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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Skelett
deln) zusammen, oder die Zornsubstanz erreicht das
Übergewicht bis zum völligen Verdrängen der (kie-
seligen) Einzelteile, so daß nur ein (aus Spongiolin
bestehendes) häufig durch Fremdkörper verstärktes
Fasergerüst übrigbleibt. Vei einer Gruppe der
Hexaktinelliden geschieht die Verbindung der
einzelnen Skclettelemcnte durch Kiesclsubstanz. Die
Nadeln bilden sich in eigenen Zellen, die Hornsub-
stanz und wohl auch die verschmelzende Kicselsubstanz
ist das Abschciduugsprodukt besonderer Wander-
zellen im Körperinnern (der Spongioblasten).
Bei den eigentlichen Hohltieren finden sich
äußere aus Hornsubstanz (viele Hvdroidpolypen,
s. Tafel: Körperbedeckung der Tiere I, Fig. 1)
oder Kalk (andere Hydroidpolypen, nämlich die Hy-
orokorallen sowie die Orgelkorallen) bestehende S.
und ebensolche innere, die (z. B. bei den sog. schwar-
zen Korallen) hornig, bei den meisten übrigen Ko-
rallenpolypen kalkig sind und entweder als einzelne
bleibende Körper oder verschmolzen auftreten. In
gewissen Fällen wechseln im zusammenhängenden
S. kalkhaltige und kalkfreie, bloß hornige Strecken
regelmäßig miteinander ab, wodurch ein unbeweg-
lich gegliedertes S. zu stände kommt. Vei den
Stachelhäutern (Echinodermen) herrschen die ge-
gliederten kalkigen Hautskelette vor, bei den See-
igeln ist die eigentliche Masse zu einer uubeweg-
lichen Kapsel (coroua) vereinigt, die indessen mei-
stens bewegliche Anhänge (Stacheln u. s. w., s. Fig. 2,
Z, 4) trägt, bei Scesteruen und Haarsternen
(hier besteht das S. oft aus vielen Tausenden von
Stücken) sind sie im eigentlichen Körper (Scheibe
oder Kelch) unbeweglich, in den Armen aber beweg-
lich miteinander verbunden, und bei denmeistenSe e-
walzen liegen sie in der Haut als einzelne Kalk-
körperchen, die sich indessen hin und wieder zu
starren Tüfelchen vereinigen können. Vei den Wür-
mern verdickt sich (bei Ringelwürmcrn) die Haut
oder deren chitinöser Überzug, so daß man ihn wohl
als äußeres S. bezeichnen kann, auch die von den
Röhrenwürmern verfertigten, auf Ausschwitzung
des Körpers zwar beruhenden, aber mit diesem nicht
verbundenen Gehäuse sind in gewissem Sinne als
S. zu betrachten. Innere (^kelettteile finden sich als
Kopfknorpel im Kopfsegment einer Anzahl röhren-
bewohnender Ningelwürmer und entsenden beweg-
liche Fäden in die Kiemen.
Die Gliedertiere haben ein chitinöses Haut-
skelett, das entweder einfach chitinös bleibt (Infekten,
Spinnen) oder sich durch die Aufnahme von Kalk-
salzen (Krebse, manche Tausendfüßer) verstärkt und
sowohl zum Schutz der innern Organe als auch zur
stütze dient, an deren Innenseite die Muskulatur
des Leibes Ursprung und Ansatz findet; es ist unter
.allen Umständen gegliedert, sogar die Kalkschale der
Seepocken zeigt eine Gliederung, wenn sie auch der
des Leibes des Tiers nicht entspricht. Das Haut-
skelett der Weichtiere wird meist als schale be-
zeichnet und ist eine aus einer organischen Grund-
lage bestehende (Konchyliolin), mit Kalisalzen im-
prägnierte Kutikularbildung, die entweder ein ein-
faches (fehr viele Schnecken) oder ein mit einem
beweglichen Deckel versehenes (Dcckelschneckcn) oder
beweglich-zweiklappigcs (Muscheln, s. Fig. 32, 33),
selten aus mehrern hintereinander liegenden beweg-
lichen Stücken (Käferschnecken) bestehendes Gehäuse
darstellt. ^ Vei den Kopffüßern finden sich sowohl
äußere wie innere S., die letztern bedeutend häufiger.
