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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wacht; Wachtage; Wacht am Rhein; Wachtel; Wachtelhund; Wachtelkönig; Wachtelschnepfen; Wachtelwurf; Waechter

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Wacht - Waechter (Karl Georg von)

rung neuer Micellen, sondern an gewissen Stellen findet dieselbe reichlicher als an andern statt, und es leuchtet ein, daß dadurch Spannungen hervorgerufen werden können, die ähnlich, wie diejenigen zwischen einzelnen Zellkomplexen, auch hierbei für die äußere Form der Membranen oder der Stärkekörner von Bedeutung sind.

Die Schnelligkeit und die Dauer des W. hängen von einer großen Reihe Faktoren ab. Vor allem findet W. in lebhafter Weise nur unter günstigen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen statt, vorausgesetzt, daß überhaupt die nötigen Nährstoffe vorhanden sind. Ferner spielen eine wichtige Rolle beim W. sowohl die chem. wie die physik. Beschaffenheit des Mediums, in dem die Pflanze lebt. Auch Licht und Schwerkraft sind von maßgebendem Einfluß auf zahlreiche Wachstumsprozesse, die man zum Teil unter dem Namen Heliotropismus (s. d.) und Geotropismus (s. d.) zusammenfaßt. Aber alle diese Faktoren sind, mit alleiniger Ausnahme der Schwerkraft, nicht konstant, und es ist selbstverständlich, daß die äußern Formen der pflanzlichen Organismen nicht nur durch Wachstumsprozesse, die in den individuellen Eigenschaften der einzelnen Art begründet sind, sondern auch durch solche, die von Klima und Standort abhängen, hervorgerufen werden.

Wacht, s. Wache.

Wachtage, s. Fasten.

Wacht am Rhein, s. Schneckenburger, Max.

Wachtel (Coturnix), eine Gattung der Hühnervögel aus der Familie der Feldhühner (s. d.). Unter den wenigen Arten ist die gemeine W. (Coturnix communis Bonnet, s. Tafel: Hühnervögel Ⅱ, Fig. 4) die bekannteste. Sie wird etwa 20 cm lang und hat eine graubraune Farbe, auf dem Rücken mehrere Reihen gelber Federschäfte, über jedem Auge einen weißlichen Strich und an der Kehle einen schwarzen, beim Weibchen rotbraunen Fleck. Während sie schon in Spanien als Standvogel lebt, trifft sie in Mitteleuropa zu Anfang Mai in großen Zügen ein, verbreitet sich bis nach Schweden, kehrt im Oktober ebenso über Italien nach Afrika zurück und streicht bis in die Nähe des Kaps der Guten Hoffnung. Außer bei diesen Wanderungen, wodurch sich die W. von den meisten Hühnervögeln unterscheidet, lebt sie meist am Boden, sucht Gefahren durch Laufen zu entgehen und hält sich am liebsten zwischen hohem Getreide auf, dessen Körner neben andern Sämereien ihre Nahrung ausmachen. Die eifersüchtigen Männchen dienten sonst durch ihre Kämpfe zur Volksbelustigung. Die Weibchen legen 8‒12 bräunlichgelbe, dunkel schwarzbraun gefleckte Eier in eine flache Vertiefung des Bodens und äußern gegen ihre Brut viel Zärtlichkeit. Bei reichlicher Nahrung werden die W. sehr fett und in Italien sowie am Schwarzen Meer zur Herbstzeit in außerordentlicher Menge gefangen und getötet oder auch lebend auf den europ. Vogelmarkt gebracht. Bei uns werden sie durch Wachtelpfeifen angelockt und in Netzen gefangen. Man hält sie wegen ihres eigentümlichen Schlags als Stubenvögel, die in der Gefangenschaft wohl acht Jahre ausdauern sowie auch sich fortpflanzen. Die Schopfwachtel (s. d.) gehört in die Unterfamilie der Baumhühner.

