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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vallombrōsa; Vallōna; Vallōne; Vallonēa; Vallongo; Valls; Vallum; Vālmīki; Val Monastēro; Valmy; Valois

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Vallombrosa (ehemaliges Kloster) – Valois

gegen erhielt das Stammkloster zu V. große Schenkungen, wurde aber 1869 aufgehoben. Von ihrer ursprünglichen Kleidung hießen die Brüder auch Graue Mönche.

Vallombrōsa, lat. Vallis umbrosa, bis 1869 Kloster der Grauen Mönche (oder Vallombrosaner), seit 1870 höhere Forstlehranstalt (die einzige Italiens) nebst meteorolog. Station, an der Ostgrenze der ital. Provinz und im Kreis Florenz in Toscana, zur Gemeinde Reggello gehörig, 957 m ü. d. M., am Nordwestabhang des Prato Magno, von San Giovanni Gualberto von Florenz 1015 im schattigen Walde gegründet und in jetziger Gestalt 1637 erbaut. V. hat eine beachtenswerte Kirche und oberhalb (1027 m) den schönen Aussichtspunkt Il Paradisino, sowie von dem nahen Saltino (954 m) aus eine Drahtseilbahnverbindung mit San Ellero an der Eisenbahn Florenz-Arezzo. V. wird auch als Sommerfrische besucht. Im Südosten steigt der Secchieta bis 1446 m hoch.

Vallōna, Stadt in Albanien, s. Avlona.

Vallōne (ital.), eine Art Meerbusen, s. Rias.

Vallonēa, soviel wie Ackerdoppen (s. d.).

Vallongo oder Valongo, Ort im portug. Distrikt Oporto in Minho, 10 km im ONO. von Oporto und mit diesem durch Schmalspurbahn verbunden, an der Eisenbahn Oporto-Barca d’Alva, hat (1890) 3603 E. und Antimon- und Schieferbergwerke.

Valls, Fabrikstadt der span. Provinz Tarragona in Catalonien, 18 km nördlich von Tarragona, links vom Francoli auf einem Hügel in sehr fruchtbarer Gegend, an der Eisenbahn Barcelona-Picamoixons, hat (1887) 13274 E.; Gerberei, Mühlen, Baumwoll-, Beuteltuch- und Leinenweberei, Branntweinbrennerei und Papiermühlen. Die Franzosen unter Saint-Cyr besiegten hier 25. Febr. 1809 die Spanier.

Vallum (lat.), der Wall.

Vālmīki, Verfasser des Rāmāyaṇa (s. d.).

Val Monastēro (Val Mustair), Val Moutier (spr. mutĭeh), schweiz. Thäler, s. Münsterthal.

Valmy, franz. Dorf im Arrondissement und Kanton Ste. Menehould des Depart. Marne, an der Linie Reims-Verdun der Ostbahn, hat (1896) 371 E. Es ist bekannt durch den Sieg der Franzosen unter Dumouriez und Kellermann, dem hier 1892 ein Standbild errichtet wurde, über die Preußen unter Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig 20. Sept. 1792, der nach kurzer Kanonade den verhängnisvollen Rückzug aus der Champagne befahl.

Valmy, Herzog von, s. Kellermann.

