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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Steinheim - Steinkohle

Steinheim, Stadt im Kreis Höxter des preuß. Reg.-Bez. Minden, an der links zur Weser gehenden Emmer und der Linie Hannover-Altenbeken der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Paderborn), hat (1895) 2957 E., darunter 333 Evangelische und 137 Israeliten, Post, Telegraph, Rektoratschule, Spar- und Darlehnskasse; Maschinen-, Papierfabrik, Molkerei, fünf Ziegeleien, drei Mühlen, Brauerei und Getreidehandel. Nahebei der Stoppelberg mit Burgruine.

Steinheim, Groß-, s. Groß-Steinheim.

Steinhimbeere, s. Rubus.

Steinholz, s. Steinmasse.

Steinhorst, Gutsbezirk, s. Bd. 17.

Steinhöwel, Heinr., geb. 1412 zu Weilderstadt an der Wurm, Arzt in Eßlingen, 1450 in Ulm, gest. 1482, hat durch seine Übertragung des Apollonius von Tyrus (1461, hg. von K. Schröder, Lpz. 1873), des Boccaccioschen Buchs "De claris mulieribus" (1473), der "Griseldis" des Petrarca und des Esopus (hg. von Österley in der "Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart", Nr. 117) der deutschen Litteratur wichtigen Stoff zugeführt.

Steinhuder Meer, Binnensee, teils zum preuß. Reg.-Bez. Hannover, teils zu Schaumburg-Lippe gehörig, 4 km östlich von Rehburg, ist 7 km lang, bis 5 km breit, 31 qkm groß und an den tiefsten Stellen nur 5 in tief; es liegt 39 m ü. d. M., hat moorige Umgebung, Fischreichtum und durch die Kleine Aue (Meerbach) Abfluß zur Weser. Auf einer künstlichen Insel liegt die vom Grafen Wilhelm von der Lippe 1761-65 erbaute Musterfestung Wilhelmstein, ehemals mit Kriegsschule, in der Scharnhorst seine erste militär. Erziehung erhielt, jetzt Staatsgefängnis. Am südl. Ufer der schaumb.-lipp. Marktflecken Steinhude mit 1710 E.

Steinhuhn (Caccabis saxatilis Bechst.), ein 35 cm langer, die Alpen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Italiens und der Balkanhalbinsel sowie die Gebirge Palästinas, Kleinasiens und Arabiens bewohnender Vogel aus der Unterfamilie der Feldhühner (s. d.), von blaugrauer Farbe, mit weißer, schwarz umbänderter Kehle, schwarzer Stirnbinde und gelbbraun und schwarz gebänderten Seitenfedern. Die Jagd auf den höchst schmackhaften Vogel ist schwierig. In Tiergärten gehalten, haben sie nur eine kurz begrenzte Lebensdauer; Preis 25 M. das Paar. Als Futter erhalten sie Gemüse, Körner und etwas animalische Kost.

Steinig sind Früchte, z. B. Birnen, wenn steinharte, meist isolierte Körner innerhalb des saftigen Fruchtfleisches vorkommen. Diese bestehen aus Zellen, deren Wandungen sehr stark verdickt und von zahlreichen Porenkanälen durchzogen sind. Dies ist eine Folge schlechter Ernährung des Baumes und geschieht auf Kosten des Stärke- und Zuckergehaltes, weshalb solche Früchte weniger süß schmecken. Fleißiges Begießen während der Fruchtbildung, auch flüssige Düngung vermindern das Übel.

Steinigt, das felsige, enge, von der Eisenbahn Weischlitz-Wolfsgefärth durchzogene Thal der Weißen Elster zwischen der Rentzschmühle und der Stadt Elsterberg in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau; das S. wird viel besucht.

Steinigtwolmsdorf, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen, hat (1895) 2384 E., darunter 30 Katholiken, Post, Telegraph; Leinweberei, Anfertigung künstlicher Blumen, eine Dampffärberei und Dampfbleicherei.

