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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Steiner (Jakob) - Steingut

in Wien. In der Praxis war S. beschäftigt bei der Tracierung des Donau-Oder-Kanals und bei der Österr. Nordwestbahn. Dann wurde er Assistent und später Privatdocent an der Technischen Hochschule zu Wien und gleichzeitig an der Hochschule für Bodenkultur daselbst. 1878 erhielt er einen Ruf als außerord. Professor der Ingenieurwissenschaften an die deutsche Technische Hochschule zu Prag. 1881 wurde er ord. Professor daselbst. In zahlreichen Studienreisen nach Amerika, England, Frankreich, Schweiz u. s. w. sammelte er reiche Erfahrungen. Von 1887 bis 1891 projektierte und leitete er die Quellbauten in Bilin, außerdem führte er zahlreiche Rekonstruktionen von Brücken und andern Bauten durch. Er schrieb: "Die graphische Zusammensetzung der Kräfte" (Wien 1876), "Über Brückenbauten in den Vereinigten Staaten" (ebd. 1878), "Bilder aus der Geschichte des Verkehrs, die histor. Entwicklung der Spurbahn" (Prag 1880), "Handbuch der Ingenieurwissenschaften" (Bd. 2: Brückenbau. Tl. 2, Kap. 8: Konstruktion der Fahrbahnen, Fußwege und Geländer. Kap. 9 und 10: Konstruktion der eisernen Balkenbrücken, 2. Aufl., Lpz. 1890), "Vorträge über Eisenbahnen" (2. Heft: Die Weichen und Kreuzungen, 1. u. 2. Aufl. von E. Winkler; 3. Aufl. von S., Prag 1883), "Die Photographie im Dienste des Ingenieurs. Ein Lehrbuch der Photogrammetrie" (1. Lfg., Wien 1891), "Die Regulierung des Polzenflusses" (Prag 1891).

Steiner, Jakob, Mathematiker, geb. 18. März 1796 zu Utzenstorf (Schweiz), studierte in Heidelberg, war dann Lehrer am Plamannschen Institut in Berlin und 1825-35 an der städtischen Gewerbeschule daselbst. Hierauf wurde er außerord. Professor an der Berliner Universität. Seit 1834 war er auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb 1. April 1863 in Berlin. S. nahm an der Entwicklung der neuern synthetischen Geometrie wesentlichen Anteil. Er schrieb: "Systematische Entwicklung der Abhängigkeit geometr. Gestalten voneinander" (Tl. 1, Berl. 1832), "Die geometr. Konstruktionen ausgeführt mittels der geraden Linie und eines festen Kreises" (ebd. 1833). Seine "Vorlesungen über synthetische Geometrie" erschienen in 2 Teilen (Lpz. 1867). Seine gesammelten Werke sind auf Veranlassung der Berliner Akademie von Weierstraß in 2 Bänden herausgegeben worden (Berl. 1881-82), seinen Briefwechsel mit Ludw. Schläfli gab H. Graf (Bern 1896) heraus. - Vgl. Geiser, Zur Erinnerung an Jakob S. (Zür. 1874).

Steiner Alpen, s. Ostalpen.

Steinerne Renne, s. Holzemme.

Steinernes Meer, Hochplateau in den Salzburger Kalkalpen, s. Ostalpen.

Steinersche Flächen, Flächen, auf welchen Scharen von Kegelschnitten liegen. Sie werden nach ihrem Entdecker so genannt und sind von Kummer genauer untersucht worden. Die Gestalt einer solchen Fläche ist auf der Tafel: Flächen II, Fig. 7, ersichtlich. Eine Unterart der S. F. bilden die Dupinschen Cykliden.

Steinfeld, s. Leitha.

