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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vittoria (Herzog von) – Vivien de Saint-Martin

eines Hügels, in weiter, fruchtbarer, wohl angebauter und bevölkerter Ebene zwischen dem Cantabrischen Gebirge und den Montes de V., an der Eisenbahn Irun-Burgos, ist nach alter Art befestigt, meist schlecht gebaut, Sitz des Generalkapitäns der bask. Provinzen, eines Bischofs und hat (1887) 27660 E., 5 Pfarr- und 11 Klosterkirchen, in der kleinen Neustadt einen großen Hauptplatz mit Säulengängen; Fabrikation von Lederwaren, Seife, Lichten, Möbeln und Handel mit Stahl- und Eisenwaren, Getreide und Wein. – V. ist bekannt durch den Sieg des Schwarzen Prinzen 1367, besonders aber durch Wellingtons entscheidenden Sieg 21. Juni 1813 über die Franzosen unter Jourdan und König Joseph Bonaparte.

Vittorĭa, Herzog von, s. Espartero.

Vittorĭo, Hauptstadt des Distrikts V. (42990 E.) im N. der ital. Provinz Treviso in Venetien, am Meschio, rechtem Nebenfluß der Livenza, am Eingang des Thales von Sta. Croce, an der Seitenlinie Conegliano-V. (14 km) der Eisenbahn Udine-Treviso, wurde 1879 aus den beiden Städten Ceneda (lat. Acedes, Ceneta) und Serravalle (Serravallis) gebildet, ist Bischofssitz und hat (1881) 16325 E. (Ceneda 9610, Serravalle 6715), in Garnison das 25. Bataillon Bersaglieri, einen Dom, ansehnliche Paläste und Villen; in der Hauptkirche von Serravalle ein Altarbild Tizians.

Vitzliputzli, s. Huitzilopochtli.

Vitznau, Dorf im schweiz. Kanton und Bezirk Luzern, 16 km südöstlich von Luzern, am Vierwaldstätter See, in 440 m Höhe, am Fuße des Rigi (s. d.) und an der Rigibahn, Station der Dampferlinie Luzern-Flüelen, hat (1888) 771 E., darunter 46 Evangelische, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, lebhaften Fremdenverkehr; wird, wie Weggis und Gersau, seiner geschützten Lage halber als Kurort besucht. – Vgl. V. am Vierwaldstätter See und seine Umgebungen (Luzern 1897).

Vitzthumsches Gymnasium, s. Blochmann.

Vitzthum von Eckstädt, Karl Friedrich, Graf, Diplomat und Schriftsteller, geb. 13. Jan. 1819 in Dresden, studierte die Rechte, wurde 1845 Legationssekretär bei der sächs. Gesandtschaft in Berlin, 1847 in Wien, 1852 sächs. Geschäftsträger in Petersburg. Seit 1853 lebte er in London als sächs. Ministerresident am großbrit. Hofe, dann als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister. Als Beust, dessen Politik V. v. E. überall verfocht, österr. Minister wurde, trat auch er in den österr. Dienst über, wurde zum außerord. Gesandten und bevollmächtigten Minister am belg. Hofe ernannt und beim Ausbruch des Krieges 1870 mit wichtigen diplomat. Sendungen nach Paris, London und Florenz betraut. Er zog sich dann ins Privatleben zurück und starb 16. Okt. 1895 in Dresden. Im Anschluß an seine diplomat. Thätigkeit schrieb er: «Berlin und Wien in den J. 1845‒52. Polit. Privatbriefe» (Stuttg. 1886), «St. Petersburg und London in den J. 1852‒64» (2 Bde., ebd. 1886), «London, Gastein und Sadowa 1864‒66» (ebd. 1839); ferner die histor. Werke «Maurice de Saxe et Marie Josèphe de Saxe dauphine de France. Lettres et documents inédits des archives de Dresde» (Lpz. 1867) und «Die Geheimnisse des sächs. Kabinetts Ende 1745 bis Ende 1756» (anonym, 2 Bde., Stuttg. 1866). Als Anhänger der Bacontheorie veröffentlichte V. v. E. die Schrift «Shakespeare und Shakspere» (Stuttg. 1888).

Vitztum, soviel wie Vice-dominus, s. Vice.

