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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Retraktion - Rettungsboote

Retraktion (lat.), Zurück-, Zusammenziehung, Verkürzung.

Retranchement (frz., spr. -trangschmáng), Verschanzung, verschanzte Linien.

Retriever (engl., spr. rĭtrihwr), Apportierhund, der bei der Hühnerjagd in England neben dem Vorstehhund benutzt wird und nur zum Herbeischaffen des gefallenen Wildes dient, in Deutschland auch als Stöberhund verwendet. Man unterscheidet den kraushaarigen und wellhaarigen R. Ersterer (curly coated) entstammt wahrscheinlich einer Kreuzung von Wasserspaniel und Pudel. Das Haar ist hart und gelockt, die Farbe schwarz oder mattbraun. Der andere (wavy coated) entstammt der Kreuzung des Setters mit dem Neufundländer, hat dichtes, welliges, glänzendes schwarzes Haar.

Retroflexion (lat.), Knickung (besonders der Gebärmutter) nach rückwärts.

Retrogrād (lat.), rückläufig, s. Rechtläufig.

Retronasālkatarrh, der Katarrh des Nasenrachenraums; Retropharyngeālabsceß, eine Eiteransammlung in dem lockern Bindegewebe zwischen der Halswirbelsäule und dem Rachen.

Retrospektīv (lat.), zurückschauend.

Retrovaccination, s. Impfung (Bd. 9, S. 544 b)

Retroversion (lat.), Rückwärtsbeugung (besonders der Gebärmutter).

R. et S., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Johann Jakob Römer (geb. 1763 in Zürich, Arzt und Professor der Botanik daselbst, gest. 1819) und Joseph August Schultes (geb. 1773 in Wien, gest. als Professor der Botanik in Landshut (1831).

Retschiza, russ. Stadt, s. Rjetschiza.

Rettich (Raphanus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.) mit sechs Arten, in ganz Europa sowie im gemäßigten Asien, krautartige Gewächse meist mit dickfleischiger Wurzel. Die Schoten sind dick und aufgedunsen, sie springen nicht auf und sind von einem weißen, markigen Gewebe erfüllt, das zwischen je zwei Samen eine Art Scheidewand bildet. Die Blüten sind weiß, gelb, rot oder violett. Die wichtigste Art ist der Gartenrettich (Raphanus sativus L.), in Asien einheimisch, aber schon sehr früh in unsere Gärten übergegangen. Schon Plinius rühmt die Größe der in Deutschland erzogenen R. Der R. hat eine große spindelförmige, rundliche oder lange, hartfleischige, scharf schmeckende Wurzel mit dicker, rauher oder glatter Schale. Es giebt davon mehrere Formen mit verschiedenen Gartenvarietäten, nämlich: a. Winterrettich, Raphanus sativus v. esculentus. Die Pflanze ist zweijährig. Die Wurzel wird sehr groß und dient zum Herbst-und Wintergebrauch. Sorten: Erfurter großer weißer oder schwarzer (s. Tafel: Gemüse Ⅲ, Fig. 13), langer oder runder, runder rotgrauhäutiger, weißer Münchener (Fig. 14). d. Sommerrettich. Die Pflanze ist einjährig, die Wurzel wird im Sommer verbraucht. Sorten: Rosenroter Chinesischer, violetter Ulmer, Münchener lerchenfarbiger, grauschwarzer runder Sommerrettich, c. Mairettich (Halbsommerrettich, gelber Wiener R., Zweimonatsrettich) bildet den Übergang zwischen dem Sommerrettich und dem Monatsrettich oder Radieschen. Er liefert den Bedarf in den Monaten Mai, Juni. Sorten: Gelber runder Wiener, ovaler gelber Wiener, weißer Delikateßrettich. d. Monatsrettich oder Radieschen (Radis), Raphanus sativus v. radicula. Die Pflanze ist ebenfalls einjährig und von kurzer Dauer. Er eignet sich für die ersten Frühjahrsmonate, kann aber durch wiederholte Aussaaten auch den ganzen Sommer hindurch gezogen werden. Der Winterbedarf wird aus dem Mistbeet gewonnen, da sich diese Form leicht treiben läßt. Nach der Form unterscheidet man runde, ovale, lange Radieschen, nach der Farbe weiße, rosenrote, scharlachrote, violette; sehr zierend sind die Formen mit weißen Knollenenden (s. Taf. Ⅲ, Fig. 10). Sehr zart und schnellwüchsig ist eine neuere Sorte: frühester dunkelroter kurzlaubiger R. oder Non plus ultra (s. Taf. Ⅲ, Fig. 11). Die Winterrettiche verlangen einen tief gelockerten (rigolten), nahrhaften Boden und erreichen darin eine ansehnliche Größe. Man sät den Samen nicht vor Mitte Juni, weil sie sonst sehr gern in Samen schießen. Der Boden für die andern R. und Radieschen soll gleichfalls gut gelockert und recht nahrhaft sein. Je schleuniger, ungestörter die Knolle sich entwickelt, desto zarter ist sie. Sommerrettiche werden von März bis Mai, Mairettiche Ende März ins freie Land auf gut vorbereitete Beete gesät und alsbald nach Entwicklung der Wurzelrüben geerntet.