Steinfeld, Franz, Landschaftsmaler und Radierer, geb. 26. Mai 1787 in Wien, bildete sich auf der Akademie daselbst und machte in den Umgebungen Wiens und dem malerischen Gebirgsland des Salzkammerguts landschaftliche Studien. Seinen Ruf begründete er 1834 mit der Ansicht des Hallstädter Sees (Hofmuseum zu Wien). 1846 wurde er zum Professor an der Akademie zu Wien ernannt und starb 5. Nov. 1868 zu Pisek in Böhmen. Seine bedeutendsten, an Ruisdael erinnernden Landschaften befinden sich im Hofmuseum zu Wien; so: Die verlassene Mühle, ein Werk, das durch die düstere Stimmung von ergreifender Wirkung ist, Wildbad Gastein (1857); ferner Ansicht von Helgoland, und Gebirgslandschaft. S. versuchte sich auch mit Glück als Kupferätzer und Lithograph.

Steinflachs, s. Stipa.

Steinforelle, s. Forellen.

Steinfourniere, s. Fournieren.

Steinfrucht oder Steinbeere (Drupa), jede Schließfrucht (s. Frucht), die im Innern einen mehr oder weniger harten, die Samen umschließenden Kern und darum eine fleischige oder faserige Hülle von oft bedeutender Ausdehnung besitzt. S. sind z. B. die Früchte der Steinobstgehölze (s. Steinobst) und der Walnuß; auch viele Palmenfrüchte, wie die Kokosnuß, mit ihren faserigen Hüllen.

Steinfrucht (Lithopaedion), s. Bauchschwangerschaft.

Steinfuchs, soviel wie Eisfuchs, s. Fuchs.

Steinfurt, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Münster, hat 770,45 qkm und (1895) 59 963 E., 3 Städte und 23 Landgemeinden. Sitz des Landratsamtes ist Burgsteinfurt. Der Kreis ist aus der Grafschaft S. und Gebieten des vormaligen Hochstifts Münster zusammengesetzt, aus denen 1803 die Standesherrschaft Salm-Horstmar und das Fürstentum Rheina-Wolbeck (s. d.) gebildet worden sind. Die ehemals reichsunmittelbare Grafschaft S. (72 qkm) im Westfälischen Kreise ist eine der standesherrlichen Besitzungen der Fürsten von Bentheim-Steinfurt, die schon seit dem 15. Jahrh. im Besitz des Hauses Bentheim war (s. Bentheim).

Steinfußboden, s. Fußboden.

Steingallen, blaue Mäler, Krappenmäler, Krankheit, die bei Pferden häufig bei fehlerhaften Fußstellungen und gewissen Beschlagfehlern vorkommt. Pferde mit S. gehen gewöhnlich lahm, und man bemerkt bei dem Ausschneiden des Hufes dunkelrote Stellen (Mäler) am Sohlenhorne, namentlich in der Gegend der Eckstreben. Die Krankheit besteht in einem durch eine Quetschung bedingten Bluterguß zwischen Huflederhaut und Hornschuh, der in der Regel nach kurzer Zeit auf erweichende Umschläge wieder verschwindet. Unvorsichtiges Ausschneiden (bis zum Blutabfluß) und Verunreinigung der Wunde kann die Krankheit durch Herbeiführung einer eiterigen Entzündung (eiternde S.) sehr verschlimmern. Daher ist den Schmieden das Ausschneiden der S., das im günstigsten Falle keinen Nutzen hat, zu verbieten. Bei der eiternden Steingalle ist umfangreiches Entfernen des umgebenden Hufhorns und die Anwendung desinfizierender Bäder (mit Carbolsäure-, Chlorkalk- und Sublimatzusatz) angezeigt.

Steingretzlinge, Fischgattung, s. Gründlinge.

Steingrün, s. Grünerde.

Steingründling, Fisch, s. Gründlinge.

Steingut, eine Gattung der dichten Thonwaren (s. d.) mit nicht verglastem Scherben, welcher sich von dem des Porzellans dadurch unterscheidet, daß er nicht durchscheinend ist. Die Masse besteht aus plastischem Thon, Quarz- und Feldspatpulver, sie läßt sich leichter formen als Porzellanmasse und bedarf zum Garbrennen einer niedrigern Temperatur als diese. Die Glasur ist meist bleiisch und wird dann bei Rotglut im besondern Glasurbrande aufgebrannt; dies gestattet, bei der Verzierung des S. mannigfachere und lebhaftere Farben zu erzielen