Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wagner

448

Wagner (Rudolf)

zenin» wurden neu herausgegeben in einem Bande u. d. T. «Nachgelassene Schriften und Dichtungen von Richard W.» (ebd. 1895). Noch nicht veröffentlicht sind W.s «Lebenserinnerungen», dagegen erschienen: «Briefwechsel zwischen W. und Liszt» (2 Bde., Lpz. 1887); «Richard W.s Briefe an Th. Uhlig, W. Fischer, Ferd. Heine» (ebd. 1888); «Briefe von Richard W. an Aug. Roeckel» (ebd. 1894).

Aus einem «Patronatsverein zur Pflege und Erhaltung der Festspiele in Bayreuth» (1876) ist 1883 der «Allgemeine Richard-Wagner-Verein» entstanden, der in allen größeren deutschen Städten Zweigvereine hat; Organ des Vereins sind die «Bayreuther Blätter» (redigiert von Hans von Wolzogen). Nach ihrem Vorbilde wurde in Frankreich 1885 eine «Revue Wagnérienne» begründet.

Ein «Richard-Wagner-Museum» begründete Nik. Oesterlein; es befindet sich seit 1895 in Eisenach (vgl. Nik. Oesterlein, Katalog einer Richard-Wagner-Bibliothek, Bd. 1, Lpz. 1882; Bd. 2, ebd. 1886; Bd. 3, ebd. 1891; Bd. 4., ebd. 1895; vgl. auch [M. Wirth], Das Richard-Wagner-Museum und die Zukunft des Wagnertums, ebd. 1894).

Führer durch W.s musikdramat. Werke schrieben: Hans von Wolzogen («Thematische Leitfaden», 11. Aufl., Lpz. 1894; vgl. auch seine Schrift: Was ist Stil? Was will W.? Was soll Bayreuth? u. s. w., 3. Aufl., ebd. 1889), F. V. Dwelshauvers-Dery («Tannhäuser», 4. Aufl., ebd. 1893; auch französisch), H. Wirsing («Die Meistersinger», ebd. 1888), H. Dinger («Die Meistersinger», ebd. 1892), W. Broesel («Der Charakter der Senta», ebd. 1885), M. Chop («Vademecum für Wagnerfreunde, Führer durch Richard W.s Tondramen», ebd. 1893), Karl Gjellerup («Richard W. in seinem Hauptwerke: Der Ring des Nibelungen», übersetzt von O. L. Jireczek, ebd. 1891), M. Gutenhaag («Parsifal», ebd. 1883), A. Heintz («Parsifal», Charlottenb. 1882; 3. Aufl. 1892; «Die Meistersinger», ebd. 1884; 2. Aufl. 1888; «Tristan und Isolde», ebd. 1891; «Lohengrin», ebd. 1894), Pochhammer («Der Ring des Nibelungen», Frankf. a. M. 1896), Göllerich («Der Ring des Nibelungen», Lpz. 1897) u. a. – Vgl. auch Porges, Die Bühnenproben zu den Bayreuther Festspielen des J. 1876 (Lpz. 1896). «Der Ring des Nibelungen» und «Parsifal» erschienen in Textausgaben mit Angabe der Leitmotive und Notenbeispielen, hg. von Burghold (Mainz 1897).

