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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vega

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Vega (Georg, Freiherr von) - Vega (Lope Felix de Vega Carpio)

Studium der ital. und lat. Vorbilder bis in die kleinsten Details nachweisen läßt, erreicht V. den Eindruck vollkommener Einfachheit und Natürlichkeit. Sie sind oft gedruckt worden, kommentiert 1574 von Fr. Sanchez, 1580 von Fern. de Herrera, 1622 von Tamayo de Vargas, 1765 von Azara. Neuerdings erschienen sie im 32. Bande der "Biblioteca de autores españoles".

Vega, Georg, Freiherr von, Mathematiker, geb. 1756 in dem Dorfe Sagoritza im Herzogtum Krain, studierte auf dem Lyceum zu Laibach und wurde nach beendigten philos. Studien als Navigationsingenieur angestellt. Später ging er zur Artillerie über. Nachdem er als Schriftsteller aufgetreten war, wurde er zum Unterlieutenant (1784) und Lehrer der Mathematik im 2. Feldartillerieregiment befördert. Bei dem neu errichteten Bombardierkorps erhielt er als Hauptmann die Stelle eines Professors der Mathematik; 1800 wurde er Zum Oberstlieutenant des 4. Artillerieregiments ernannt. In den Feldzügen gegen die Türken sowie gegen die Franzosen diente er mit Auszeichnung, und wurde 1800 in den Freiherrenstand erhoben. Am 26. Sept. 1802 fand man ihn tot in der Donau, und erst 30 Jahre nachher stellte es sich heraus, daß ein Müller ihn ermordet hatte. - V. war der erste, welcher die Analyse in den Artillerieschulen einführte. Seine "Vorlesungen über die Mathematik" (Bd. 1, 7. Aufl. von Matzka, Wien 1850; Bd. 2, 8. Aufl. 1848; Bd. 3, 5. Aufl. 1839; Bd. 4, 2. Aufl. 18l9) waren durch ihre verständliche Schreibart zu Lehrbüchern wohl geeignet. Größern Ruhm erwarb sich V. durch die Herausgabe seiner "Logarithmentafeln" (2 Bde., Lpz. 1783), welche an Korrektheit und Reichhaltigkeit vor allen gleichzeitigen größern Tafeln den Vorzug verdienen. Die neuern Auflagen seit 1840 hat Hülße besorgt. Um für gewöhnlichere Rechnungen die kleinen Vlacqschen und Wolfschen Tafeln entbehrlich zu machen, deren Fehler viele Irrungen veranlaßten, gab V. sein "Logarithmisch-trigonometr. Handbuch" (Lpz. 1793 u. ö.; seit 1840 ebenfalls von Hülße, seit 1856 von Bremiker [75. Aufl., Berl. 1894] besorgt) heraus. Außerdem veröffentlichte er "Thesaurus logarithmorum completus" (Lpz. 1794), "Anleitung zur Zeitkunde" (Wien 1801) und "Natürliches Maß-, Gewichts- und Münz-System" (hg. von Kreil, ebd. 1803; neue Aufl. 1824). - Vgl. Kaučič, Georg Freiherr von V. (im "Organ der militärwissenschaftlichen Vereine", Bd. 3, Heft 1, Wien 1886).

