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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vandalismus; Vandamme; Vandenhoeck; Vanderbilt

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Vandalismus – Vanderbilt

limer (s. d.) 530, und dies gab dem Kaiser Justinianus Ⅰ. Anlaß, seinen Feldherrn Belisar 533 gegen die V. zu senden; das Reich brach nach einer verlorenen Schlacht schnell zusammen; es zerfiel, weil die V. in der üppigen Provinz verweichlicht und durch Nationalität und Glauben von den die Mehrzahl der Bewohner bildenden Römern getrennt waren. Die Art der Siedelung verstärkte diesen Gegensatz, indem die V. sämtlich in dem Gebiete von Karthago zusammen siedelten, während in den übrigen Provinzen, also etwa in drei Vierteilen des Landes, die Besitz- und Bevölkerungsverhältnisse im ganzen unverändert blieben. In den mittlern und untern Schichten erhielten die V. auch die röm. Verwaltung, aber an Stelle der Oberbeamten traten die german. Beamten, die zugleich Große des Reichs waren. Die Verwaltung war besser als in röm. Zeit, aber nicht frei von Handlungen barbarischer Willkür. Im allgemeinen gewährten die arianischen V. den kath. Römern Glaubensfreiheit; es sind wohl Verfolgungen vorgekommen, aber meist, um die röm. Kaiser durch diese Gegenmaßregeln zu zwingen, den Arianern im Römischen Reiche Duldung zu gewähren.

Vgl. K. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme (Münch. 1837); Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika (Berl. 1837); Stadler von Wolffersgrün, Die V. vor ihrem Einbruch in Gallien bis zum Tode Geiserichs (Programm, Bozen 1884); L. Schmidt, Älteste Geschichte der Wandalen (Lpz. 1888); Wrede, Über die Sprache der Wandalen (Straßb. 1886); Görres, Kirche und Staat im Vandalenreich (in Bd. 10 der «Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft», Freib. i. Br. 1893).

Vandalismus, rohe, besonders gegen Kunstwerke gerichtete Zerstörungswut, ein im Hinblick auf die Plünderung Roms durch die Vandalen gebildetes Wort, dessen Urheber Grégoire, Bischof von Blois, ist (in einem Brief an den franz. Konvent).

Vandamme (spr. Wangdámm), Dominique René, Graf von Hüneburg, franz. General, geb. 5. Nov. 1771 zu Cassel im franz. Norddepartement, trat 1788 in ein Kolonialregiment auf der Insel Martinique, schloß sich 1790, nach Frankreich zurückgekehrt, der Revolution an, errichtete 1792 eine Freiwilligen-Jägercompagnie und schwang sich 1793 zum Brigadegeneral empor. Bei Hondschoote (1795) und bei Kehl und Hüningen (1796) that er sich besonders hervor. 1799 wurde V. zum Divisionsgeneral ernannt, und nachdem er sich besonders bei Austerlitz (2. Dez. 1805) ausgezeichnet hatte, befehligte er die württemb. Truppen 1806‒7 in Schlesien und 1809 im Feldzug gegen Österreich. 1808 erhob ihn Napoleon in den Grafenstand. 1811 kommandierte er die 14. Militärdivision in Cherbourg. Im März 1812 übernahm V. das 8. Armeekorps (Westfalen) unter König Jérôme, mit dem er jedoch sogleich in Mißhelligkeiten geriet, worauf V. seines Kommandos enthoben und nach Frankreich zurückgeschickt wurde. Im März 1813 erhielt er die 25. Division in Wesel und den Befehl zu weitern Truppenorganisationen im Gebiet der Elbe- und Wesermündungen. Am 31. Mai setzte er sich in Besitz von Hamburg. Nach dem Waffenstillstand bei der Hauptarmee verwendet, griff V., der nach Napoleons Sieg bei Dresden (26. und 27. Aug.) den Verbündeten den Rückzug verlegen sollte, diese 29. Aug. bei Kulm (s. d.) an, wurde aber 30. Aug. geschlagen und mit 10000 Mann und 81 Geschützen gefangen. Während der Hundert Tage wurde V. von Napoleon 2. Juni 1815 zum Pair von Frankreich ernannt und mit dem Befehl über das 3. Korps der Nordarmee betraut, mit dem er 16. Juni bei Ligny, 18. Juni bei Wawre focht, und das er schließlich nach Paris zurückführte. Bei der zweiten Rückkehr der Bourbonen aus Frankreich verbannt, ging V. nach Nordamerika; 1819 wurde ihm die Rückkehr gestattet. Er starb 15. Juli 1830 zu Cassel (Norddepartement). – Vgl. A. Du Casse, Le général V. et sa correspondance (2 Bde., Par. 1870).