AaMiWg (s. Fig. 34) und ä^ii-u^a haben eine gekam-
merte, die weibliche ^r^onanta eine einfache, nicht
mit dem Körper verbundene Schale. Die Tinten-
fische haben innere kalkige (08 Lspias) und die
Kalmaren hornige innere Schalen ((^amu8), beide
sind in einer Manteltasche hervorgebrachte Kutikular-
bildungen. Außerdem finden sich im Innern stützende
und schützende Skclcttelcmente in Gestalt von Knor-
peln. So liegt um das centrale Nervensystem eine
als Sckädelkapscl bezeichnete Knorpelmasse, die unter
jedes Auge einen oben ausgehöhlten Träger ent-
sendet; weitere Knorpelstückchen finden sich am An-
sang der Arme, am Innenrande des Flossensaumcs,
in der Wandung des Trichters u. s. w. Das zwei-
klappige äußere S. (Schale) der Armfüßer
(s. Fig. 37) ist wie bei den Mollusken ein horniges,
aber mit weniger Kalk imprägniertes Absondcrungs-
produkt des Mantels. Vei Nädertiercn und
Moostieren (als sog. Ektocyste, s. Fig. 36) finden
sich hornige (chitinöse) äußere S. als Schalen und
Köcher, dock kommen auch schleimig-gallertartige vor,
sowie bei Moosticren kalkige. Als äußeres S. der
Mauteltiere kann man ihren äußern, gallertig
weichen bis knorplig harten Mantel auffassen, eine
Art inneres S. findet sich bei Asci dien als Stütze
der Atmungswcrkzeuge (Kiemenkorb). Gewisse frei
schwimmende ausgebildete Ascidien (^pponäicm-
iHi-ill) und die Larven anderer haben ein inneres S.
in Gestalt eines unterhalb des centralen Nerven-
systems gelegenen, in den Ruderschwanz sich fort-
setzenden Stranges eigenartiger, snlziger Zellen
(Urochord, s. Tafel: Manteltiere, Fig. 4 cU).
Das S. der Wirbeltiere ist ursprünglich stets
knorplig, erhärtet aber durch die Aufnahme von
Kalksalzen in sehr verschiedenem Umfange. Äußere
Ekelettelemente sind nicht allzu häusig (Panzer
der Gürteltiere, Schildkröten ^f. Tafel: Körper-
bedeckung der Tiere II, Fig. 16 u. 17^j, Kroko-
dile, Fisckpanzer u. s. w.) und bestehen niemals
aus Kutikularbildungen, sondern im wesentlichen
aus verknöcherten Elementen der Leoerhant. Auch
das iunere S. bildet sich entwicklungsgeschichtlich
teilweise aus Hautverknöcherungen, die sich mit den
innen angelegten Teilen desselben verbinden. Das
S. der Wirbeltiere zerfällt in ein Rumpf-, Kopf-,
Schwanz- und Gliedmaßenskelett (s. Wirbeltiere).
Wesentlich zum Schutz dienen die unbeweglich mit-
einander verbundenen Knochen der Schädelkapsel,
zum Schutz und zur Stütze die Knochen des Rumpses,
zur stütze allein die der Gliedmaßcn. - Das
menschliche S. besteht, mit Einschluß der Zähne,
Gehörknöchelchen und Sesambeinchen, aus 245 ein-
zelnen Knochen von der verschiedensten Gestalt und
Größe. (S.Tafel: Das Skelett des Menschen,
sowie die Beschreibung der einzelnen Skelettteile in
den betreffenden Artikeln, wie Arm, Vein, Becken,
Brust, Kopf, Schädel, Schulter, Wirbelsäule u.s.w.)
Das Stnoium des S. der Tiere, namentlich der
Wirbeltiere, bildet einen sehr wichtigen Zweig der
vergleichenden Anatomie, weshalb S. seit je eifrig
gesammelt und präpariert worden sind. Entweder
sind an den präparierten S. die Knochen noch durch
die mit einem Firnis überzogenen Gelenkbänder
verbunden, oder diese sind gleichfalls entfernt und
die Knochen durch Drähte, Schrauben, Kautschuk-
bänder oder dgl. aneinander befestigt; im erstern
Falle nennt man das Ganze ein natürliches, im
letztern ein künstliches S. Von kleinern Tieren
oder solchen mit vielen kleinen Knochen, von Kindern
und jungen Tieren, bei denen die Gelenkenden noch