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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmiele - Schmiermittel
steht senkrecht zu ihr. Zwei aufeinanderfolgende S.
bilden den Torsionswinkel.
Schmiele, Pflanzengattung, s. ^.ira.
Schmierapparate, Vorrichtungen, welche die
Reibung und Abnutzung aneinander bewegter Ma-
schinenteile durch Zuführung geeigneter Substanzen
(Schmiermittels.d.) vermindern. Die Scbmicr-
gefaße können an dem zu schmierenden Maschinen-
teil (Zapfenlager, Kreuzkopf u. s. w.) angegossen
oder angeschmiedet sein (Schmierbecher, Sckmicr-
schalen), oder als besondere Teile aufgeschraubt wer-
den (S. im engern Sinne). Zuletztern gehören die
Selbstöler, von denen die Nadelöler oder Na-
delsckmierbüchfen verbreitet sind; es sind Ge-
fäße, in der Regel aus Glas, in deren Ausflußrohre
ein Drahtstift steckt, an welchem das Öl bei der Be-
wegung des erstern durch die Erschütterung berab-
fließt, während im Ruhezustand kein Ausfließen
erfolgt, ähnlich sind die aerodynamischen S.
eingerichtet, bei welchen das Öl infolge der Be-
wegung des Zapfens durch Kapillarröhrchen auf
dielen herabgesaugt wird. Die Kapillarität wirkt
auch bei den Dochtschmiergefäßen, in denen
eine Röhre bis fast an den Deckel und andererseits
bis an die zu schmierende Welle reickt; in diese
Röhre wird das eine Ende eines Dochtes einge-
schobcn, dessen anderes Ende in das Öl taucht. Ein
Nachteil dieses Apparats besteht darin, daß auch
während des Stillstandes der Maschine Öl zufließt.
Zum Schmieren mit festen Fetten, Thran u. s. w.
bedient man sich entweder solcher Apparate, die
beim Schmelzen der untern Schicht automatisch
das konsistente Fett nachschieben, wie bei dem To-
voteschen Schmiergefäß, oder folcher, bei denen
der Deckel mit der Hand nach und nach herunter-
geschraubt und so das Fett immer leicht an die
Welle angedrückt wird, wie bei den Stauffer-
fchen Schmiergefäßen.
Eine besondere Art von S. sind diejenigen, welche
zum Schmieren von Flüchen dienen, die unter
Dampfdruck arbeiten, wie z. B. Schieberspiegel,
Dampfcylinder. Hierher gehören die Schmier-
hähue; sie bestehen aus einem Gefäß, das oben
und unten durch einen Hahn abfckließbar ist; über
dem obern Hahn befindet sich ein Trichter zum Ein-
bringen des Öles. Öffnet man bei geschlossenem
untern Hahn den obern, so tritt Öl aus dem Trich-
ter in das Gefäß; um das Öl dem Tampfraum ein-
zuverleiben, schließt man den obern Hahn und öff-
net den untern. Selbstthätig wirken die Öltropf-
ap parate, bei denen der Dampf zeitweilig über
das Öl geleitet wird und dieses tropfenweise in den
Cylinder treibt; ferner diejenigen, wo das Öl durch
sein niedriges specifisches Gewicht gehoben wird und
in gleichem Maße abstießt, wie sich der in das
Schmiergcfäß einströmende Dampf kondensiert.
In neuerer Zeit haben sich für im Dampf arbei-
tende Maschinenteile die sog. Schmierpresfen oder
Ölpumpen mehr und mehr eingebürgert. Das Öl
oder Maschinenfett wird dabei den zu schmierenden
Flächen (Schieberspiegel, Cylinderwände) nicht un-
mittelbar zugeführt, sondern tropfenweise durch ein
dünnes Rohr direkt in die Dampfleitung vor dem
Cylinder hineingebracht, so daß es sich mit dem
strömenden Dampfe mifcht und mit ihm sehr fein
verteilt auf die zu schmierenden Flächen gelangt.
