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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tiegh.; Tiel; Tiene; Tienen; Tien-schan; Tien-Tjan; Tientje; Tien-tsin; Tiepolo; Tiepolo (Giovanni Battista)

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Tiegh. – Tiepolo

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tiegenhof'

(33,6 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Elbing), ist Dampferstation und hat (1895) 2777 E., darunter 719 Katholiken und 48 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Synagoge, höhere Bürgerschule; Zucker- und Bieressigfabrik, Destillation, Brauerei, Gerberei, Schiffahrt, Landwirtschaft, Käserei und Getreidehandel.

Tiegh. oder van Tiegh., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Philipp van Tieghem, gegenwärtig Professor der Botanik an der Sorbonne und am Jardin des Plantes zu Paris; er schrieb besonders über Pilze.

Tiel (Thiel), Stadt in der niederländ. Provinz Gelderland, am nördl. Ufer der Waal, Station der Linie Dordrecht-Arnheim, mit 9879 E., war im Mittelalter ein blühender Hafenort, der von Kaiser Otto I. 972 Stadtfreiheit erhielt. Noch jetzt ist T. Hauptmarkt für Tielerwaard, Nieder-Betuwe und das Land von Maas und Waal, mit Gymnasium, höherer Bürgerschule; Krapp- und Essigindustrie. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Tiēne, ital. Stadt, s. Thiene.

Tienen (Thienen), frz. Tirlemont, Stadt in der belg. Provinz Brabant, an der Geete, an der Bahnlinie Brüssel-Herbesthal, in fruchtbarer Gegend gelegen, hat (1897) 17284 E., eine schöne Frauenkirche am Markt (nur zum Teil vollendet), Kirche des heil. Germanus, wahrscheinlich aus dem 12. Jahrh., ein Kommunal-College; Maschinenbau, Wollindustrie, Brennerei und Handel. Zweigbahnen führen nach Diest, nach Tongern und nach Namur. – Hier siegten 16. März 1793 die Franzosen unter Dumouriez in einem Gefecht über die Österreicher.

Tien-schan, s. Thian-schan.

Tien-Tjan, Meeresalgen, s. Agar-Agar.

Tientje, Name des seit 1875 geprägten goldenen niederländ. Zehnguldenstücks (s. Gulden).

Tiën-tsin (Thien-tsin), Stadt in der chines. Provinz Pe-tschi-li, auf beiden, durch eine Schiffbrücke verbundenen Ufern des Pei-Ho, 75 km von dessen Mündung in den Golf von Pe-tschi-li, etwa 150 km von Peking. Die chines. Bevölkerung wird auf 950000 Seelen geschätzt. T. bildet ein mit einem Graben und Mauer umgebenes, von geraden und schmutzigen Straßen durchzogenes Viereck, hat eine Eisenbahn-, Marine- und Kriegsschule. Eisenbahnen führen nach Peking und Shan-hai-kwan. Durch seine Lage am nördl. Ende des Kaiserkanals und der Verbindungsstelle des letztern mit dem Pei-Ho für den Handelsverkehr von ganz China, namentlich den Durchgangshandel, von großer Bedeutung, wird T. Hafen der Reichshauptstadt Peking und einer der Hauptknoten des Verkehrs zwischen dem Norden und Süden des Landes. Oft ist aber der Fluß für große Seeschiffe zu seicht, auch Überschwemmungen kommen vor; während des Winters sperrt Eis die Mündung. 1895 liefen 1352 Schiffe mit 1,22 Mill. Registertons ein und aus, darunter 664 Dampfer. Der Wert der fremden Einfuhr betrug 1896: 6651219, der der Ausfuhr 8776097 Haikwan-Taels. Eingeführt werden Baumwollwaren und Garne, Zucker, Petroleum, Zündhölzchen; ausgeführt Thee, Wolle, Felle, Hörner, Kohlen, Medizinen und Sorghumbranntwein. Aus andern Teilen Chinas kommen Reis, Weizen, Seidenwaren u.s.w. nach T. Die Handelsniederlassung der Europäer liegt auf dem südl. Ufer des Pei-Ho, etwa 3 km von der chines. Stadt entfernt. T. ist Sitz eines deutschen Konsuls. – Zu T. fand 24. und ↔ 25. Okt. 1860 die Ratifikation der Friedensverträge zwischen China und England und Frankreich statt, durch welche China für den Handel mit dem Auslande geöffnet wurde. Zu T. wurde 9. Juni 1885 der Friede mit Frankreich unterzeichnet, durch welchen Tongking an Frankreich kam.