Vega, Lope Felix de Vega Carpio, spanischer dramat. Dichter, geb. 25. Nov. 1562 zu Madrid, aus einem adligen castil. Geschlecht, erhielt bei ungewöhnlicher Frühreife seine Vorbildung in Madrid, besuchte anscheinend schon im zehnten Jahre die Universität Alcala. Das älteste erhaltene seiner Schauspiele, "El verdadero amante", ist in seinem dreizehnten Jahre geschrieben und aufgeführt. Über sein Jünglingsalter geben die panegyristische Biographie Montalvans und die eigenen Bekenntnisse, zum Teil in der Form poet. Selbstverkleidung, ein aus Wahrheit und Dichtung gemischtes, in den Umrissen widerspruchsvolles Bild; klar sind wechselvolle Erlebnisse, eine glänzende und glückliche Naturanlaqe von unerschöpflicher Lebensfreudigkeit, die bei nichts weniger als untadliger Führung doch nie dem Gemeinen verfällt. 1582 nahm er am Zuge gegen die Azoren, 1588 an dem der Armada teil; eine Ausweisung brachte ihn 1585 auf längere Zeit nach Valencia, wo, wie in Madrid, eine der ersten festen Bühnen bestand und wo er seine Bühnenkenntnis erweiterte. Bis 1595 war er Sekretär des Herzogs von Alba, dann des Herzogs von Lerma; seit 1605 ward der Herzog de Sessa sein Gönner und Freund. Ihm pflegte er in teilweise erhaltenen Briefen die Madrider Neuigkeiten zu melden und vertraute ihm jene merkwürdige Liebeskorrespondenz, die neuerdings die Legende vom heiligen Leben seiner spätern Jahre zerstört hat. Nach wechselndem Aufenthalt in Madrid, Toledo, Sevilla lebte V. seit 1610 in eigenem Haus in der Hauptstadt. Seit etwa 1590 war er für ganz Spanien der unbestrittene Bühnenherrscher, der "göttliche" Dichterfürst. Sein Eintritt in den Priesterstand 1614, nach dem Tode seiner zweiten Gattin, änderte weder die Beziehungen zum Theater noch das Liebesleben; man verzieh dem Günstling der Nation. Für die Widmung der "Corona trágica", ein histor. Gedicht zur Ehrenrettung der Maria Stuart, ward er 1627 von Papst Urban Viil. zum Doktor der Theologie und Ritter des Johanniterordens ernannt. Die Dramen seiner letzten Jahre sind frisch und naiv wie die ältesten. Er starb 27. Aug. 1635 zu Madrid.

Die Fruchtbarkeit V.s ist zum Sprichwort geworden. Man hat von ihm zwei Epopöen: "Angelica," und "La Jerusalem conquistada"; fünf mytholog. Gedichte; vier größere histor. Gedichte: "San Isidro", "La Dragontea" und "La corona trágica"; ein komisches Heldengedicht unter dem Namen Tomé de Burguillos: "La Gatomaquia"; mehrere beschreibende und didaktische Gedichte; eine Unzahl von Sonetten, Romanzen, Oden, Elegien, Episteln u. s. w.; mehrere Werke teils in Versen, teils in Prosa, und acht Novellen, welche in den bei Sancha erschienenen "Obra sueltas" (21 Bde., Madr. 1776-79) und abermals in einer Auswahl im 38. Bande der "Biblioteca de autores españoles" (Madr. 1856) enthalten sind.

Doch nicht darin, sondern in seinen Schauspielen besteht sein Hauptruhm. Bis 1631 hat er nach eigener Rechnung über 1500 Comedias und eine bedeutende Anzahl von Autos, Loas und Entremeses verfaßt; gegen 500 davon sind erhalten, ungefähr 320 in Versammlung seiner "Comedias" (28 Bde., Madr. 1604-47); 112 Stücke hat Hartzenbusch in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 24, 34, 4l u. 52, herausgegeben, alles Vorhandene wird die 1890 von der spanischen Akademie begonnene Ausgabe der "Obras" umfassen. Über 1000 sind verloren. Und doch ist V., der gleich Shakespeare noch ganz im volkstümlichen Leben seiner Nation wurzelte und zugleich das durch ihre polit. Größe gesteigerte Selbstbewußtsein damit verband, nicht nur der eigentliche Gründer der span. Nationalbühne, sondern einer der größten Dichter aller Zeiten. Vorzüglich ist er Meister in der Schilderung der Frauenliebe und des Landlebens, voll Frische, Wohllaut und Geist, unerschöpflich in Stoff und Erfindung. Er dichtete manchmal in 24 Stunden eine Komödie. Das Maß der Vollkommenheit hängt von der Gunst des Augenblicks ab, nirgends ist er makellos, aber auch seine schwächsten Stücke zeigen in den Einzelheiten die Hand des Genies. Übrigens finden sich bei ihm alle möglichen Stoff- und Stilgattungen des Dramas von der Tragödie bis zur Posse. Aus dieser Fülle mögen genannt sein: "La estrella de Sevilla", "El mejor alcalde el rey", "Los Tellos de Meneses", Fuente Ovejuna", El castigo sin venganza", El