Vandenhoeck & Ruprecht, Verlagsbuchhandlung in Göttingen, gegründet um 1720 in Hamburg von Abraham van den Hoeck (geb. in Amsterdam, gest. 1750), der 1735 mit seiner Buchdruckerei nach Göttingen berufen wurde. Karl Friedr. Günther Ruprecht (geb. 1730 in Schleusingen, gest. 1817) war Geschäftsführer bei der Witwe Hoecks, dann ihr Teilhaber, seit 1787 alleiniger Besitzer. Ihm folgte sein Sohn Karl Aug. Adolf Ruprecht (geb. 17. Mai 1790, gest. 20. Mai 1861) und diesem sein Sohn Karl Joh. Friedr. Wilh. Ruprecht (geb. 13. Sept. 1821, Teilhaber seit 1848), der 1888 seine Söhne Gustav Karl Heinr. Ruprecht (geb. 19. Juni 1860) und Dr. Wilh. Remigius Ruprecht (geb. 6. Juni 1858, Verfasser volkswirtschaftlicher Schriften) als Teilhaber aufnahm. Im ersten Jahrhundert umfaßte der Verlag meist Werke Göttinger Professoren aus allen Wissenschaften, später hauptsächlich Jurisprudenz, Theologie, Philologie, Sprachwissenschaft, Pädagogik, Pharmacie, Bibliographie, wozu in neuerer Zeit Schriften evang.-socialer Richtung kamen, wie die «Göttinger Arbeiterbibliothek» (hg. von F. Naumann, 1894 fg.). Von den biblioqr. Unternehmungen der Firma sind hervorzuheben ihre systematischen, auch nicht deutsche Litteratur umfassenden Fachbibliographien, von denen noch erscheinen die «Bibliotheca theologica» und die «Bibliotheca philologica». Die Buchdruckerei wurde um 1790 aufgegeben, das Sortiment (Firma: «Akademische Buchhandlung») ging 1874 in andere Hände über.

Vanderbilt, Cornelius, nordamerik. Kapitalist, geb. 27. Mai 1794 bei Stapleton auf Staten Island im Staate Neuyork, stammte von armen Eltern, wurde im 16. Jahre Führer eines kleinen Segelbootes und späterhin eines Dampfschiffs. Von 1850 an begründete er verschiedene Dampferlinien, führte wesentliche Verbesserungen in der Dampfschiffahrt ein und ließ 11 Dampfer bauen. 1864 zog er sich von diesen Unternehmungen zurück, nachdem er 21 Dampfer und im ganzen 66 Schiffe und ein Vermögen von 40 Mill. Doll. erworben hatte. 1864 kam er in den Besitz der Harlemeisenbahn, sicherte sich bald darauf die Kontrolle über die Hudson-River- und Neuyork-Centraleisenbahn und 1873 auch die über die Lake-Shore- und Michigan-Southern-Eisenbahn, so daß zuletzt 3400 km Eisenbahnen, welche ein Kapital von 149 Mill. Doll. repräsentierten, unter seiner Leitung standen. Er starb 4. Jan. 1877 zu Neuyork, nachdem er der Vanderbilt University zu Nashville in Tennessee 1 Mill. Doll. und einer Kirche in Neuyork 50000 Doll. gegeben hatte. Sein auf 100 Mill. Doll. veranschlagtes Vermögen erhielt zum größten Teil sein ältester Sohn William V., geb. 8. Mai 1821 zu New Brunswick in Neujersey. Dieser wurde 1860 Vicepräsident der Harlem-, 1865 der Neuyork- und Hudson River- und 1869 Hauptleiter der beiden, später verschmolzenen Eisenbahnen, 1880 von der Chicago and Northwestern Railroad. Nach seines Vaters