Tiēpolo, alte Patricierfamilie Venedigs; die bedeutendsten Sprossen derselben sind:

Jacopo T., Doge von Venedig 1229–49. Zum Statthalter von Candia 1204 mit dem Titel Herzog ernannt, warf er mehrfache Erhebungen nieder, wurde 1227 zum Podestà von Treviso bestellt und siegte bei der Dogenwahl durchs Los gegen Raniero Dandolo. 1240 schlug er die Ghibellinen von Ferrara, konnte aber Friedrichs II. Umsichgreifen in Oberitalien nicht verhindern. Kurz vor seinem Tode (Juli 1249) legte er seine Würde nieder.

Sein Urenkel, Bajamonte T., verband sich, mit dem Dogen Pietro Gradenigo (s. d.) persönlich verfeindet, 1310 gegen die von diesem durchgeführte oligarchische Verfassungsänderung mit einigen Familien in Venedig und mit den Guelfen in der Lombardei. Die auf den 14. Juni 1310 festgesetzte Ermordung des Dogen und der Mitglieder des Großen Rates mußte verschoben werden; darüber wurde der Anschlag ruchbar, und als Bajamonte T. nun zur Ausführung desselben schritt, fand er Gradenigo und seinen Anhang bereits in Waffen. Der Erfolg des Aufstandsversuches war die Einführung der Inquisitori di stato als oberster richterlicher Behörde. T. ging nun nach Treviso und, auch von dort wegen neuer Umtriebe gegen Venedig vertrieben, nach Kroatien, wo er 1328 starb. – Vgl. Caroldo, La congiura di Boemundo T., narrazione (Triest 1865); Urbani de Gheltof, T. e la sua famiglia, note e documenti inediti (Vened. 1879); G. Astori, La congiura di Bajamonte T. (ebd. 1885).

Niccolò T., gest. 1551, Staatsmann und nebenher Humanist und Dichter. Von staunenswerter Begabung, außerordentlichem Wissen und scharfem Blick kam er früh zu leitenden Stellen in Venedig, wurde Senator, Podestà von Brescia (1525), von Padua (1528) und diente als Gesandter, namentlich bei den Verhandlungen zwischen Papst Paul III. und Karl V. (1538).

Tiēpolo, Giovanni Battista, ital. Maler, getauft 16. April 1696 zu Venedig, war einer der letzten Vertreter der Freskomalerei des Barockstils, ein Künstler von ungewöhnlicher Kraft und seltener Phantasie. Er war zuerst Schüler des Gregorio Lazzarini, dann des Piazzetta, wendete sich dann aber immer mehr dem Paolo Veronese zu. Zuerst malte er in seiner Vaterstadt und auf dem Festlande Venetiens, 1740 in Mailand, wurde dann aber von dem kunstsinnigen Bischof Grafen Schönborn nach Würzburg berufen, wo er 1750–53 das Schloß mit kolossalen Deckengemälden (Olymp und die vier Erdteile) schmückte. 1761 nahm er einen Ruf nach Madrid an, wo er abermals eine große Thätigkeit entwickelte und 27. März 1770 starb. Er ist unübertroffen in der Handhabung der Freskotechnik und durch die Leichtigkeit und Freiheit der Anordnung, durch die glänzenden Lichteffekte und üppigen Darstellungen seiner reichen Fresken ausgezeichnet. Allerdings fehlt seinen Gestalten jede individuelle Charakteristik. Zu seinen schönsten Werken und überhaupt zu den schönsten Fresken gehören die im großen Saale des Palastes Labia (Lobkowitz) in Venedig, darstellend die Geschichte des Antonius und der Kleopatra. Öl-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 834.