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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sauerstoff (aktiver) - Säuferleber
setzung, die sie früher hatte, da die Pflanzen ebenso
viel S. aus Kohlensäure abscheiden, wie von Men-
schen und Tieren verbraucht wird. In Wasser ist
der S. wenig löslich. 100 Volumen Wasser lösen
bei 0° 4,i Volumen, bei 15° 2,9 Volumen S.; da
Stickstoff noch weniger löslich ist, so enthält die in
Wasser gelöste Luft mehr S. als die Atmosphäre
(etwa 35 Volumen S. auf 65 Volumen Stickstoss).
Von den technischen Methoden der Darstellung
von S. ist ein Verfahren von Tessis du Motay er-
wähnenswert, auf der Entziehung des S. aus der
Luft beruhend. Nach demselben giebt mangansaurcs
Natrium bei hoher Temperatur unter Mitwirkung
eines Dampfstroms S. ab und wird, der Einwir-
kung eines Luftstroms im erhitzten Zustande aus-
gesetzt, wieder in die ursprüngliche Verbindung
übergeführt, die von neuem zur Darstellung von S.
dient. Ein anderes beachtenswertes Verfahren der
Sauerstoffgewinnung ist das vonMallet; es berubt
darauf, daß feuchtes Kupferchlorür die Eigenschaft
besitzt, S. aus der Luft aufzunehmen und dadurch
in Kupferorychlorid überzugeben, welch letzteres bei
400° allen aufgenommenen S. wieder abgiebt und
Kupferchlorür bildet, das von neuem zurSauerstoff-
absorption Verwendung findet. Zukunft hat auch
das von Maltet herrührende und von Philipps und
Schiele ausgebildete Verfahren der Entziehung des
S. aus der Luft in der Weife, daß man, die ver-
schiedene Löslichkeit der beiden Gemengteile der Luft
(S. und Stickstoff) in Wasser benutzend, Luft in
einen Cylinder, der Wasser enthält, preßt und nack
Entfernung des nicht absorbierten Stickstoffs den
vom Wasser aufgenommenen S. durch Erwärmen
oder durch eine Luftpumpe frei macht. Leitet man
die Dämpfe von Schwefelsäure über rotglühende
poröse Körper (z. B. Ziegelstücke), so zerfällt sie
in Wasser, schweflige Säure und S.:
1^304 -- ^0 -i- 302 -j- 0.
Auch hierauf berubt eine Methode der technischen
Darstellung des S. Die schweflige Säure wird durch
Wasser absorbiert und wieder in Schwefelsäure ver-
wandelt. Von weitern Methoden sind die folgenden
zu erwähnen. Man leitet bei dunkler Notglut Luft
über Varyumoxyo, welches dadurch in Varyum-
superoxyd verwandelt wird. Letzteres giebt bei heller
Notglut den aufgenommenen S. ab unter Nückbil-
dung von Baryumoxyd, das nun neuerdings in
Varyumfuperoryd verwandelt werden kann. Auch
ein Gemifch von Atzkalk und Bleioxyd nimmt bei
heller Notglut S. aus der Luft auf, indem Calcium-
plumbat entsteht: 2(^0 4- ^d0 4- 0 -- ca^IX^.
Leitet man nun bei dunkler Notglut Kohlensäure über
das Calciumplumbat, so giebt es den S. wieder ab
unter Bildung von Calciumcarbonat und Bleioxyd:
0^1)04 -j- 2002 ^ 2(^003 -j- I>dO -j- 0.
Die überschüssige Kohlensäure wird dem S. durch
geeignete Absorptionsmittel entzogen; das Gemisch
von kohlensaurem Kalk und Bleioxyd wird durch
stärkeres Erhitzen wieder in ein solches von Lltzkalk
und Bleioxyd verwandelt und ist dann zu erneuter
Sauerstoffaufnabme bereit. Ferner kann man durch
Behandeln von Varyumfuperoxyd und Ferridcyan-
kalium mit Wasser S. gewinnen. Die beiden letztern
Methoden rühren von Kaßner her. Die Firma
Theodor Elkan in Berlin bringt auf 100 Atmosphä-
ren komprimierten S. in Stahlcylindern, die auf
250 Atmosphären Überdruck geprüft sind, in den
Handel. Ein Cylinder für 1000 1 S. kostet mit Zu-
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. XIV.
behör 49 M., für 500 1 39 M., jede Füllung von
1000 1 S. 10 M., 500 1 5 M. - Eine befondere
Modifikation des S. ist der aktive S. oder das
Ozon (s. d.). - Vgl. Philipps, Der S. (Berl. 1871);
Pictet, ^Ikinoirs sur la li^ußfaction ä6 1'ox^-
36N6 u. s. w. lPar. 1878).
