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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sebacīnsäure; Sebaldus; Sebaste; Sebastian; Sebastiāni; Sebastiansberg; Sebastīn

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Sebacinsäure – Sebastin

Werk «Locupletissimi rerum naturalium thesauri accurata descriptio» (4 Bde., mit 450 Kupfertafeln in Folio, Amsterd. 1734‒65).

Sebacīnsäure, eine zweibasische Säure der Oxalsäurereihe von der Zusammensetzung C₁₀H₁₈O₄ = COOH(CH₂)₈·COOH, die bei der trocknen Destillation der Oleïnsäure, bei der Oxydation der Stearinsäure und des Walrats sowie beim Schmelzen von Ricinusölsäure mit Kalihydrat entsteht. Sie krystallisiert in glänzenden Blättchen, die bei 127° schmelzen.

Sebaldus, der Heilige, einer der Schutzpatrone Nürnbergs (neben dem heil. Lorenz), von unbekannter Herkunft, studierte nach der Legende in Paris, vermählte sich dort mit der Tochter des Königs Dagobert Ⅲ., trennte sich aber schon am folgenden Tage von ihr, um sich einem beschaulichen Leben zu widmen, pilgerte nach Rom, kehrte dann wieder nach Deutschland zurück, trieb hier, namentlich in Bayern, Mission und lebte zuletzt in einem Walde bei Nürnberg als Einsiedler. Er starb 801 (nach andern 901 oder 1070). Er hatte befohlen, seinen Leichnam auf einen mit Ochsen bespannten Wagen zu legen und ihn da zu begraben, wo diese freiwillig stehen bleiben würden. Dies geschah an der Peterskapelle zu Nürnberg, die hierauf zur Sebalduskirche erweitert wurde; in derselben befindet sich das prächtige Grabdenkmal des S., von Peter Vischer und dessen Söhnen 1508‒19 angefertigt. (S. Tafel: Deutsche Kunst Ⅳ, Fig. 1, Bd. 4, S. 1004.) 1425 wurde S. von Martin Ⅴ. heilig gesprochen; Gedächtnistag ist der 19. Aug.

Sebaste, der griech. Name von Samaria (s. d.). Nach dem Hafen Sebastos hieß auch Cäsarea Palästina (s. d.) S.

Sebastian, San, span. Stadt, s. San Sebastian.

Sebastian, Heiliger und Märtyrer der kath. Kirche, geboren zu Narbonne in Gallien, war der Legende nach unter Diocletianus Hauptmann in der Prätorianergarde. Vom Hofe aufgefordert, seinen christl. Glauben zu verlassen, blieb er standhaft und wurde den mauritanischen Bogenschützen übergeben, die ihn an einen Baum banden und mit angeblich 1000 Pfeilschüssen durchbohrten. Eine Christin, Irene, die den Körper des Nachts aufsuchte, um ihn zu bestatten, fand S. noch lebend und rettete ihn. Bald darauf wurde S. wieder ergriffen, zu Tode gestäupt und sein Körper in eine Kloake gestürzt (287 oder 288). Eine Christin, Lucina, zog ihn hervor und begrub ihn zu den Füßen der Apostel Petrus und Paulus. S. ist der Patron der Schützengesellschaften; sein Gedächtnistag ist der 20. Jan.

