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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stavelot - Steatit

Kunstverein, ein Hospital, schönen Park, mechan. Werkstätte und eine Privatbank. Ende 1893 besaß S. 62 Dampfschiffe von 19 380 t und 427 Segelschiffe von 77 996 t. Es liefen 1892 vom Auslande ein 268 Fahrzeuge von 65 637 t, während 185 Fahrzeuge von 47 948 t ausliefen. Hauptausfuhrartikel sind Heringe, Anchovis, andere Fische, Hummern, Schafe, Marmor, Tangasche und Thran. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Stavelot (spr. stawloh; deutsch Stablo, mittellat. Stabulaus), Stadt in der belg. Provinz Lüttich, rechts am Amblève, an der Bahnlinie Ulflingen-Verviers, hat 4530 E.; starke Gerberei und Tuchfabrikation. Der Ort war bis 1801 die Hauptstadt eines gleichnamigen deutschen Reichsfürstentums, zu dem auch Malmedy gehörte und dessen Oberhaupt der Abt des berühmten Benediktinerklosters zu S. war. Das Stift wurde 650 vom heil. Remaclius, Bischof von Lüttich, errichtet. In der Pfarrkirche befindet sich der aus Kupferplatten hergestellte, mit Edelsteinen besetzte und mit Silberstatuetten gezierte Schrein des heil. Remaclius, ein Werk des 14. Jahrh.

Stavenhagen, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, an der Linie Lübeck-Strasburg der Mecklenb. Friedrich-Franz-Bahn, Sitz eines großherzogl. Amtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Güstrow), hat (1895) 3206 E., darunter etwa 150 Katholiken und 60 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, höhere Privatknabenschule, höhere Mädchenschule, Ersparniskasse, Vorschußverein, Schlachthaus; Zuckerfabrik, Dampfmolkerei, zwei Dampfsägewerke, Dampf- und Windmühle und Märkte. S. ist Geburtsort von Fritz Reuter.

Stavkirker, s. Skandinavische Kunst I.

Stavoren, einst eine große Stadt, der Sitz der fries. Könige, im Mittelalter eine der Hansastädte, jetzt ein Ort von 793 E., mit Leuchtturm, liegt am Zuidersee in der niederländ. Provinz Friesland, an der Bahnlinie S.- Leeuwarden. Dampftrajekt führt nach Enkhuizen.

Stavros, Stadt auf Siphnos (s. d.).

Stawropol. 1) Gouvernement im nördl. Teil des russ. Generalgouvernements Kaukasien, zu Ciskaukasien gehörig, grenzt im NW. und N. an das Donische Gebiet und an das Gouvernement Astrachan, im O., S. und SW. an das Terek- und Kubangebiet und hat 60 596,8 qkm mit 873 863 E., d. i. 14,4 auf 1 qkm. Es bildet eine hügelige Steppe mit vielen Kurganen, nördlich vom Manytsch begrenzt; im SW. reichen hinein Ausläufer des Elbrus. Hauptflüsse sind die Kuma, der Kalaus und Jegorlyk. Der Boden besteht aus Schwarzerde (am Jegorlyk), im O. ist er sandig und salzhaltig, auf weite Strecken von Rasenland unterbrochen. Der Wald ist spärlich. Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus Russen (Eparchie S. der Russischen Kirche, mit einem Bischof an der Spitze), dann Armeniern, Griechen und nomadisierenden Kalmücken, Truchmenen und Nogaiern. Getrieben wird Ackerbau (Getreide, namentlich Weizen, Flachs, Sonnenblumen), Garten- und auch Weinbau (3095 ha Weinberge), hauptsächlich aber Viehzucht, darunter auch Zucht von Kamelen (gegen 6000). Die Fabrikthätigkeit ist vertreten durch Mühlen (0,79 Mill. Rubel Produktion), Branntweinbrennereien (0,29), Ölmühlen, Brauereien und Metfabriken, Wachsschmelzereien, Schlächtereien und Ziegeleien. Es giebt 241 km Eisenbahn; ferner 5 Mittel-, 295 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement, im jetzigen Bestand seit 1871, zerfällt in 4 Kreise: Alexandrowsk, Medwjeshinsk, Nowogrigorjewsk und S., ferner in drei Polizeibezirke für die Nomaden. - 2) Kreis im nordwestl. Teil des Gouvernements S., im Gebiet des Jegorlyk und des Kalaus, hat 7698,7 qkm, 127 237 E., zum Teil Kalmücken, die deutsche Kolonie Johannsdorf, Ackerbau und Viehzucht. - 3) Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises S., 830 m hoch, in dürrer Gegend, an drei wasserarmen Flüßchen und an der Linie Kawkaskaja-S. (156 km) der Wladikawkaser Eisenbahn, Sitz des Gouverneurs und des Bischofs, hat (1897) 41 621 E., meist Russen; 13 russ., 1 armen.-gregorianische, 1 kath. Kirche, 1 Moschee; Gymnasium mit Realschulabteilung, 2 Mädchengymnasien, 1 geistliches Seminar, Junkerschule, öffentliche Bibliothek, 3 russ. Zeitungen, Stadtbank und 35 Fabriken mit 1,2 Mill. Rubel Produktion.

