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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Terrakotten - Terre Haute

cip in dem Einzeichnen mehrerer Zwischenisohypsen besteht, wodurch ebenfalls steilere Stellen, bei denen die Schichtlinien enger sind, dunkler erscheinen. Ein Beispiel ihrer Anwendung sind die norweg. Amtskarten (1:200 000). - Von weniger wissenschaftlichem Wert ist die Tuschmanier (das Schummern), bei der die verschiedenen Neigungen durch verschiedene Tuschtöne angegeben werden; sie wird angewendet, wo nur eine allgemeine Übersicht über ein Bergterrain gefordert wird. Gewöhnlich liegt der Tuschmanier eine schiefe Beleuchtung (z. B. unter 20° von Nordwest) zu Grunde, wodurch eine ungemein schöne, plastische Wirkung erzielt wird. Diese Manier wurde schon im 17. Jahrh. von Carrioni de Thuri für seine Karte von Frankreich verwendet; auch Schweizer Karten, z. B. die des Siegfriedatlas (b), sind meist so ausgeführt.

Vgl. von Plehwe, Leitfaden für den theoretischen Unterricht im Planzeichnen (7. Aufl., Berl. 1874); Wichura, Das militär. Planzeichnen (Berl. 1872); Streffleur, Die Oberflächengestaltung und die Darstellungsweisen des Terrains (hg. von Neuber, Wien 1878); Instruktion für die Topographen der topogr. Abteilung der königlich preuß. Landesaufnahme (2 Hefte, Berl. 1876); Instruktion für die militär. Landesaufnahme (Militärmappierung und Reambulierung; 2 Tle., Wien 1887); Lehmann, Die Lehre der Situationszeichnung (5. Aufl., 2 Tle., Lpz. 1843).

Terrakotten, s. Terracotta.

Terral (span.), ein föhnartiger Wind, der vom centralen Hochland Spaniens nach Malaga herabweht und dabei nicht selten stürmisch auftritt.

Terralith, s. Thonwaren.

Terramaren (ital.), aus vorgeschichtlicher Zeit stammende Ansiedelungsstätten in Italien, besonders häufig in den Provinzen Reggio, Modena und Parma. Sie waren zum größten Teil in künstlichen Teichen auf Pfählen angelegt, ähnlich wie die Pfahlbauten (s. d.) in den Schweizer Seen, und sind durch Ansammlung des Kehrichts u. s. w. und vielleicht auch durch Bodenveränderungen allmählich versandet, so daß sie sich jetzt als kleine Hügel darstellen, die meist sehr reich an Altertumsfunden sind. Zahlreiche Tierknochen, bearbeitete Knochengeräte, Steingeräte, Bronzen und Thonscherben sind in großen Mengen aus ihnen zu Tage gefördert worden. Die Funde gehören der spätern Steinzeit und den ersten Perioden der Bronzezeit an.

Terranova (lat., "neue Erde"), ein neues patentiertes Baumaterial der Mörtelbranche, wird verwendet zu wetterfestem Putz und Guß. Sie ist eine mit organischen Substanzen hergestellte innige Mischung bestimmter sorgfältig behandelter Rohprodukte, welche beim Anmachen mit Wasser auf Grund chem. Verbindungen einen dauernden Verhärtungsprozeß eingehen und zu einer wasserunlöslichen Masse erstarren. Sie wird in drei Farben hergestellt: gelb, hellrot und dunkelrot. Die Putzterranova dient zur dekorativen Behandlung der Facaden und Wandflächen; auch läßt sich mit ihr erfolgreich eine Imitation der Backsteinverblendung erzielen. Die Gußterranova eignet sich besonders zur Herstellung von Ornamenten an Facaden und Innendekorationen, wie Medaillons, Rosetten, Reliefs aller Art u. s. w. Die T. wird allein hergestellt von der Terranovaindustrie in Freihung (bayr. Oberpfalz) von C. A. Kapferer & Schleuning und kostet als Putzterranova 1,75 M. pro Sack (zu 50 kg), als Gußterranova 2,50 M. pro Sack (zu 50 kg).

