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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Strauß; Straussee; Straußenfedern; Straußenkuckuck; Straußenzehen; Straußgras; Straußvögel

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Strauß (Friedrich Adolf) – Straußvögel

Strauß, Friedrich Adolf, prot. Theolog, geb. 1. Juni 1817 zu Elberfeld, studierte in Berlin, wurde daselbst Hilfsprediger an der Hof- und Domkirche und nach einer Reise in den Orient 1847 Militärpfarrer der zweiten Gardedivision, mit der er 1848 an dem Feldzug in Schleswig teilnahm, 1858 Professor an der Universität, 1870 Hofprediger an der Hof- und Garnisonskirche zu Potsdam und 1872 Superintendent; er starb 16. April 1888. Unter seinen Schriften sind zu nennen: «Sinai und Golgatha» (Berl. 1847; 11. Aufl., Lpz. 1882), eine Beschreibung seiner Reise in das Heilige Land; das Prachtwerk «Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift» (130 Holzschnitte und verschiedene Tafeln mit erläuterndem Text, Stuttg. 1861; 2. Aufl., Lpz. 1877), das er gemeinschaftlich mit seinem Bruder Otto herausgab; «Liturgische Andachten» (Berl. 1850; 4. Aufl. 1886), «Die Liturgie des evang. Hauptgottesdienstes» (ebd. 1853), «Erklärung der Vaticinia Zephanjae» (ebd. 1843), «Trost am Sterbelager» (2. Aufl., ebd. 1874). Zur Unterstützung der deutsch-evang. Anstalten im Heiligen Lande veranlaßte er 1852 die Stiftung des Jerusalemvereins und gab 1856‒71 die Zeitschrift desselben heraus: «Neueste Nachrichten aus dem Morgenlande».

Sein Bruder Otto S., ebenfalls prot. Theolog, geb. 17. April 1827 zu Berlin, wurde daselbst 1854 Inspektor des Domkandidatenstifts, bereiste 1856‒57 Italien und den Orient, wurde dann Divisionsprediger in Posen und 1865 Pfarrer an der Sophienkirche in Berlin. S. hat sich durch eine Reihe liturgischer und kirchenhistor. Schriften bekannt gemacht.

Strauß, Joh., Tanzkomponist, geb. 14. März 1804 zu Wien, wurde 1819 Bratscher in Lanners kleinem Orchester, versuchte sich in Tanzkompositionen und überholte Lanners Erfolge. 1824 bildete S. sein eigenes Orchester, mit dem er mehrere Kunstreisen durch ganz Deutschland nach Frankreich und England machte. Er starb 24. Sept. 1849 als Hofballmusikdirektor zu Wien. S.’ Werke veröffentlichte sein Sohn Johann (7 Bde., Lpz. 1889).

Strauß, Joh., Komponist, der älteste Sohn des vorigen, geb. 25. Okt. 1825 zu Wien, fungierte als k. k. Hofballmusikdirektor in Wien und unternahm Konzertreisen mit seinem (1844 begründeten) Orchester nach England, Amerika, Rußland, Frankreich, Deutschland und Rumänien. Aus der großen Menge seiner Tanzkompositionen sind besonders «An der schönen blauen Donau», «Morgenblätter», «Wiener Blut», «Annen-Polka», «G’schichten aus dem Wiener Wald», «Nachtfalter», «Bei uns z’Haus» hervorzuheben. Durch Offenbachs Erfolge angeregt übertrug S. seine Walzerkunst Anfang der siebziger Jahre auf die Operette. Der ersten, «Indigo» (1871), folgten «Karneval in Rom» (1873), «Die Fledermaus» (1874), «Cagliostro» (1875), «Prinz Methusalem» (1877), «Blindekuh» (1878), «Das Spitzentuch der Königin» (1880), «Der lustige Krieg» (1881), «Eine Nacht in Venedig» (1883), «Der Zigeunerbaron» (1885), «Simplicius» (1887), «Ritter Pasman» (1892), «Jabuka» («Das Apfelfest», 1894), «Waldmeister» (1896), «Die Göttin der Vernunft» (1897). Seine Werke fanden Verbreitung über die Bühnen Österreichs, Deutschlands und des Auslandes. – Vgl. Eisenberg, Joh. S. (Lpz. 1894).

