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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Viola (Streichinstrument) - Violoncello

Für den Winterflor vor allen andern geschätzt sind das ital. Treibveilchen, var. semperflorens, von dem man wieder Kulturformen unterscheidet, und das russ. Veilchen, var. rossica. Schon seit langer Zeit hat man Spielarten mit gefüllten Blumen, blauen, weißen, roten und dreifarbigen. Neuern Ursprungs sind Czar mit sehr lang gestielten, sehr großen blauen und weißen, Queen mit gefüllten weißen, in der Mitte bläulichen Blumen, Victoria regina, das größte aller bekannten Veilchen, und einige andere. Das sog. Baumveilchen ist nicht sowohl Varietät als eine dadurch künstlich herbeigeführte Form, daß man alle Ausläufer, Nebentriebe und Blüten des Stocks mehrere Jahre unterdrückt und den infolgedessen sich streckenden Stengel senkrecht aufbindet, der nun an seiner Spitze eine Blätterkrone und Blumen trägt. Die wohlriechenden Gartenveilchen gedeihen am besten in einer humusreichen, nahrhaften und feuchten Erde und in reiner, frischer Luft. Sie werden leicht durch Teilung der Stöcke, neuere Sorten auch durch Stecklinge vermehrt.

Für die Gärten wichtigste Art ist das auf allen Äckern wild wachsende ein- bis zweijährige wilde Stiefmütterchen oder Freisamkraut (V. tricolor L.) geworden, das durch die Kultur und in Gemeinschaft mit der verwandten V. altaica Pall. das Pensée oder Gartenstiefmütterchen (V. tricolor var. maxima) hervorgebracht hat. Hunderte von Varietäten, ausgestattet mit den feurigsten und zartesten Nuancen jeder Farbe und mit reizenden Ornamenten verschiedenartigster Form, sind aus der allmählich sich vollziehenden Vermischung der Nachkommenschaft dieser beiden Arten hervorgegangen. Die sehr großblumigen Varietäten pflegt man als englische zu bezeichnen. Einige Spielarten haben einen Grad von Farbenbeständigkeit erreicht, der sie geeignet macht, in Teppichbeeten zur Bildung scharf abgesetzter weißer, gelber, bronzefarbiger, goldgelber, dunkelblauer (var. Kaiser Wilhelm), schwarzer (var. Dr. Faust) Bänder verwendet zu werden. In der Regel sät man die Gartenstiefmütterchen jährlich Ende August aus, piquiert sie und pflanzt sie je nach Boden und Klima entweder schon im Herbst oder erst im Frühjahr an den Ort ihrer Bestimmung. Das Kraut von V. tricolor L. (Herba Violae tricoloris) ist offizinell und dient hauptsächlich zur Herstellung eines leicht abführenden Thees.

Viōla, (ital., Viole), der älteste und allgemeinste Name für die Streichinstrumente (s. d.). Die vorzüglichsten Violen sind: V. da gamba (s. Gambe); V. da braccio (Armgeige), auch V. alta, die Bratsche (s. d.); V. d'amore (frz. viole da amour), ein bratschenähnliches, ehemals sehr beliebtes angenehmes Geigeninstrument mit sympathetisch mitklingenden Stahlsaiten unterhalb des Darmsaitenbezugs (6 - 7 Saiten in Dreiklangstimmung); über V. di bardone oder Bariton s. d.: V. pomposa, erfunden von J. S. Bach, mit 5 Saiten in C G d a e. Eine Abart der V. ist die Violetta mit dreifacher Einschnürung des guitarrenförmigen Schallkörpers. (S. Tafel: Musikinstrumente II, Fig. 7, 8 und 16, Bd. 17.)

Violacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren (s. d.) mit gegen 250 Arten, von denen die krautartigen Formen vorzugsweise in den gemäßigten Zonen, die strauchartigen dagegen fast ausschließlich in den Tropen vorkommen. Die Blätter sind in der Regel ungeteilt, die zwitterigen Blüten haben gewöhnlich einen unregelmäßigen Bau, bestehen aus fünf Kelchblättern, ebensoviel Blumenblättern, fünf meist mit den Antheren verwachsenen Staubgefäßen, denen vielfach noch fünf oder mehr Staminodien beigefügt sind, und einem einfächerigen Fruchtknoten mit kurzem Griffel. Die Frucht ist eine mehrsamige Kapsel.

Violanilīn, s. Induline.

Viole, Streichinstrument, s. Fiedel.

Violént (lat.), gewaltsam, heftig; Violénz, Gewaltsamkeit, Ungestüm.

Violétt (frz.), die Farbe derjenigen Strahlen des Sonnenlichts, die im Spektrum (s. d.) den am stärksten brechbaren, sog. lavendelgrauen vorhergehen und zwischen 760 Billionen und 800 Billionen Schwingungen in der Sekunde machen. Zusammengesetztes V. ist die Mischung von Blau und Rot. - Über Hessisch-Violett s. Hessisch-Gelb; über Hofmanns V. s. Dahlia.

Violetta, Streichinstrument, s. Viola.

Violetta antīca (ital.), eine Marmorart, s. Marmor.

Violettblindheit, s. Farbenblindheit.

Violettholz, soviel wie Amarantholz (s. d.) oder Jacarandaholz (s. Jacaranda).

Violettrubin, s. Rubin.

Violīne s. Geige.

Violīnschlüssel, auch G-Schlüssel genannt, s. G (Buchstabe) und Notenschlüssel.

Viollet-le-Duc (spr. wiolleh lĕ dück), Eugène Emmanuel, franz. Architekt und Kunsthistoriker, geb. 27. Jan. 1814 zu Paris, widmete sich dem Studium der mittelalterlichen Baukunst, machte größere Studienreisen in Italien und Südfrankreich, wurde 1840 Inspektor der Arbeiten an der Ste. Chapelle in Paris und mit den Restaurationsarbeiten der alten Kirche zu Vezelay betraut. 1845 erhielt er gemeinschaftlich mit Lassus die Restauration der Pariser Notre-Dame-Kirche und den Bau der neuen Sakristei übertragen. 1846 wurde V. Architekt der Abtei St. Denis, 1853 Generalinspektor des Diöcesandienstes in Frankreich, 1863 Professor an der École des beaux-arts. Während der Belagerung von Paris war er Befehlshaber eines Geniekorps. 1874 und 1878 wurde er als Republikaner zum Municipalrat erwählt. V. starb 17. Sept. 1879 in Lausanne. Neben seiner reichen Thätigkeit als Architekt machte sich V. auch als Schriftsteller bekannt. Seine Hauptwerke sind: "Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XI<sup>e</sup> au XVI<sup>e</sup> siècle" (10 Bde., 1854 - 69), "Essai sur l'architecture militaire au moyen âge" (1854), "Dictionnaire du mobilier française, de l'époque carlovingienne à la Renaissance" (6 Bde., 1854 - 75), "Entretiens sur l'architecture" (2 Bde., 1858 - 72), "Chapelles de Notre-Dame de Paris" (1867 - 69), "Histoire d' une maison", "Histoire d'une forteresse", "Histoire de l'habitation humaine", "Histoire d'un hôtel de ville et d'un cathédrale" (4 Bde., 1873 - 78). Über die Verteidigung von Paris (1870 - 71) berichtet er in dem "Mémoire sur la défense de Paris" (Par. 1872). - Vgl. Sauvageot, V. et son œuvre (Par. 1880); Saint-Paul, V., ses travaux d'art etc. (2. Aufl., ebd. 1881).

Violon (frz., spr. wiolóng; ital.violōne), s. Kontrabaß.

Violoncello (spr. -tschello) oder kleine Baßgeige (Diminutiv von violone), auch in willkürlicher Abkürzung Cello, Schello, nach seiner Größe sowie nach der Tiefe und Stärke seiner Töne zwischen der Bratsche und dem Kontrabaß (s. d.) stehendes Musikinstrument. Es hat ganz den Bau der Geige