Valois (spr. walŏá), ehemalige Landschaft in Frankreich, nordöstlich von Paris, südlich von Soissons, erst Grafschaft, dann Herzogtum, gab einem Seitenzweige der Kapetinger (s. d.), dem königl. Hause der V., das 1328‒1589 den Thron von Frankreich innehatte, den Namen. Die alten Grafen von V. gehörten einem jüngern Zweige des Hauses Vermandois an. Die Erbtochter des letztern heiratete Hugo, den Sohn Heinrichs Ⅰ. von Frankreich, und brachte diesem V. und Vermandois zu. Philipp Ⅱ. August schlug nach dem Aussterben der Vermandois ihre Güter und Titel zur Krone und zog demnach auch 1215 V. ein. Erst Philipp Ⅲ. gab V. 1285 seinem jüngern Sohne Karl. Dieser Karl von V., geb. 1270, wurde der Gründer des königl. Hauses der V. Papst Martin Ⅳ. belehnte ihn 1284 mit Aragon, auf das er 1290 aber verzichtete. Durch seine Vermählung mit Margareta von Anjou-Sicilien erhielt er Anjou und Maine. Im Rechte seiner zweiten Gemahlin Katharina von Courtenay nahm er den Titel eines Kaisers von Konstantinopel an. Von seinem Bruder Philipp Ⅳ. dem Schönen wurde der ehrgeizige und unruhige Prinz von den Staatsgeschäften ausgeschlossen; erst unter der Regierung der drei Söhne Philipps konnte er die gewünschte Rolle spielen. Er starb 1325. Nach dem Tode Karls Ⅳ., der ebenso wie seine Brüder ohne männlichen Erben starb, bestieg 1328 der älteste Sohn Karls von V., der nächste männliche Nachkomme der Kapetinger, als Philipp Ⅵ. (s. d.) den franz. Thron. Karls von V. zweiter Sohn Karl wurde der Begründer des herzogl. Hauses von Alençon (s. d.). Philipps Ⅵ. Sohn bestieg als Johann Ⅱ. (s. d.) 1350 den Thron und starb 1364. Er hinterließ aus seiner Ehe mit Bona von Luxemburg, der Schwester Kaiser Karls Ⅳ., vier Söhne und vier Töchter: den Thronfolger Karl, den Herzog Ludwig von Anjou, den Stifter des jüngern Hauses Anjou (s. d.), den Herzog Johann von Berry und den Herzog Philipp (s. d.) den Kühnen von Burgund, den Stifter des jüngern Hauses Burgund (s. d., Geschichte). Karl Ⅴ. (s. d.), Johanns Ⅱ. Nachfolger, starb 1380. Von seinen Söhnen folgte ihm der älteste Karl Ⅵ. (s. d.) auf den Thron, der zweite, Herzog Ludwig von Orléans (s. d.), erhielt auch die Grafschaften Angoulême und V., von denen letztere 1406 ebenfalls zu einem Pairieherzogtum erhoben wurde und bis zur Revolution 1789 im Besitz des Hauses Orléans verblieb. Der geisteskranke Karl Ⅵ., der 1422 starb, hatte aus seiner Ehe mit Isabeau (s. d.) von Bayern nur einen Sohn, der ihm als Karl Ⅶ. (s. d.) folgte, und mehrere Töchter, darunter Isabella, vermählt mit Richard Ⅱ. von England, und Katharina (s. d.), die Gemahlin Heinrichs Ⅴ. von England. Karl Ⅶ. starb 1461; sein Sohn und Nachfolger war Ludwig ⅩⅠ. (s. d.). Dieser hinterließ bei seinem Tode (1483) aus seiner Ehe mit Charlotte von Savoyen einen unmündigen Sohn, Karl Ⅷ. (s. d.), und zwei Töchter, Anna, die Peter von Bourbon-Beaujeu heiratete, während der Jugend ihres Bruders die Regierung führte und 1522 starb, und Johanna (s. d.), die Gemahlin König Ludwigs ⅩⅡ. Karl Ⅷ. vermählte sich mit Anna (s. d.) von Bretagne, starb aber 1498 ohne Nachkommen. Die franz. Krone ging auf Ludwig ⅩⅡ., das Haupt der Nebenlinie Orléans (s. d.), über. Ludwig ⅩⅡ. (s. d.) verstieß seine erste kinderlose Gemahlin Johanna und heiratete Anna von Bretagne, die Witwe Karls Ⅷ. Er starb 1515 ohne männliche Nachkommen; aus seiner zweiten Ehe waren zwei Töchter hervorgegangen, Claudia (s. d.), die Gemahlin Franz’ Ⅰ., und Renata (s. d.), vermählt an den Herzog von Ferrara.

Der franz. Thron gelangte nach dem Tode Ludwigs ⅩⅡ. an den Grafen Franz von Augoulême, den Urenkel des ersten Herzogs Ludwig von Orléans aus dem Hause V. Dieser, Franz Ⅰ. (s. d.), war in erster Ehe mit Claudia von Frankreich, Ludwigs ⅩⅡ. Tochter, verheiratet und vermählte sich nach deren Tode mit Eleonore, der Schwester Kaiser Karls Ⅴ. und Witwe Emanuels von Portugal. Er starb 1547. Nur aus seiner ersten Ehe entsprangen Kinder: Franz, der 1536 starb; der Thronfolger Heinrich Ⅱ.; der Herzog Karl von Orléans, der unvermählt 1545 starb; Margarete, vermählt mit dem Herzog Emanuel Philibert von Savoyen, gest. 1574. – Heinrich Ⅱ. (s. d.) erhielt durch seinen Vater Katharina (s. d.) von Medici zur Gemahlin.