Zwei andere Söhne Johann S.’ des Ältern, Joseph (geb. 22. Aug. 1827 zu Wien, gest. daselbst 22. Juli 1870) und Eduard (geb. 1835), machten sich ebenfalls als Komponisten und Dirigenten bekannt; letzterer ist seit 1870 alleiniger Leiter der Straußschen Kapelle in Wien.

Strauß, Richard, Komponist und Dirigent, geb. 11. Juni 1864 zu München, studierte daselbst Musik und wurde 1885 Hofmusikdirektor in Meiningen, 1886 in München, 1889 Hofkapellmeister in Weimar, 1895 in München. Bei den Bayreuther Festspielen von 1894 dirigierte er den «Tannhäuser». S. veröffentlichte außer Liedern und Kammermusikwerken eine Sinfonie (F-moll, 1884), eine Orchesterphantasie «Aus Italien» (1886), die sinfonischen Dichtungen «Don Juan» (1889, nach Lenau), «Tod und Verklärung» (1890), «Macbeth» (1891), «Till Eulenspiegel» (1394), «Also sprach Zarathustra» (1896), ferner «Wanderers Sturmlied» für Chor und Orchester (1885) und die von S. selbst gedichtete Oper «Guntram» (1894). – Vgl. Seidl und Klatte, Richard S. (Prag 1896).

Strauß (S. und Torney), Victor Friedrich von, Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1809 zu Bückeburg, studierte zu Erlangen, Bonn und Göttingen die Rechte und erhielt dann in Bückeburg eine Anstellung. Während der Revolutionsjahre 1848 und 1849 war er einer der Führer der konservativen Partei und Kabinettsrat seines Landesherrn, der ihn 1850 nach Frankfurt a. M. als Bevollmächtigten zu der Versammlung schickte, welche die alte Bundesverfassung wiederherstellen sollte. Von dort wurde er Weihnachten 1850 zum Dresdener Ministerialkongreß gesandt. Später wurde er neben seiner Stellung als Kabinettsrat zum Bundestagsgesandten ernannt, 1866 pensioniert. 1867 siedelte er nach Erlangen, 1872 nach Dresden über. Den Erbadel erhielt er 1852 vom Kaiser von Österreich; den Namen seiner Gattin, von Torney, legte er sich bei dem Aussterben von deren Familie zu; die Würde eines Doktors der Theologie erteilte ihm die Universität Leipzig 1882. Seine polit. Grundsätze legte er in den «Briefen über Staatskunst» (Berl. 1853) nieder; seine konservative Gesinnung bethätigte er in dem «Fastnachtspiegel von der Demokratie und Reaktion» (Frankf. 1849); in positiv kirchlichem Sinne sind die Biographie des «Polycarpus» (Heidelb. 1860; 2. Ausg. 1875), «Meditationen über das erste Gebot» (Lpz. 1866), «Essays zur allgemeinen Religionswissenschaft» (Heidelb. 1879) u. a. gehalten. Er übersetzte und erklärte den ältesten chines. Philosophen Lao-tse (Lpz. 1870) und das kanonische Liederbuch «Schi-king» (Heidelb. 1880) und schrieb über den «Altägypt. Götterglauben» (2 Tle., ebd. 1889‒91). Eigene Dichtungen bot er in den «Gedichten» (Bielef. 1841), den Dramen «Polyxena», «Gudrun» und «Judas Ischarioth» (neue Ausg., Heidelb. 1870), den Epen «Reinwart Löwenkind» (Gotha 1874), «Richard» (Bielef. 1841), «Robert der Teufel» (Heidelb. 1854; neue Ausg. 1870), den Romanen «Theobald» (3 Bde., Bielef. 1839), «Das Erbe der Väter» (ebd. 1850), «Altenberg» (anonym; 4 Bde., Lpz. 1865) und zahlreichen Erzählungen, meist mit religiösem Hintergrunde, deren letzte Sammlung, «Die Schule des Lebens» (1885), zu Heidelberg erschien.

Straussee, s. Strausberg.

Straußenfedern, s. Strauß (Vogel).

Straußenkuckuck, s. Kuckuck.

Straußenzehen, Sterne, s. Centaur.

Straußgras, weißes, s. Agrostis.

Straußvögel (Ratite s. Ineptae, s. Tafel: Straußvögel (⁠I und ⁡⁡Ⅱ), Laufvögel oder Kurzflügler (Brevipennes), Ordnung der Vögel, ausgezeichnet durch rudimentäre, weichfederige Flügel,