Sauerstoff, aktiver, soviel wie Ozon (s. d.).
Saucrstoffäther, leichter, soviel wie Aldehyd
Sauerstoffsalze, s. Salze. ^s- d.).
Sauerteig, Frischet, ein in der Vrotbückerci
(s. Brot und Vrotbäckerei) angewendeter Gärungs-
erreger, ist der Anteil des in Gärung begriffenen
Vrottcigs, der bis zum nächsten Backen aufgehoben
wird, um dem frifchen Teig zugefetzt zu werden.
Hierbei wirkt dcr S. ganz ähnlich wie gärende Bier-
würze unter frifchc Würze, wie gärender Most unter
frischen Most gcscküttct, d. h. wie Hefe (s. d.); aber
mit dem Unterschiede, daß der S. fauer ist. Der
zurückbehaltene Teig fährt in der Gärung, wenn
auch langsam, fort bis zum nächsten Backen. Hier-
durch bildet sich infolge der Anwesenheit zahlreicher
Hefenzclicn und anderer Fermente neben Alkohol
auch Milchsäure, die in den neuen Teig un5 in das
Brot übergehen.
Sauerwafser, in der Metallbearbeitung die
verdünnten Säuren, deren man sich bedient, um das
an der Oberfläche des Metalls haftende Oxyd zu
entfernen und rein metallische Flächen herzustellen.
Saucrwurm, s. Wickler.
Saufang, eine gewöhnlich an einer ruhigen Stelle
im dichten Walde angebrachte Vorrichtung, wilde
Schweine lebend zu fangen. Sie besteht aus einer
10-12 Schritt im Quadrat haltenden, aus starken
Bohlen gezimmerten und durch sehr feste, von 2 zu
2 m eingerammte Pfosten verstärkten Einfriedigung.
An einer Seite derselben ist eine Fallthür mit einer
zweckentsprechenden Vorkehrung angebracht, die ent-
weder von selbst zufällt (Eclbstfang) oder von einem
in einer Lauerhütte stehenden Jäger mittels An-
ziebcns einer Schnur heruntergelassen wird. Einige
Zeit, bevor die Sauen gefangen werden sollen, wer-
den sie durch eingegrabcne Luder (tote Pferde, um-
gcstandcnes Rindvieh u. dgl.), die mit Heringslakc
begossen werden, und Kartoffeln in der Nähe des
Eingangs gekirrt und die Kirrung, aus Topinambur,
Eicheln, Mais, Getreide u. s. w. bestehend, später in
den Fang selbst gestreut.
8a.u.t-oonÄuit (frz., spr. Hof kongdüih), sicheres
Geleit, Gcleitsbricf.
Saufeder, Schwcinsfeder, Fangeisen,
eine früher mebr als jetzt beim Sauen- und Vären-
fang gebräuchliche Waffe. Sie hat Ähnlichkeit mit
einer Lanze und besteht aus einem lanzettförmigen,
20-24 cm langen, in der Mitte 5-8 cm breiten,
scharf und spitz geschliffenen Eisen, der sog. "Feder",
die ein 10-14 cm langes Ohr zur Aufnahme des
Schaftes hat. Dieser soll sehr zähe sein und wird
am besten aus einer gespaltenen jungen Eiche, 120
-140 ciu lang und 3^ bis 4 cm im Durchmesser,
angefertigt. Will man sich der S. bedienen, so wird
der unter den rechten Arm genommene Schaft mit
der linken Hand in der Mitte der obern Hälfte, mit
der reckten aber etwas tiefer angefaßt, mit dem
linken Fuße ein Schritt nach vorn getreten, die Sau
durch den Anruf "Hui Sau" gereizt und ihr beim
Anlaufen die Feder in die Brusthöhle gestoßen.
Saufenchel, Pflanze, s. ?6nc6äHnum.
Sauferkrankheit, s. Alkoholismus.
Säufcrleber, s. Leberentzündung.