Sebastian, König von Portugal (1557‒78), der nachgeborene Sohn des Infanten Johann und Johannas, einer Tochter Kaiser Karls Ⅴ., geb. 1554, ward 1557 Nachfolger seines Großvaters Johann Ⅲ. (s. d.). Die Regierung führte bis zu seiner Volljährigkeit sein Großoheim, der Kardinal Heinrich. Von Mulei-Mehemmed, der von seinem Oheim, dem regierenden Scherîf Mulei-Malek von Marokko, aus dem Lande verjagt war, zu Hilfe gerufen, segelte S. 24. Juni 1578 nach Tanger ab. Bei Kassr el-Kebir wurde er 4. Aug. 1578 von der überlegenen Heeresmacht des Scherîfs geschlagen; S. selbst fiel, ohne daß man seinen Leichnam auffand. Zunächst führte Kardinal Heinrich, den S. zum Reichsverweser bestellt hatte, die Regierung und ward nach einiger Zeit zum König ausgerufen; doch er starb schon 31. Jan. 1580, und mit ihm erlosch die alte portug. Dynastie. Philipp Ⅱ. von Spanien, dessen Mutter Isabella eine Schwester von S.s Großvater Johann Ⅲ. gewesen war, bemächtigte sich darauf der Herrschaft über Portugal. Die Folge der Ungewißheit über den Tod des Königs S. war, daß später vier Abenteurer auftraten, die sich für S. ausgaben. Der vierte in der Reihe, der 20 Jahre nach der Katastrophe in Venedig erschien, gab vor, daß er auf dem Schlachtfelds unter den Toten und Verwundeten sich verborgen habe und, um Portugals Ruhe nicht zu stören, zunächst in der Berberei geblieben sei, dann in Sicilien als Einsiedler gelebt habe. Der Senat von Venedig wies ihn aus. In Florenz wurde er gefangen genommen und an den span. Vicekönig von Neapel ausgeliefert; er soll dann in Castilien im Gefängnis hingerichtet sein. – Vgl. Machado, Memorias para a historia de Portugal que comprehendem o governo del rey Don Sebastião (4 Bde., Lissab. 1736‒51); Schäfer, Geschichte von Portugal, Bd. 3 u. 4 (Gotha 1854); d’Antas, Les faux Don Sébastien (Par. 1865).

Sebastiāni, François Horace Bastien, Graf, franz. Marschall und Diplomat, geb. 11. Nov. 1775 in La Porta bei Bastia (Corsica), trat 1792 in die franz. Armee, wurde 1799 Oberst und half Bonaparte bei Durchführung des Staatsstreichs vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799). In dem Französisch-Österreichischen Kriege von 1805 that er sich mehrfach, besonders bei Austerlitz, hervor und wurde infolgedessen Divisionsgeneral. Seit Mai 1806 übte S. als Gesandter in Konstantinopel großen Einfluß aus und wußte den Sultan Selim Ⅲ. für Frankreich zu gewinnen. 1807 kämpfte S. in Spanien, 1812 in Rußland, wobei er auf dem Rückzug das sog. Heilige Bataillon (s. d.) befehligte. 1813 nahm er an den Schlachten an der Katzbach, bei Leipzig und bei Hanau teil, 1814 befehligte er die Kavallerie der Garde. Nach der Abdankung Napoleons 1814 huldigte S. Ludwig ⅩⅧ., ging aber während der Hundert Tage wieder zu Napoleon über, organisierte die Nationalgarde zu Amiens und wurde in die Kammer gewählt. Nach der Schlacht bei Waterloo begab er sich nach England, kehrte 1816 nach Frankreich zurück und übernahm nach der Julirevolution 11. Aug. 1830 das Ministerium der Marine, das er 17. Nov. 1830 mit dem der auswärtigen Angelegenheiten vertauschte. 1834 legte er dies Amt nieder, ging als Gesandter nach Neapel, war dann 1835‒40 Gesandter in London, worauf er zum Marschall von Frankreich erhoben und wieder in die Deputiertenkammer gewählt wurde. S. starb 21. Juli 1851 zu Paris. Ungeheures Aufsehen machte die Ermordung seiner einzigen Tochter (18. Aug. 1847) durch ihren Gatten, den Herzog von Praslin (s. d.).

Sebastiansberg (im Volksmunde Pasberg und Bastelberg), königl. Bergstadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Komotau in Böhmen, am Kamme des Erzgebirges, an der Linie Krima-Neudorf-Reitzenhain der Buschtiehrader Eisenbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (53,41 qkm, 5831 deutsche E.), hat (1890) 2142 deutsche E., Kriegerdenkmal (1879), sehenswerte Pfarrkirche; Spitzenklöppelei, Torfstreu- und Torfmullfabrikation, mächtiges Torfmoor, Ackerbau, Gänse- und Schweinezucht.

Sebastīn, ein von Beckman 1872 in Schweden erfundenes Sprengmittel, welches zu den Dynamiten (s. d.), speciell zu den Abeliten (s. d.) gehört; in der Hauptsache eine Mischung aus Nitroglycerin und nitrierten Sägespänen, der noch mehrere andere