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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ricci; Riccia; Ricciaceen; Ricciarelli; Ricci (Katharina); Riccio; Riccio (Domenico del); Riccoboni; Ricerare; Rich.; Richard

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Ricci – Richard (deutscher König)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ricasoli'

aber, wie er zugesagt, Cavours Politik fortzuführen, kam er in einen Gegensatz zu Napoleon III., der ihn zur Begünstigung von Mazzini und Garibaldi verleitete, worauf Rattazzi an seine Stelle trat. Nach La Marmoras Rücktritt übernahm R. wieder den Ministervorsitz und das Innere, vorübergehend auch das Äußere (Juni 1866 bis April 1867), lehnte jeden Separatfrieden mit Österreich ab und suchte im Innern zu decentralisieren, die Finanzen zu heben, die Trennung von Kirche und Staat durchzuführen, wußte sich aber keine feste Mehrheit in der Kammer zu schaffen und wurde daher abermals von Rattazzi verdrängt. Durch seinen Anschluß mit der Mehrheit der toscan. Abgeordneten an die Linke half er 1876 zum Sturze Minghettis mit. Darauf lebte er ganz zurückgezogen wieder auf seinem Schlosse Brolio, wo er 23. Okt. 1880 starb. Seine Briefe, namentlich an Nicastro-Ventura, gaben Tabarrini und Gotti heraus: «Lettere e documenti del b. B. R.» (10 Bde., Flor. 1886–95). – Vgl. Passerini, Genealogia e storia della famiglia R. (Flor. 1861).

Ricci (spr. rittschi), Katharina, Heilige, s. Katharina.

Ricci (spr. rittschi), Scipione de', aus einer der ältesten und edelsten Familien von Florenz, geb. 7. Jan. 1741 als dritter der vier Söhne des Senators Pier-Francesco de' R., Neffe des bekannten Jesuitengenerals Lorenzo de' R., wurde Auditor bei der florentin. Nuntiatur zu Rom, dann Generalvikar des Erzbischofs Incontri zu Florenz, endlich 24. Juni 1780 Bischof von Pistoja und Prato. Er war ein Gegner der päpstl. Alleinherrschaft in der Kirche und Anhänger geistiger und religiöser Aufklärung des Volks, unterstützte mit Entschiedenheit Leopolds I. Bemühungen auf dem Gebiete des Unterrichts, namentlich auch der bessern Erziehung der Geistlichen, und zur Bekämpfung oder doch Beschränkung des Mönchtums, in dem er mit Recht das willenlose Werkzeug päpstl. Allgewalt sah und das er deshalb von Rom losgelöst und den Bischöfen unterstellt wissen wollte. Auf dem Konzil zu Florenz erklärte sich die Mehrzahl der Bischöfe und Erzbischöfe gegen Leopolds weitere Reformpläne (Mai 1787). Das Volk, welches sich schon früher (1786) in Prato und Pistoja gegen ihn erhoben hatte, zwang ihn nach Leopolds I. Abgang aus Toscana zur Flucht aus Pistoja (April 1790) und zum Verzicht auf seine Bischofssitze (Juni 1791), und Pius VI. sprach trotz Ferdinands III. Gegenbemühungen öffentlich R.s Verurteilung aus wegen Jansenismus (s. Jansenisten) und Gallikanismus (s. Gallikanische Kirche) durch die Bulle «Auctorem fidei» (8. Aug. 1794). In der Erkenntnis seiner falschen Stellung entschloß er sich nach längern Verhandlungen 24. April 1804 zu einem Rechtfertigungsschreiben an Pius VII. und 9. Mai 1805 zur Annahme des Urteils von 1794 und lebte nun teils in Florenz, teils auf seiner Villa Rignana in Zurückgezogenheit bis zu seinem Tode 27. Jan. 1810. Innerlich ist er bei seiner Gegnerschaft gegen das Papsttum geblieben. – Vgl. Memorie de Sc. de R. (2 Bde., Flor. 1865, hg. von A. Gelli; reichen bis 1786); De Potter, Vie de Sc. de R. (Brüss. 1825; deutsch Stuttg. 1827); C. Guasti, Giuseppe Silvestri (Bd. 1) und Alcune lettere inedite di Sc. de'R. e di altri ad Antonio Martini (Prato 1857); Atti e decreti del concilio … di Pistoja anno 1786 (hg. von Bracali, Pistoja 1788); Acta congregationis archiepiscoporum et episcoporum anno 1787 celebratae ↔ (hg. von Schwartzel, 7 Bde., Würzb. 1790–94); Scaduto, Stato e chiesa sotto Leopoldo I di Toscana (Flor. 1885); Venturi, Il vescovo de'R. e la corte romana fino al sinodo di Pistoja (ebd. 1885).