Die Litteratur ist außerordentlich groß. Ein «Wagner-Jahrbuch» gab J. Kürschner heraus (nur Bd. 1, Stuttg. 1886). Biographien W.s schrieben C. F. Glasenapp (2 Bde., neue Ausgabe mit Supplement, Lpz. 1882; 3. Ausg. [3 Bde.], Bd. 1, ebd. 1894; Bd. 2, 1896), Tappert (Elberf. 1883), Bernh. Vogel (Lpz. 1883), Fr. Muncker (1. bis 4. Aufl., Bamb. 1890‒91) u. a. – Vgl. ferner die Schriften von Franz Liszt (s. d.), Wilh. Tappert (s. d.), Friedrich Nietzsche (s. d.), R. Pohl (s. d.); außerdem Ed. Schuré, Le drame musical (2 Bde., Par. 1875); A. Ernst, L’œuvre de W. (ebd. 1893); Nohl, Beethoven, W., Liszt (Wien 1874); Hans von Wolzogen, Erinnerungen an Richard W. (in Reclams «Universalbibliothek»); Wagner-Lexikon, zusammengestellt von Carl Fr. Glasenapp und H. von Stein (Stuttg. 1883); B. Vogel, Richard W. als Dichter (Lpz. 1888); Ferd. Praeger, W., wie ich ihn kannte (aus dem Englischen übersetzt vom Verfasser, ebd. 1892; von Breitkopf & Härtel aus dem Buchhandel zurückgezogen nach Richtigstellungen von Chamberlain, s. unten); C. Fr. Glasenapp, Richard W. als Mensch (Vortrag, 3. Abdruck, Riga 1890); ders., Wagner-Encyklopädie, Haupterscheinungen der Kulturgeschichte im Lichte der Anschauung Richard W.s (2 Bde., Lpz. 1891); Fr. von Hausegger, Richard W. und Schopenhauer (2. Aufl., ebd. 1892); Ed. Kulke, Richard W. und Friedrich Nietzsche (ebd. 1890); H. Dinger, Richard W.s geistige Entwicklung (Bd. 1, ebd. 1892); H. St. Chamberlain, Das Drama Richard W.s (ebd. 1892); ders., Echte Briefe an Ferd. Praeger. Kritik der Praegerschen Veröffentlichungen (Bayreuth 1894); ders., Richard W., sein Leben, Lehre und Schaffen (Münch. 1895); Le Comte de Chambrun, W., Traduction avec une introduction et des notes (Par. 1895); A. Ernst, L’art de Richard W. (Bd. 1, ebd. 1893); Abbé Marcel Hébert, Das religiöse Gefühl im Werke Richard W.s (deutsch von A. Brunnemann, Münch. und Lpz. 1895); Finck, W. und seine Werke (2 Bde., Bresl. 1896).

Wagner, Rudolf, Physiolog, Anthropolog und vergleichender Anatom, geb. 30. Juni 1805 zu Bayreuth, widmete sich seit 1822 zu Erlangen, dann seit 1824 zu Würzburg mediz. Studien. 1826 ging er behufs fernerer Ausbildung nach Paris, wo ihn Cuviers Einfluß der vergleichenden Anatomie gewann. Er besuchte nacheinander die Küsten der Normandie und Südfrankreichs, um an niedern Tieren Forschungen anzustellen. 1828 ging er nach Cagliari und in demselben Jahre ließ er sich als praktischer Arzt in Augsburg nieder. Hierauf habilitierte er sich 1829 als Docent in Erlangen und wurde 1832 außerord., 1833 ord. Professor der Zoologie. 1840 folgte er einem Rufe nach Göttingen an Blumenbachs Stelle. Er starb dort 13. Mai 1864.

Von seinen Schriften sind hervorzuheben: das «Lehrbuch der vergleichenden Anatomie» (2 Abteil., Lpz. 1834‒35; 2. Aufl. u. d. T. «Lehrbuch der Zootomie», 2 Tle., ebd. 1843‒47), «Icones physiologicae» (3 Hefte, ebd. 1839‒40; neue Bearbeitung von Ecker, ebd. 1852‒54), «Lehrbuch der Physiologie» (ebd. 1839; 4. Aufl., neu bearb. von Funke, ebd. 1855 fg.), «Icones zootomicae. Handatlas zur vergleichenden Anatomie» (ebd. 1841), «Grundriß der Encyklopädie und Methodologie der mediz. Wissenschaften nach geschichtlicher Ansicht» (Erlangen 1838), «Zur vergleichenden Physiologie des Blutes» (Lpz. 1833), «Beiträge zur vergleichenden Physiologie», auch u. d. T. «Nachträge zur vergleichenden Physiologie des Blutes» (ebd. 1838), seine Abhandlungen «Partium elementarium organorum, quae sunt in homine atque animalibus, mensiones micrometricae» (ebd. 1834) und «Prodromus historiae generationis hominis atque animalium» (ebd. 1836). Auch besorgte W. mit Will die deutsche Übersetzung von Prichards «Naturgeschichte des Menschengeschlechts» (4 Bde., Lpz. 1840‒48).

Von großer Bedeutung ist das von W. herausgegebene «Handwörterbuch der Physiologie» (4 Bde., Braunschw. 1842‒53). Die wissenschaftlichen Ergebnisse einer Reihe von Untersuchungen über Nervenphysiologie legte er in den «Neurologischen Untersuchungen» (Gött. 1854) nieder. Durch diese Arbeiten wurde ein lebhafter litterar. Kampf hervorgerufen, in dem W. die spiritualistische Richtung in der Naturforschung gegenüber der materialistischen Karl Vogts und Moleschotts vertrat. Von seinen kleinern hierher gehörigen Schriften sind zu nennen: «Menschenschöpfung und Seelensubstanz»