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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vosges; Vöslau; Voß

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Vosges – Voß (Joh. Heinr.)

als lebensvolle und geistreiche Auffassung. Unter seinen religiösen Bildern ist, freilich hauptsächlich der Bildnisse wegen, die Darstellung in Antwerpen, wie Bürger dem heil. Norbert die heiligen Gefäße überbringen, das vorzüglichste. – Sein Bruder Paul, geb. 1590, gest. 1678, war ein vortrefflicher Tiermaler und gehörte wie Snyders, dem er in seinen besten Stücken nahekommt, zu den Atelierschülern des Rubens.

Vosges, Les (spr. lä wohsch), Vogesen, franz. Departement am Westabhang der südl. Vogesen (s. d.), besteht aus dem Südteil von Lothringen, ist im N. vom Depart. Meurthe-et-Moselle, im NW. von Maas, im SW. von Haute-Marne, im S. von Haute-Saône und Belfort und im O. von Deutschland (Elsaß) begrenzt, an das es 1871 die nordöstlichsten Kantone Schirmeck und Saales (diesen teilweise) verlor, und hat auf 5859,55 (nach Berechnung 5969) qkm (1896) 421412 E. (11216 mehr als 1891), darunter 9827 Ausländer, also 72 E. auf 1 qkm, 5 Arrondissements (Epinal, Mirecourt, Neufchâteau, Remiremont, St. Dié) und 29 Kantone mit 531 Gemeinden. Hauptstadt ist Epinal. Der gebirgige Ostteil erreicht über 1300 m Höhe und ist wenig fruchtbar, wogegen in der Mitte die Monts Faucilles nur 472 m Höhe erreichen. Das Ganze gehört mit Ausnahme des Quellgebietes der Saône mit Coney und des westlichsten Teils, wo Maas mit Vaire fließen, dem obern Gebiet der Mosel an. Der Boden liefert eine geringe Menge Torf, wogegen der Ackerbau 1895: 715923 hl Weizen, 246318 hl Roggen, 31309 hl Gerste, 1300110 hl Hafer, ferner Buchweizen und Gartenfrüchte und der Weinbau 1895: 97587 (im Durchschnitt von 1885‒94: 120834) hl ergab. An Haustieren waren 1895: 28666 Pferde, 140148 Stück Rindvieh, 83326 Schweine und 43535 Schafe vorhanden. Von Mineralquellen sind die zu Plombières (südlich von Epinal) und Bains en V. (links vom Coney) am bekanntesten. Die Industrie unterhält Spinnereien und Webereien und liefert Glas- und Metallwaren, während der Handel durch (1893) 548,8 km Eisenbahnen und (1895) 414,1 km Nationalstraßen gefördert wird. An höhern Unterrichtsanstalten besitzt das Departement 6 Collèges. – Vgl. A. Bailly, A. Garnier und Fournier, Le départ. des V. Description, histoire et statistique (Epinal 1887); P. Joanne, Itinéraire géneral de la France. Les V. (Par. 1888); G. Bleicher, Les V. Le sol et les habitants (ebd. 1889); Léon Louis, Le départ. des V. Description, histoire, statistique (7 Bde., Epinal 1887‒89).

Vöslau (auch Veslau), Dorf und Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Baden in Niederösterreich, in 246 m Höhe, am Rande von teils bewaldeten, teils mit Wein bepflanzten Höhen, an der Linie Wien-Triest der Österr. Südbahn, mit Lokalverkehr nach Wien und elektrischer Straßenbahn nach Baden, hat (1890) 3699 E., eine Thermalquelle (24° C.) mit Badeanstalt und Schwimmbassin, schöne Villen, große Hotels, eine Kammgarnspinnerei und bedeutenden Weinbau. Der Vöslauer Wein gilt als der beste österr. Rotwein. – Vgl. Friedmann, Vöslau (Wien 1868); Hüttl, Der Kurort V. (Linz 1893).