Der Monatsrettich oder das Radieschen ist eine schon im Altertum bekannt gewesene Kulturform des R., die zarteres Fleisch und mildern Geschmack hat als jener. Aussaat von Ende März bis Ende April für den Frühjahrsbedarf, August und September für den Herbstgebrauch. Der Samen bleibt vier bis fünf Jahre keimfähig. Eine andere Art, der geschwänzte R. (Raphanus caudatus L.), mit sehr langen, genießbaren, pikanten Schoten, wird in Japan kultiviert und hat auch in unsern Gärten Eingang gefunden. Ein sehr gefürchtetes Ackerunkraut ist der Acker- oder Heidenrettich, auch Hederich, Raphanus raphanistrum L. (Raphanistrum arvense Wallr.). Seine Ausrottung ist, wo er einmal überhandgenommen, sehr schwierig. Zu diesem Zwecke empfiehlt sich die von Ingermann in Koldemoos (Schleswig) erfundene Hederich-Jätemaschine.

Rettich, Julie, geborene Gley, Schauspielerin, geb. 17. April 1809 zu Hamburg, war Tiecks Schülerin, wurde 1825 Mitglied der Dresdener Hofbühne, gastierte 1826 in Prag, 1827 in Hamburg, 1828 und 1829 am Burgtheater in Wien und wurde, nachdem sie vorher in Dresden als Gretchen ihren Ruf als eine der ersten tragischen Liebhaberinnen begründet, auch noch in Berlin gastiert hatte, 1830 für Wien engagiert. Hier vermählte sie sich 1833 mit dem Schauspieler Karl R. (geb. 3. Febr. 1805 in Wien, gest. 17. Nov. 1878 ebendaselbst), ging mit diesem wieder nach Dresden, kehrte aber nach zwei Jahren nach Wien zurück, um ein lebenslängliches Engagement anzutreten. Nach Abgang Sophie Schröders übernahm sie 1840 das Fach der Heldenmütter. Sie starb, nachdem sie seit Sept. 1865 von der Bühne zurückgetreten war, 11. April 1866. Julie R. war eine der letzten Vertreterinnen der idealistischen Richtung in der Schauspielkunst. Besonders glänzte sie in den Stücken Schillers und Friedrich Halms.

Rettungsapparate, die Geräte zur Menschenrettung bei Feuersgefahr (s. Feuerwehrrettungsapparate) und bei Seegefahr (s. Rettungswesen zur See).

Rettungsberge für Wild, s. Hochwasser (Bd. 9, S. 238 a)

Rettungsbojen, s. Bojen und Rettungsboote.

Rettungsboote, Boote, die an gefährdeten Küstenpunkten zum augenblicklichen Gebrauche fer-^[folgende Seite]