Wachtel, Theod., Tenorist, geb. 10. März 1823 zu Hamburg als der Sohn eines Fuhrwerksbesitzers, in dessen Geschäft er früh eintrat. Als seine schöne Tenorstimme Aufmerksamkeit erregte, nahm er Gesangunterricht und trat in Hamburg zuerst öffentlich in einem Konzert auf, 1849 auch auf der Bühne. Nach kurzem Engagement in Schwerin und Dresden kam er nach Würzburg, Darmstadt, Hannover und Cassel, sang an der Hofoper in Wien und später als engagierter Gast an der königl. Oper in Berlin. Außer auf den meisten größern Theatern Deutschlands erschien er öfter in London, 1869 in Paris, bereiste von 1871 an die Vereinigten Staaten. Er starb 14. Nov. 1893 in Frankfurt a. M. Seine berühmtesten Rollen waren Georg Brown («Weiße Dame») und die Titelrolle im «Postillon von Longjumeau».

Wachtelhund, s. Hunde und Spaniel.

Wachtelkönig, Wiesenschnarcher, Schnärz (Crex pratensis Bechst.), ein der Wachtel durch Größe und Zeichnung ähnlicher Stelzvogel mit kurzem, starkem, hochrückigem Schnabel, fast bis auf die Ferse befiederten Beinen, der am liebsten in Wiesen Europas und des mittlern Asiens sich aufhält, wo er von Mai bis September seine eigentümlich schnarrende Stimme besonders nachts erschallen läßt. Er nährt sich von Insekten, Gewürm und kleinen Vögeln, brütet an der Erde und wird seines wohlschmeckenden Fleisches wegen gejagt.

Wachtelschnepfen (Thinocoridae), Familie der Stelzvögel (s. d.), umfaßt zwei Gattungen und sechs kleine, auf das gemäßigte Südamerika beschränkte Arten. Ihr Schnabel ist kurz, am Grunde breit, im vordern Teil plötzlich stark zusammengedrückt, die Nasenlöcher sind, von einer weichen Haut umgeben, schlitzförmig. Die Flügel sind lang und spitz, die erste Schwinge ist die längste, der kurze Schwanz ist abgerundet, der kurze Lauf ist vorn getäfelt, sonst genetzt.

Wachtelwurf, Rebhühnerwurf, soviel wie Granathagel, s. Granate.

Waechter, Karl Georg von, Jurist, geb. 24. Dez. 1797 zu Marbach am Neckar, studierte in Tübingen und Heidelberg, wurde 1819 Oberjustizassessor bei dem Appellationsgericht zu Eßlingen, in demselben Jahre außerord. Professor der Rechte in Tübingen, 1822 daselbst ord. Professor, war 1825‒28 Rektor und 1829‒30 Vicekanzler der Universität. 1833 folgte er einem Rufe als Professor der Rechte nach Leipzig, kehrte 1836 aber als Kanzler der Universität nach Tübingen zurück. Als solcher Mitglied der Ständeversammlung, wurde er 1839 und 1845 von der Kammer der Abgeordneten auf je sechs Jahre zum Präsidenten erwählt und nahm wegen des ihm obliegenden Präsidiums im ständischen Ausschusse seinen Wohnsitz zu Stuttgart. Nachdem W. im März 1848 diese Stelle niedergelegt hatte, beteiligte er sich an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments und ward von diesem in den Fünfzigerausschuß gewählt. Infolge einer Veränderung der Verfassung hörte er 1849 auf, Mitglied der Kammer zu sein, und legte dann auch das Amt eines Kanzlers der Universität nieder. 1851 folgte er einem Rufe zum Präsidium des Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte nach Lübeck. 1852 wurde er Professor des Pandektenrechts in Leipzig, 1855 zum ordentlichen Mitglied des Staatsrates ernannt, 1860 Vorsitzender der königl. Prüfungskommission für Juristen und erhielt 1863 das Ordinariat sowie die erste Professur in der Juristenfakultät, 1878 den erblichen Adelstand. Er starb 15. Jan. 1880 zu Connewitz bei Leipzig. W. gehört zu den Begründern des Deutschen Juristentags, dem er (seit 1860) auf sechs Versammlungen präsidierte. Von der Stadt