Riccia (spr. rittscha), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Campobasso in Molise, im südl. Apennin, hat (1881) 8235 E., ein erzbischöfl. Kolleg und eine Schwefelquelle.

Ricciacēen, Familie der Lebermoose (s. d.).

Ricciarelli (spr. rittscha-), ital. Maler, s. Volterra, Daniele da.

Riccio (spr. rittscho), David, s. Rizzio.

Riccio (spr. rittscho), Domenico del, ital. Maler, s. Brusasorci.

Riccobōni, Lodovico, genannt Lelio, der Reformator des ital. Theaters, geb. 1677 zu Modena, übernahm 1699 die Leitung einer Schauspielergesellschaft und erhob in Venedig und in den Städten der Lombardei das Theater auf eine höhere Stufe, indem er es nach franz. Muster umbildete, den Arlecchino von der Bühne entfernte und hervorragende Dramen, zum Teil Bearbeitungen franz. Stücke, aufführen ließ. Da seine Bestrebungen den Beifall des Publikums nicht fanden, ging er 1716 nach Paris, wo er ein ital. Theater im Hotel de Bourgogne errichtete und große Erfolge hatte, 1729 begab er sich nach Parma, leitete dort die Bühne bis 1731, dann ging er wieder nach Frankreich und starb 5. Dez. 1753 in Paris. Außer zahlreichen dramat. Entwürfen schrieb er: «Dell'arte representativa» (Lond. 1727); «Histoire du théâtre italien» (2 Bde., Par. 1728–31).

Sein Sohn, Antonio Francesco, geb. 1707 zu Mantua, ging mit den Eltern nach Paris, wo er auf dem ital. Theater auftrat, mehrere Lustspiele schrieb und 15. Mai 1772 starb. Er veröffentlichte: «L'art du théâtre» (Par. 1750; 2. Aufl., mit Zusätzen von Lodov. R., 1752; deutsch von Schröder, Hamb. 1828). Seine Gattin, Marie Jeanne Laboras de Mézières, geb. 1714 in Paris, zeichnete sich auf der Bühne durch seelenvolles Spiel aus und verfaßte mehrere Romane in engl. Geschmack; sie starb 6. Dez. 1792 zu Paris. Ihre «Œuvres» sind mehrfach gedruckt worden (8 Bde., Neuchâtel 1781; 6 Bde., Par. 1818 u.s.w.); einzelnes daraus hat C. B. Heyne unter dem Pseudonym Anton Wall (4 Bde., Lpz. 1781–82) übersetzt.

Ricerāre (ital., spr. ritscher-, d.h. aufsuchen), in der Musik der ältere ital. Name für künstliche Fugen; er wurde besonders im 17. Jahrh. für Instrumentalfugen der Organisten gebraucht, weil diese meist darauf ausgingen, das Fugenthema im Verlauf des Stücks in allen Winkeln zu «suchen».

Rich., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Louis Claude Marie Richard (spr.-schahr), geb. 4. Sept. 1794 zu Versailles, Professor der Botanik in Paris, gest. 7. Juni 1821 daselbst.

Richard, Graf von Cornwallis und von Poitou, deutscher König während des Interregnums (1257–72), zweiter Sohn des engl. Königs Johann ohne Land, wurde 1209 geboren. Im J. 1225 und in den folgenden Jahren befehligte er mit Erfolg das Heer seines Bruders, König Heinrichs III. von England, gegen die Franzosen und gewann Poitou. Nachdem er sich 1231 vermählt, nach einem heftigen Zerwürfnis mit seinem Bruder ausgesöhnt, 1236 das Kreuz genommen hatte, schiffte er sich 1240 nach Ptolemais ein,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 845.