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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Spektrālapparate

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Spektralapparate

des Spektrums helle Linien zeigen. Auf der Tafel: Spektralanalyse zeigt Nr. 1 das Spektrum des Sonnenlichts, 2‒11 die Spektra der glühenden Dämpfe verschiedener Metalle, Nr. 12 und 13 die Spektra vom Wasserstoff und Stickstoff mit den charakteristischen Linien.

Schon Kirchhoff hat eine sehr genaue Darstellung aller im Sonnenspektrum wahrnehmbaren dunkeln Linien gegeben. In größerer Vollständigkeit wurde das Sonnenspektrum von Ångström beobachtet, der in demselben an 1000 Linien gemessen hat, unter denen besonders die des Eisens, Calciums, Bleies, Quecksilbers, Natriums, Baryums, Magnesiums, Goldes und Wasserstoffs hervortreten. In neuerer Zeit wurde von Rowland in Baltimore der größte Teil des durch Diffraktion erzeugten Sonnenspektrums sehr genau photographisch aufgenommen. Der Mond hat ein dem der Sonne vollständig gleiches Spektrum, das der Planeten zeichnet sich durch zahlreiche Absorptionsstreifen aus, die besonders stark bei Uranus und Neptun hervortreten. Die Spektra der Fixsterne sind sehr verschieden, jedoch hat Secchi versucht, sie in vier Klassen, sog. Sterntypen (s. d.), einzuteilen, die sich aber nicht scharf voneinander trennen lassen. Wiederholte Aufnahme desselben Sternspektrums hat mehrfach zur Entdeckung von Veränderungen und damit zur Auffindung von veränderlichen Sternen und bisher unbekannten Doppelsternen geführt. In dem Spektrum der Sonnenflecke zeigt sich eine Verdickung der Fraunhoferschen Linien und auch eine kleine Verschiebung derselben. Die Nebelflecke zeigen meistens ein Spektrum von drei lichten Linien, die auf glühende Gasmassen hindeuten; nur einzelne Nebelflecke scheinen ein Spektrum in kontinuierlicher Folge aus Lichtstrahlen der verschiedenen Farben zu haben, die auf das Vorhandensein glühender fester oder glühender gasförmiger Körper schließen lassen. In den Spektren der Kometen hat man drei Bänder beobachtet, die dem Kohlenspektrum entsprechen sollen, während wahrscheinlich mehr Ähnlichkeit mit dem Spektrum des Benzins vorhanden ist. Das Spektrum des Polarlichts (s. d.) zeigt sechs und mehr hellere Linien, welche den Linien der Eisendämpfe zu entsprechen scheinen, und Vogel hält das Nordlichtspektrum für eine Modifikation des Luftspektrums. - Auch die Meteorologie benutzt die S., indem die Regenlinien (s. d.) ein Zeichen großer Feuchtigkeit der Atmosphäre sind.

Der Umstand, daß eine Verschiebung der Spektrallinien nach der einen oder andern Seite hin auftritt, wenn die sie erzeugende Lichtquelle sich gegen den Beobachter zu oder von ihm fort bewegt und daß die Größe dieser Verschiebung abhängig ist von der Geschwindigkeit der Bewegung der Lichtquelle (Dopplersches Princip, s. d.), ermöglicht es auch, die S. dazu anzuwenden, die Geschwindigkeiten zu bestimmen, mit denen sich die Fixsterne im Raume gegen die Erde zu oder von ihr fort bewegen. (S. Eigenbewegung, Doppelsterne, Alcor, Algol sowie Spektralanalyse, Bd. 17.)

Mit Hilfe der S. sind auch neue Elemente in irdischen Mineralien entdeckt worden, so Rubidium und Cäsium durch Bunsen und Kirchhoff (1860), das Thallium durch Crookes und Lamy (1861), das Indium durch Reiche und Richter (1868), das Gallium durch Lecocq de Boisbaudran (1875).

Für praktische Zwecke, insbesondere zur Untersuchung von Farbstoffen und Genußmitteln, leisten die Absorptionsspektra gute Dienste, die man erhält, wenn man weißes Licht durch eine Schicht der betreffenden farbigen, also das Licht teilweise absorbierenden Substanz hindurchgehen läßt.

In der gerichtlichen Chemie dient die S. zur Untersuchung von Blutflecken (s. d.). – Vgl. Roscoe, Die S. (3. Aufl., Braunschw. 1890); Lockyer, Das Spektroskop und seine Anwendung (ebd. 1874); ders., Studien zur S. (Lpz. 1879); Vogel, Praktische S. irdischer Stoffe (2. Aufl., Berl. 1888); Schellen, Die S. (3. Aufl., Braunschw. 1883); Kayser, Lehrbuch der S. (Berl. 1883); ders. und Runge, Über die Spektren der Elemente (ebd. 1888‒94); Gönge, Lehrbuch der angewandten Optik in der Chemie (Braunschw. 1886); Scheiner, Die S. der Gestirne (Lpz. 1890); ders., Untersuchungen über die Spektra der hellern Sterne (ebd. 1895); Wislicenus, Abriß der Astrophotometrie und Astrospektroskopie (Berl. 1896); Landauer, Die S. (Braunschw. 1896).

Spektrālapparate, Instrumente zur Erzeugung, Beobachtung und Messung von Spektren (s. Spektrum). Am gebräuchlichsten sind die Spektroskope, welche das Spektrum durch Dispersion (s. d.) mittels eines Prismas hervorrufen und zwar, damit das Spektrum ein reines werde, nach der Newtonschen Anordnung (s. Spektrum und die dazugehörige Textfigur 1). Nachstehende Figur zeigt den nach diesem Princip von Kirchhoff und Bunsen konstruierten Spektralapparat. Das Rohr L, welches fest mit dem Stativ verbunden ist, trägt den Spalt und am andern Ende die Linse, die von dem Spalt ein reelles Bild entwirft, welches durch das Flintglasprisma P in ein Spektrum aufgelöst und in dem astron. Fernrohr F beobachtet wird. Letzteres ist um das Stativ drehbar, ebenso wie das Rohr R, welches in der Bildebene des Fernrohrs F eine Millimeterskala zum Messen der Entfernungen der Spektrallinien erzeugt, was dadurch erreicht wird, daß von der am äußern Ende von R eingeätzten Glasskala s durch die am andern Ende befindliche Linse ein Bild entworfen wird, das durch die dem Rohr zugekehrte Fläche des Prismas P in das Fernrohr reflektiert wird. Der Spalt hat die Einrichtung, daß man zwei Spektren zugleich beobachten und miteinander vergleichen kann, indem die eine Hälfte des Spaltes von einem Prisma verdeckt wird, dessen eine Fläche die Strahlen einer seitwärts stehenden Lichtquelle in die Achse von L hineinreflektiert, während der unbedeckte Teil des Spaltes die Strahlen einer in der Achse von L stehenden Lichtquelle aufnimmt. Man hat auch S. mit gerader Durchsicht; bei denselben sind in einem einzigen auch wie ein Handfernrohr brauchbaren Rohre mehrere Prismen so aneinandergesetzt,

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