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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wasserassel – Wasserdicht

die tauchend und unter Wasser laufend im tollsten Strudel auf Kerbtiere Jagd machen. Unsere gemeine Wasseramsel (Cinclus aquaticus Bechst., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel Ⅱ, Fig. 8, beim Artikel Singvögel) ist 20 cm lang, klaftert 30 cm, rauchfarbig, mit weißer Kehle, Gurgel und Hals und braunem Bauch. Sie findet sich als Standvogel an allen fließenden Gebirgswässern Mitteleuropas vom 64.° nördl. Br. bis in die Alpen. Sie baut in Höhlungen am Wasser aus Heu, Moos und Blättern ein großes überwölbtes Nest, in das sie im April 4‒6 reinweiße Eier legt (s. Tafel: Eier mitteleuropäischer Singvögel, Fig. 26, Bd. 17). Früher hielt man den Vogel für einen argen Schädiger der Fischbrut; neuerdings wurde aber festgestellt, daß seine Nahrung fast ausschließlich aus fischraubenden Kerbtieren besteht und er somit vollste Schonung verdient.

Wasserassel, s. Asseln.

Wasserbad, eine Art des chem. Bades (s. Bad), bestehend in einem gewöhnlich eisernen oder kupfernen, topfartigen Behälter, worin Wasser zum Sieden erhitzt wird. Zur Vermeidung des unnötigen Entweichens von Wasserdämpfen ist der Behälter mit einem System konzentrisch und lose ineinander passender metallener Ringe bedeckt, in welche die Porzellan- oder Glasschale mit der abzudampfenden Flüssigkeit eingesetzt wird. (S. auch Bain-Marie.)

Wasserbad, permanentes, s. Krankenbett; über elektrisches W. s. Elektrotherapie.

Wasserbau, ein Teil des Ingenieurbauwesens (s. Ingenieurwissenschaften). Die wissenschaftlichen Grundlagen liefert die praktische Hydraulik. In bautechnischer Hinsicht umfaßt der W. die Anlage der Wasserleitungen, die Wasserversorgung der Städte, die Gewinnung, Reinigung und Aufspeicherung des Wassers, die Entwässerungsanlagen für Städte (Kanalisierung); die Stauwerke; die Anlagen für Trift, Flößerei und Binnenschiffahrt, die künstlichen Wasserstraßen; die Verbauung der Wildbäche und Regulierung der Flüsse, die Schutzmittel gegen Überschwemmungen und damit im Zusammenhang stehende Bauwerke (Deiche, Siele), das Meliorationswesen (Be- und Entwässerungen von Grundstücken, Drainage u. s. w.), die Bauten am Meere, Ufermauern, Dämme, Häfen, Schiffsbauanstalten und Schiffahrtszeichen u. s. w. Näheres findet sich in den Einzelartikeln: Flußbau, Seebau, Hafenbau, Deich, Wehr, Schiffahrtskanäle, Schleuse, Staudamm u. s. w. - Vgl. Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Bd. 3: Der W. (2. Aufl., 3 Abteil., Lpz. 1882‒84; 1. Abteil, und 2. Abteil., 1. Hälfte in 3. Aufl. 1892‒93); Hagen, Handbuch der Wasserbaukunst (3. Aufl., 10 Bde., Berl. 1863‒74); Minard, Cours de construction des ouvrages hydrauliques des ports de mer (Par. 1846); Waterbouwkunde (4 Bde., Haag 1878‒87); Nazzani, Trattato di idraulica pratica (2. Aufl., 3 Bde., Mail. 1883‒89); Strukel, Der W. (Tl. 1, Helsingfors und Lpz. 1897).

Wasserbett oder hydrostatisches Bett, ein von dem engl. Arzt Neill Arnott (s. d.) erfundenes Bett zur Verhütung des Aufliegens der Kranken. Es besteht aus einem wannenartigen, mit Wasser gefüllten Kasten und einem Kautschuktuch darüber, auf das eine Decke als Matratze und ein Kopfkissen gelegt wird. Auf dieser Matratze schwimmt der Kranke und spürt nicht den geringsten Druck.