Vivace (ital., spr. wiwahtsche), lebhaft; vivacissĭme, sehr lebhaft.

Vivara, Insel, s. Procida.

Vivarais (spr. wiwaräh), franz. Landschaft, jetzt das Depart. Ardèche, rechts von der Rhône, im W. von den Cevennen begrenzt, deren Nordteil die Berge von V. heißt, zerfiel in Ober-Vivarais im N., mit dem Hauptort Annonay, und Nieder-Vivarais im S. mit Viviers. V., der Pagus Vivariensis Burgunds, gehörte von 1032 bis zum Untergang der Hohenstaufen zum Deutschen Reich und bildete bis 1790 einen Teil von Languedoc.

Vivarĭum (lat.), Behältnis für lebende Tiere.

Vivat (lat.), lebe (hoch!); auch substantivisch: das Lebehoch; V. sequens, es lebe der (die, das) Folgende! V. florĕat, crescat, lebe, blühe und gedeihe, ein auf studentisch-korporative Verhältnisse bezüglicher Segenswunsch.

Vivēro, Bezirks- und Hafenstadt im NW. der span. Provinz Lugo in Galicien, am Südende der Ria de V. des Cantabrischen Meers, hat (1887) 13369 E.; Industrie, Fischfang und Seehandel.

Viverren, s. Schleichkatzen.

Vivianīt, ein mit der Kobaltblüte isomorphes, monoklines Mineral, das in säulenförmigen gipsähnlichen Krystallen mit vollkommener klinopinakoidaler Spaltbarkeit krystallisiert; die Härte beträgt nur 2, das spec. Gewicht 2,6 bis 2,7. Der V. ist ursprünglich farblos gewesen (solche farblose Krystalle kommen im Sande des Delawareflusses vor) und hat in diesem Zustande ein wasserhaltiges phosphorsaures Eisenoxydul: Fe₃(PO₄)₂ + 8 H₂O, mit 43,03. Proz. Eisenoxydul, 28,29 Phosphorsäure, 28,68 Wasser, dargestellt. Jetzt aber erscheint der V. fast immer indigoblau bis schwärzlichgrün und bläulichgrün, indem das Eisenoxydul gänzlich oder größtenteils in Eisenoxyd umgewandelt wurde. Auch die künstlich dargestellten Krystalle bläuen sich an der Luft sehr rasch. Schöne Krystalle von V. finden sich auf den Magnetkieslagerstätten von Bodenmais in Bayern, in Cornwall, bei Commentry und Cransac in Frankreich in den Brandfeldern der dortigen Steinkohlenformation, bei Starkenbach in Böhmen, bei Allentown in Neujersey. Krystalle von V. haben sich auch in den Gebeinen der Friedhöfe gebildet, indem Lösungen von Eisenoxydulcarbonat auf den phosphorsauren Kalk der Knochen einwirkten; in ähnlicher Weise erscheint V. in den Säugetierknochen des Laibacher Torfmoors, bei Kertsch in der Krim als Ausfüllung von Muschelschalen. Kugelige Knollen, die noch viel Eisenoxydul enthalten, liegen in den thonigen Sanden bei den Antwerpener Festungswerken. – Die Blaueisenerde oder das Eisenblauerz, die in Torfmooren und im Raseneisenstein vorkommt und bisweilen als Farbe benutzt wird, ist nur ein staubartig-erdiger V.

Vivien de Saint-Martin (spr. wiwĭäng dĕ ßäng martäng), Louis, Geograph, geb. 22. Mai 1802 zu St. Martin de Fontenay (Depart. Calvados), kam 1814 nach Paris, wo er 3. Jan. 1897 starb. Er gehörte 1822 zu den Stiftern der Geographischen Gesellschaft zu Paris, gründete 1852 das «Athenaeum français» und gab 1863‒76 «L’Année géographique», eine jährlich erscheinende Revue der Reisen heraus, die von Maunoir und Duveyrier fortgesetzt wurde. Außerdem schrieb er: «Description de l’Asie Mineure» (2 Bde., Par. 1845), «Étude sur la géographie grecque et latine de l’Inde» (3 Bde., ebd. 1858‒60), «Mémoire ana-^[folgende Seite]