1848 Kommandant von Woolwich, 1851 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Weltausstellung und, nachdem er zum Ritter geschlagen , Gouverneur von Malta. R. kehrte 1856 als Generalmajor nach England zurück und starb 31. Okt. 1858 in London.

Reif, dünne schneeartige Decken, die sich auf festen Körpern bilden. R. ist nichts anderes als gefrorener Tau (s. d.).

Reif, Schmuck, s. Ring.

Reif, deutscher Name von Riva.

Reifeisen, s. Bandeisen.

Reifenziehmaschine, s. Faßfabrikation.

Reifeprüfung, s. Maturitätsexamen.

Reifferscheid, Karl Wilh. Aug., Philolog und Altertumsforscher, geb. 3. Okt. 1835 zu Bonn, studierte daselbst, wurde 1867 außerord. Professor in Bonn, 1868 ord. Professor in Breslau, 1885 ord. Professor in Straßburg und starb 10. Nov. 1887 zu Straßburg. Er veröffentlichte (mit Ritschls Beisteuer): «Suetonii Tranquilli praeter Caesarum libros reliquiae» (Lpz. 1860), «Bibliotheca patrum latinorum italica» (2 Bde., Wien 1865‒72), eine kritische Ausgabe des Arnobius (ebd. 1875), die Vollendung des zweiten Bandes der von Schopen begonnenen Ausgabe der «Alexias» der Anna Komnena für die Sammlung «Corpus scriptorum historiae Byzantinae», Bd. 49 (Bonn 1878), und eine neue kritische Ausgabe der «Alexias» (2 Bde., Lpz. 1884). Seine Ausgabe des Tertullianus vollendete Wissowa (Tl. 1, Wien 1890).

Reifholzbäume, s. Holz (Bd. 9, S. 304 a).

Reifkloben, ein Feilkloben (s. d.) mit schräg stehendem Maule, der zum Einspannen solcher Arbeitsstücke dient, an welchen schräge Flächen mit wagerecht gehaltener Feile bearbeitet werden sollen.

Reifröcke, in der Mitte des 18. Jahrh. unter dem Kleide getragene Röcke, die sich von den Krinolinen (s. d.) dadurch unterschieden, daß sie meist anstatt eines Gestells aus Stahlreifen ein solches aus Fischbeinruten und ihre Ausdehnung nicht ins Kreuz, sondern in die Quere hatten. Diese R. waren selbst wieder bloß eine Abart der sog. Tugendwardeine (vertugalles oder vertugardins), welche die Damen im 16. Jahrh. von Spanien annahmen, und die teils tonnen-, teils glockenartige Gestalt hatten (s. Tafel: Kostüme Ⅲ, Fig. 5). Unter Ludwig ⅩⅣ. kamen sie ganz aus der Mode. Aber noch in den letzten Regierungsjahren dieses Königs tauchten sie in etwas anderer Gestalt wieder auf und erhielten jetzt den Namen Körbe (panier) wegen ihrer Ähnlichkeit mit den geflochtenen Körben, in denen die franz. Bauern lebendiges Geflügel zu Markt bringen. In langsamem Gange erreichten die R. ihre Blütezeit erst 1730. Um 1750 machte man in die Stahlreifen des R. Scharniere, um das Kleid, das in voller Ausdehnung im Wagen oder der Portechaise keinen Platz gefunden hätte, in sich zusammenklappen zu können. Im Sommer trug man die Kleider mitunter ohne Gürtel, so daß die Gewänder den Körper nur am Halse berührten (s. Kontusche). Gegen das Ende der Regierung Ludwigs ⅩⅤ. beinahe aufgegeben und von vornehmen Damen nur noch bei Hofceremonien getragen, kamen die R. unter Marie Antoinette abermals in Schwung, mußten aber vorn und hinten sehr platt und an den Hüften sehr breit sein. Diesmal hielten sie sich nicht lange, und die später sog. culs de Paris traten an die Stelle der R. Seit Ende 1855 kamen indes, von der Kaiserin Eugenie eingeführt, die R. unter dem Namen Krinolinen wieder auf und fanden schnell eine solche Verbreitung, daß die Frauen aller Stände diesen seltsamen Aufputz trugen, bis er gegen Ende des zweiten franz. Kaiserreichs unmodisch wurde und von der Krinoline nur eine verkleinerte Form, die sog. Tournure oder condition, übrigblieb. In den achtziger Jahren wurden wieder die culs de Paris Mode, verschwanden aber bald wieder.

Reiftanz, s. Schäfflertanz.

Reifträger, 1362 m hoher Gipfel des Riesengebirges, mit einem westl. kahlen Scheitel und einer östl. niedrigern Kuppe; im W. davon die Kranichswiese, auf der das Zackerle entspringt, das den Zackerlfall (26 m) bildet; im O. die beiden Schneegruben, 250‒315 m tiefe Felsabgründe.

Reifzieher, soviel wie Bandhaken (s. d.).

Reigate (spr. reiget), Municipalborough in der engl. Grafschaft Surrey, im S. von London (30 km vom Bahnhof Charing Croß), in den North-Downs schön gelegen, hat (1891) 22646 E., Schloßruine, restaurierte Pfarrkirche mit alten Grabdenkmälern, Lateinschule, Irrenanstalt, Besserungsanstalt (bei Red-Hill), zahlreiche Villen und Landsitze.

Reigen (Reihen), eine volkstümliche alte Art des Tanzes, bei dem die Tanzenden entweder eine Kette bildeten oder paarweise hintereinander standen und den Bewegungen eines Vortänzers folgten. Die Bewegungen entsprachen dem Rhythmus eines dazu gesungenen Liedes. Die neuere Turnkunst nennt R. die Verbindung einer Anzahl von Ordnungsübungen, denen auch Freiübungen hinzugeordnet werden können, zu einem charakteristischen, rhythmischen Ganzen. A. Spieß führte den R. auf den