Wasserblau, soviel wie Chinablau (s. d.). Rötliche Sorten des W. heißen Marineblau.

Wasserblei, populäre Bezeichnung für Molybdänglanz (s. d.).

Wasserblüte, eigentümliche Erscheinung, die an zahlreichen stehenden süßen und salzigen Gewässern zu gewissen Zeiten zu beobachten ist. Es erscheint an der Oberfläche des Wassers eine grüne oder rötlich gefärbte breiige Masse, die nicht selten auch in Form einer Haut sich auf dem Wasser ausbreitet und nach einiger Zeit gewöhnlich wieder verschwindet. Sie wird verursacht durch mehrere niedere Algen aus der Familie der Nostochaceen und Chroococcaeen, die im Sommer in großen Mengen in die obern Schichten jener Gewässer emporsteigen und hier die beschriebene Färbung hervorrufen. Die spangrüne W., wie sie besonders häufig in den Ostseehaffen vorkommt, rührt von Aphanizomenon flos aquae Ktz., einer Alge aus der Familie der Nostochaceen, oder von Clathrocystis aeruginosa Ktz., einer Chroococcacee, her; die rötliche Farbe wird gewöhnlich nicht durch eine Alge, sondern von einer Schizomycetenform, der Beggiatoa roseo-persicina Zopf. (s. Beggiatoa), hervorgerufen.

Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus Ogilby, s. Tafel: Antilopen Ⅲ, Fig. 3), eine 1,50 m lange, am Widerrist fast 1 m hohe Antilope des südl. Afrikas, wo sie sich namentlich in den schilfreichen, feuchten Niederungen aufhält. Die struppigen Haare bilden am Hals eine Mähne und sind schmutzig-graugelb, oben etwas dunkler, über den Hinterschenkeln ein weißer Kreis mit der Schwanzwurzel als Mittelpunkt; die 80 cm langen Hörner sind erst nach hinten, dann wieder nach vorn gebogen und haben 20‒25 Ringe. In der Gefangenschaft weit seltener als sein naher Verwandter aus dem Senegal, die Fetthaarantilope (Kobus nuctuosus Laur.), die meist auch den Namen W. führt.

Wasserbrand, Krankheit, s. Noma.

Wasserbruch, Hydrocele, die krankhafte Ansammlung von wässeriger Flüssigkeit in der Scheidenhaut des Hodens (s. d.).

Wasserburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat 654,12 qkm und (1895) 34948 (17337 männl., 17611 weibl.) E. in 62 Gemeinden mit 1439 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt W., links am Inn, auf einer Halbinsel, an der Linie Rosenheim-Landau a. Isar-Eisenstein der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Traunstein) und eines Bezirkskommandos, hat (1895) 3611 E., darunter 67 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, fünf kath. Kirchen, altes Schloß, Pensionate für Knaben und Mädchen, Kaserne für Halbinvaliden, Zuchthaus für weibliche Sträflinge; Hopfenbau, Schiffahrt und eine Mineralquelle St. Achatz. W. ist Geburtsort des Komponisten Aiblinger. Nahebei die 1884 errichtete Kreisirrenanstalt Gabersee mit landwirtschaftlichem Betrieb.

Wasserdicht heißen Bekleidungsgegenstände u. s. w., die kein Wasser aufsaugen und hindurchlassen, ja sogar keinerlei nachteilige Veränderung durch die länger fortgesetzte Einwirkung des Wassers erfahren. Es ist im allgemeinen nicht mit Schwierigkeiten verknüpft, Geweben die Eigenschaft der Wasserdichtigkeit zu erteilen. Ein mehrfacher Anstrich von Leinölfirnis z. B. erteilt diesen Stoffen die Wasserdichtheit im vollkommensten Grade, und das Wachstuch (s. d.) ist ein auf solche Weise wasserdicht gemachtes Zeug. Aber oft wünscht man, die Wasserdichtheit ohne Veränderung des äußern Ansehens und ohne