Terranova, Isola, s. Tavolara.

Terranova. 1) T. di Sicilia (lat. Gela), Hauptstadt des Kreises T. (60 326 E.) in der ital. Provinz Caltanissetta und Hafenstadt auf der Südküste Siciliens, westlich von der Mündung des Olivo (Gelas), an der Eisenbahn Licata-Syrakus, ist Station der Küstendampferlinie der Società Florio-Rubattino, regelmäßig gebaut, von W. nach O. von einer langen Straße (Corso) durchschnitten, Sitz eines deutschen Vicekonsuls und hat (1881) 17 173 E., ein Gymnasium; Thunfisch- und Sardellenfang und Handel mit Getreide, Gemüse, Wein, Schwefel, Soda, Baumwolle und Südfrüchten. Die Anhöhe im W. der Stadt, Capo soprano, trug die Nekropolis von Gela (s. d.), wo viele Vasen ausgegraben wurden. T. wurde von Kaiser Friedrich II. an der Stelle von Gela angelegt, von dem sich in und bei der Stadt noch Überreste finden. - 2) T. Pausania, Hafenstadt im Kreis Tempio Pausania der ital. Provinz Sassari, an der Nordostküste Sardiniens, im Hintergrunde des Golfs von T. (lat. Portus Olbianus), der im N. von der Halbinsel des Kap Figari und Golfs von Aranci und im S. von der Insel Tavolara begrenzt wird, an der Eisenbahn Chilivani-Golfo di Aranci und einer Küstendampferlinie, hat (1881) 3553 E.

Terrapene, s. Dosenschildkröten.

Terrarium (lat.), Glaskasten zur Kultur zarter Gewächshauspflanzen im Zimmer, nach Art der Wardschen Kästen (s. d.) mit schrägem Dach und Zinkuntersatz; der Zinkboden wird mit einer Lage Topfscherben und groben Erdbrocken belegt, auf die erst die Pflanzenerde gebracht wird. In die Mitte stellt man einen kleinen Tuffsteinfelsen, der wie der Erdboden mit kleinen Pflanzen, als: Farnen, Selaginellen, Peperomia, Eranthemum, Fittonia, Bertolonia, Pothos u. a. besetzt wird. An einer Seite des Kastens muß eine schmale Thür angebracht sein, um zu den Pflanzen gelangen zu können, ohne den Kasten abheben zu müssen. Auch verschiedene Tiere, besonders Reptilien, werden im T. gehalten.

Terra sigillata-Gefäße, s. Arretinische Gefäße.

Terrasse (frz., vom spätlat. terracea), Erdstufe, ein an einem Abhang durch Anschüttung (oder Abstich) entstandener breiter Absatz mit steilem, in der Regel gemauertem Abfall, wie solche in mehrfacher Wiederholung, besonders bei Anlage von Kulturen, Bauten u. s. w. an Bergabhängen notwendig werden. Berühmte T. sind aus der Antike die ägyptischen des Amosis und Hatsegu zu Deir el-Baheri, jene der pers. und assyr. Tempel, aus neuerer Zeit die T. am Schlosse St. Germain bei Paris, die Brühlsche T. in Dresden (ein altes Festungswerk), der Michelangeloplatz in Florenz, der Monte-Pincio in Rom u. a. Die Bezeichnung wird auf analoge natürliche Terrainbildungen, sowie in der Befestigungskunst auf ähnlich T., an Abhängen hinter- und übereinander angelegte Werke, sog. terrassierte Werke, angewandt. Ein plattes Dach an einem Hause oder Turme wird häufig als T. oder Terrassendach (s. Dach) bezeichnet.

Terrassenland, s. Hochland.

Terrazzo (ital.), s. Steinmasse und Estrich.

Terrazzofliesen, s. Fußboden.

Terre d'en Bah (spr. tär dang ba), Terre d'en Haut (spr. tär dang oh), s. Allerheiligeninseln.

Terre Haute (spr. tär oht), Hauptort des County Vigo im nordamerik. Staate Indiana, nahe der Westgrenze des Staates, links am hohen Ostufer