Voß, Gerh. Joh., gewöhnlich Vossius genannt, Philolog, geb. 1577 in einem Dorfe bei Heidelberg, stammte aus einem niederländ. Geschlecht und widmete sich zu Dordrecht und Leiden den Altertumswissenschaften. Er wurde 1600 Rektor der Schule zu Dordrecht, 1615 Direktor des theol. Kollegiums zu Leiden, 1622 Professor der Beredsamkeit daselbst, 1643 Professor der Geschichte am Athenäum in Amsterdam, wo er 17. März 1649 starb. In einigen Fächern der Altertumswissenschaften wirkte V. bahnbrechend, auch legte er den ersten Grund für die Kenntnis der histor. Formenbildung der lat. Sprache. Seine hierher gehörigen Schriften sind: «Aristarchus, sive de arte grammatica» (Amsterd. 1635 u. 1695; neue Ausg., 2 Bde., Halle 1833‒35), «Grammatica latina» (Leid. 1607 u. ö.), «De vitiis sermonis et glossematis latino-barbaris» (Gieß. 1640), «Etymologicum linguae latinae» (Amsterd. 1662; neue Ausg., 2 Bde., Neap. 1762‒63), «De poetarum natura ac constitutione» (Haag 1647), das Hauptwerk «Commentatorium rhetoricorum sive oratoriarum institutionum libri Ⅵ» (Leid. 1606 u. ö.), «Ars rhetorica» (ebd. 1623), «De historicis graecis libri Ⅳ» (ebd. 1624; neue Ausg. von Westermann, Lpz. 1838), «De historicis latinis libri Ⅲ» (Leid. 1627); ferner «De veterum poetarum temporibus» (2 Bücher, Amsterd. 1654), endlich das überladene und wenig philos. Werk «De theologia gentili» (2 Bde., ebd. 1642 u. 1668). Durch seine «Historiae Pelagianae libri Ⅳ» (Amsterd. 1618 u. 1665) wurde er in die Bewegungen der Arminianer und Gomaristen verflochten und deshalb sogar verfolgt. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 6 Bänden Amsterdam 1695‒1701. Seine Briefe wurden u. a. von Colomesius («Vossii et clarorum virorum ad eum epistolae», Augsb. 1691) herausgegeben. – Vgl. Toll, Oratio de Gerh. Joh. V., grammatico perfecto (Amsterd. 1778).

Sein Sohn Isaak V., geb. 1618 zu Leiden, machte Reisen nach England, Frankreich und Italien und folgte 1648 einem Rufe der Königin Christine nach Schweden. Später ging er jedoch nach England, wo er als Kanonikus zu Windsor 21. Febr. 1689 starb. Außer seinen wertvollen Ausgaben des Geographen Skylax (Amsterd. 1639), des Justin (Leid. 1640), des Mela (Haag 1658) und des Catull (Lond. 1684) sind zu erwähnen: «De septuaginta interpretibus eorumque translatione et chronologia» (Haag 1661), «De poematum cantu et viribus rhythmi» (Oxf. 1673) und «Variarum observationum liber» (Lond. 1685). – Vgl. J. G. de Crane, De Vossiorum Juniorumque familia (Franeker 1820).

Voß, Joh. Heinr., Dichter, Übersetzer und Altertumsforscher, geb. 20. Febr. 1751 zu Sommersdorf bei Waren in Mecklenburg, von wo sein Vater, ein Landwirt, noch in demselben Jahre nach Penzlin übersiedelte, kam 1766 auf die Schule nach Neubrandenburg, sah sich aber schon 1769 genötigt, infolge der Verarmung seines Vaters eine Hauslehrerstelle anzunehmen. Durch Gedichte, die er für den Göttinger «Musenalmanach» eingesandt hatte, kam er mit Boie in Briefwechsel und ging zu Ostern 1772 auf dessen Einladung nach Göttingen. Hier widmete er sich dem Studium des klassischen Altertums und der neuern Sprachen und wurde einer der Gründer des Göttinger Dichterbundes. Um die ihm von Boie übertragene Herausgabe des Göttinger «Musenalmanachs» in ungestörter ländlicher Stille zu besorgen, zog er 1775 nach Wandsbeck, wo er Claudius nahe trat, und vermählte sich 1777 mit Boies Schwester Ernestine (1756‒1834; vgl. Polle, Briefe von Ernestine V. an Abeken, Dresd. 1882‒83). Einen festen Wirkungskreis