Das Öl muß dabei während des Ganges der Ma-
schine immer gleichmäßig in die Leitung gepreßt
werden. Dies wird entweder von kleinen Pumpen
besorgt, welche, von der Dampfmaschine in Thätig-
keit gesetzt, aus einem Vorratsgefäß das Öl ab-
saugen und durch ein vor der Einmündung in den
Dampfraum angebrachtes Rückschlagmittel hindurch
in den letztern hineinpressen, oder es werden Öl-
pressen verwendet, bei denen ein größerer Cylinder
mit Öl gefüllt wird, in welchem der Kolben, von
der Maschine aus bewegt, sehr langsam vorgescho-
ben wird, wobei das Öl in entsprechendem Maße
wie oben in den Dampfstrahl gelangt. Von diesen
S. haben sich weiter verbreitet die Echmierpumpe
von C. E. Rost & Co., Dresden, und die Schmier-
presse von Mollerup, letztere besonders auch bei
Echiffsmaschinen.
Schmierbrand, s. Brand (des Getreides).
Schmiere, eine herumziehende Theatergesell-
schaft ; in der Gaunersprache hecht S. (oder Schmire,
vom hebr.) Wacbe, Wächter, Wachtposten, Wacht-
gebäude, daher S. stehen Wache halten, aufpassen.
(S. auch Schmiermittel.)
Schmierhahn, s. (^chmierapparate.
Schmierkur, Inunktionskur, Friktions-
kur (frz. Franä i-Lin^äe), die Behandlung der Sy-
philis vermittelst methodischer Einreibung von
grauer Quecksilbersalbe in die Haut. (S. Syphilis.)
Schmiermittel, Schmiere, im allgemeinen
ölige oder fettige Substanzen in dünnflüssigem, dick-
flüssigem oder sestem Zustand, welche dazu dienen,
den bei der Bewegung der Maschinen, auch der
Wagen, Uhren u.s. w. durch die Reibung bedingten
Kraftverlust zu verringern, sowie der durch dieselbe
bewirkten Erhitzung und Zerstörung der bewegten
Teile vorzubeugen. Diese Wirkung wird erreicht,
indem man die S. mittels der Echmicrapparate (s. d.)
zwischen die sich reibenden Flächen bringt, wo sie ver-
möge ihrer Eigenschaft, die Poren der Körper zu ver-
stopfen, die kleinsten Unebenheiten ausgleichen. Nach
Gadolin betragen die durch Maschinenreibung ent-
standenen Arbeitsverluste durchschnittlich 25 Proz.
der von den Motoren erzeugten mechan. Arbeit,
so daß z. V. von dem jährlichen Kohlenbedarf aller
Dampfmaschinen der Welt gegen 37^ Mill. t zur
Überwindung der Reibung verschwendet werden.
Je geringer die innere Reibuug des S. ist, desto
größer ist seine Schmierfähigkeit, d. h. di?
Fähigkeit, die Reibung zwischen den bewegten Teilen
zu vermindern. Außer dieser geriugen innern Rei-
bung müssen die S. eine gewisse Tragfähigkeit,
d. i. Widerstandsfähigkeit gegen Druck besitzen, wenn
sie ihre Aufgabe bei größern Pressungen der be-
wegten Teile erfüllen sollen. Der Wert eines S.
ist ferner durch feine Haltbarkeit, Säurefreiheit und
seinen Preis bestimmt. Als S. werden vegetabili-
sche, animalische und mineralische Stoffe verwendet,
und zwar entweder Öle (Mafchinenöle) oder
Fette (Maschinenfette). Von den vegetabilischen
Ölen ist besonders das Rüböl zu nennen, das im
rohen Zustand eine bedeutende Echmierfähiglnt
besitzt, ziemlich säurefrei, aber durch einen beträcht-
lichen Gehalt von Pflanzenschleim zum Verharzen
geneigt ist. Dagegen ist raffiniertes Rüböl säure-
baltig und greift daher die metallischen Flächen an.
Olivenöl oder Baumöl besitzt zwar eine noch
größere Schmierfähigkeit als Rüböl, ist jedoch un-
vermischt zu kostspielig. Raffiniertes Mandelöl
ist ein vorzügliches S. für feine mechan. Instru-
mente, Uhren u. s. w. Unter den animalischen
Ölen nimmt das aus frischen Knochen gewonnene
Klauenfett als S. die erste Stelle ein; nur ver-
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