Steinigung (lat. lapidatio), eine bei den Hebräern, Syrern und Griechen, auch bei Macedoniern und Persern übliche Todesstrafe, bei welcher der Verbrecher durch Steinwürfe getötet wurde.

Steinitzer Wald, s. Mähren (Oberflächengestaltung).

Steinkauz, s. Eulen (Vögel).

Steinkerne, Art der Versteinerungen (s. d.).

Steinkind, s. Bauchschwangerschaft.

Steinklee, Pflanzengattung, s. Meliotus und Klee.

Steinkohle, Schwarzkohle, eine natürliche, in der Erde sich vorfindende Kohle (s. d.) mit einem Kohlenstoffgehalt von 70 bis 85 Proz. und schwarzem Strich. Sie findet sich in sämtlichen Formationen, die älter sind als die Kreide, namentlich aber in der nach ihr benannten Steinkohlenformation (s. d.) in Gestalt von Flözen zwischen Sandsteinen und Schieferthonen eingelagert. Diese Steinkohlenflöze zeigen eine Mächtigkeit von einigen Centimetern bis zu 10 und 15 m. Die S. entstand durch langsame Verkohlung von massenhaft angehäuften Pflanzenresten und bildet in dieser Beziehung das nächsthöhere Verkohlungsstadium als die Braunkohle (s. d.) und die Vorstufe zum Anthracit (s. d.). Näheres über die Zusammensetzung einiger Steinkohlensorten s. Heizmaterialien. Die Pflanzen, welche das Material für die S. geliefert haben, sind je nach der Formation durchaus verschieden und zwar in der Wealden- und in der Keuperformation Koniferen und Cycadeen, in der Steinkohlenformation Lepidodendren, Sigillarien, Calamiten und Farne, in der Devon- und Silurformation Seetange.

Die S. bilden das wichtigste aller Heizmaterialien und dienen außerdem als Rohstoff der Leuchtgasbereitung (s. Gasbeleuchtung), wofür besonders die sog. Gaskohlen (s. d.) geeignet sind. Durch Aufbereitung trennt man die Gangart von Kohle und erhöht dadurch ihren Heizwert. Das dabei abgesonderte Kohlenklein wird vorteilhaft zu Preßkohlen (s. d.) verarbeitet oder auch direkt in Staubfeuerungen verbrannt. Für gewisse Zwecke verwandelt man die S. in Koks (s. d.). Nach dem Verhalten beim Erhitzen und der Ausbeute und Beschaffenheit der sich bildenden Koks unterscheidet man 1) Backkohlen, deren Pulver, in einem Tiegel erhitzt, schmilzt und zu einer glatten metallglänzenden, gleichförmigen Masse sich vereinigt; 2) Sinterkohlen, deren Pulver in eine feste Masse sich verwandelt, ohne eigentlich zu schmelzen; 3) Sandkohlen, wenn das Pulver beim Erhitzen keinen Zusammenhang erhält. Man unterscheidet ferner magere S., die bei trockner Destillation wenig Gas geben und nicht schmelzen. Fettkohlen, die viel kohlenstoffreiches Gas und flüssiges Destillat liefern und schmelzen; Flammkohlen, aus denen man ebenfalls viel aber kohlenstoffarmes Gas gewinnt. An diese Kohlenarten schließen sich die Anthracite an, die beim Erhitzen kein Gas entwickeln, unverändert bleiben und als von der Natur dargestellte Koks betrachtet werden können. Die Backkohle ist besonders als Schmiedekohle und zur Koksfabrikation geeignet, während die gasreichen Sand- und Sinterkohlen zu Flammofenfeuerungen dienen.

Das spec. Gewicht der Kohlen schwankt zwischen 1,16 und 1,64 um den mittlern Wert von 1,32. Beim Lagern an der Luft verliert die S. an Gewicht und an Heizwert; bei zwölfmonatigem Lagern im Freien kann die Einbuße an Gewicht bis 1,5 Proz. und an Heizwert bis zu 6 Proz. betragen. Die Zersetzung oder Verwitterung geht am lebhaftesten bei