Stawropol. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Samara, westlich von der Wolga begrenzt, hat 7383,2 qkm, 257 875 E., darunter Tataren (14), Mordwinen (9) und Tschuwaschen (2 Proz.); Ackerbau, Bienenzucht, Hausindustrie und 82 Fabriken. - 2) Kreisstadt im Kreis S., links an der Wolga, gegenüber den Shegulewschen Bergen, hat (1893) 5458 E., Post, Telegraph, 3 Kirchen, Stadtbank, Flußhafen, wenig Handel.

Staxen, ein Sprachfehler, s. Angophrasie.

Steamer (engl., spr. stihmĕr), Dampfschiff.

Stearin, Tristearin, neben Palmitin ein Hauptbestandteil der festen Fette (s. d.) oder Talgarten, in chem. Hinsicht das Triglycerid (Glycerinester) der Stearinsäure, C3H5(OC18H35O)3. Es kann durch Erhitzen von Glycerin mit Stearinsäure auf etwa 300° erhalten werden, krystallisiert aus Äther in glänzenden Blättchen und schmilzt in reinem Zustande bei 66,5° C. Die Stearinsäure dient zur Herstellung der Stearinkerzen; diese zerfällt in die Darstellung der Fettsäuren und in die Umwandlung derselben in Kerzen. Die Gewinnung der Fettsäuren geschieht meist durch Verseifung der Fette (Talg oder Palmöl) mit Kalk, wobei die Fettsäuren sich in Form unlöslicher Kalkseife abscheiden, während die hierbei entstehende Lauge wesentlich Glycerinlösung ist, die man auf Glycerin (s. d.) verarbeitet. Die Kalkseife wird nun mit Schwefelsäure zersetzt und die sich ausscheidenden fetten Säuren nach dem Erstarren und Abkühlen durch Pressen von der flüssigen Ölsäure befreit, aus der man in der Regel Seife darstellt. Die zurückbleibende starre Fettmasse giebt den Stoff zur Herstellung der Stearinkerzen. Anstatt mit Kalk zu verseifen, zieht man es häufig vor, die Fettkörper mit Schwefelsäure zu zersetzen und dann die gewonnenen fetten Säuren nach gutem Auswaschen mit Wasser entweder direkt zu verwenden, oder sie vorher der Destillation mit gespannten Wasserdämpfen zu unterwerfen. In neuerer Zeit vollzieht man die Verseifung der Fette auch durch Wasser allein in Autoklaven bei einer Temperatur von 200°. Da S. krystallinisch und brüchig ist, wird es, bevor man es in Kerzenform bringt, mit einer gewissen Menge von Paraffin zusammengeschmolzen; dies ist z. B. der Fall mit den Apollo- oder Melanylkerzen. Über das Gießen der Kerzen s. Kerze.

Stearinsäure, C18H36O2, eine Fettsäure, deren Glycerinäther das Stearin (s. d.) bildet.

Stearopten, Kollektivname für die in der Kälte sich abscheidenden festen Bestandteile der ätherischen Öle (s. d.).

Steatit, Mineral, s. Speckstein.