Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

527

Wasserdosten – Wassergas

Beeinträchtigung der Leichtigkeit und Geschmeidigkeit hervorzubringen, und dies ist eine bisher nicht genügend gelöste Aufgabe. Zwar besitzen Auflösungen gewisser Salze, namentlich der essigsauren Thonerde, die überraschende Eigenschaft, Leinwand, Baumwollgewebe, Tuch u. s. w., welche damit getränkt und wieder getrocknet werden, gegen das Wasserdurchlassen zu schützen; allein diese Wirkung verschwindet, wenn die naß gewordenen Stoffe gedrückt oder gequetscht werden, und in starkem anhaltendem Regen waschen sich die zur Zubereitung angewendeten Salze heraus, die Wasserdichtheit geht damit verloren. Leder wird wasserdicht gemacht durch Tränken mit Leinöl oder durch Lackieren. Wasserdichte Filzhüte haben statt des Leims, womit sonst die Hüte steif gemacht wurden, eine Steife von Schellack oder anderm Harz (die man, um sie aufzutragen, mit einer Lösung von Borax mischt). Am meisten Eingang haben die mittels Kautschuk wasserdicht gemachten Zeuge zu Überröcken und Mänteln gefunden. (S. Gummiwarenfabrikation.)

Wasserdosten, Pflanzenart, s. Eupatorium.

Wasserdrossel, soviel wie Wasseramsel.

Wasserdruckeisenbahn, s. Gleiteisenbahn.

Wasserdunstheizung, s. Heizung, Bd. 17.

Wassereinstandsgeld, s. Erbstollen.

Wasserelster, soviel wie Austernfischer.

Wasserfall, die Stelle, wo sich ein fließendes Wasser von einem Felsenabhang herabstürzt. Die Erscheinung findet statt bei Bächen im Gebirge, die auf stufenförmige Felsenabsätze treffen, und bei Flüssen und Strömen, wenn ihr Bett durch einen plötzlichen steilen Abfall unterbrochen wird. In diesem Falle, wo es der Fluß noch nicht zu einer stetigen oder Gleichgewichtskurve seines Gefälles gebracht hat, spricht man von einem unfertigen Flußlauf jugendlichen Alters, wie z. B. beim Rhein zwischen Bodensee und Basel. Durch schnellere Auswaschung des Gesteins am Fuß des W. wird die Felswand überhängend und stürzt nieder. Der Niagara, dessen obere Schichten harter Kalkstein sind, während die untern aus weichem Niagaraschiefer bestehen, ist durch diese Abbrüche 12 km zurückgewandert; überhaupt bewirkt die rückschreitende Erosion allmählich eine Beseitigung des W., sie gleicht die Gefällkurve des Flusses mehr und mehr aus. Typisch vollzieht sich dieser Vorgang so, daß allmählich der W. terrassenförmig modelliert wird (Kaskaden), wie dies am Geneseefall bei Rochester (Nordamerika) schön zu beobachten ist; wiederholt sich dies auch bei jeder einzelnen Terrasse, so bilden sich Katarakte; schließlich ist die Ausgleichung so weit fortgeschritten, daß an Stelle des W. die Stromschnellen (s. d.) getreten sind. – Vgl. Gibson, Great waterfalls, cataracts and geysirs (Lond. 1887); Picard, L’eau dans le paysage, Ⅱ. Cours et chutes d’eau (Genf 1890).

Über künstliche W. s. Kaskade und Wasserkünste.

Wasserfarben, in der Malerei alle Farben, die bloß mit einfachem oder mit Leim, Gummi, Honig, Ochsengalle u. s. w. versetztem Wasser verrieben werden. Hierher gehört sowohl die Aquarellmalerei (s. d.) mit durchsichtigen (lasierenden) Farben, wie die Gouachemalerei (s. d.) mit Deckfarben; beide Arten lassen sich auch vorteilhaft verbinden, indem man mit Deckfarbe untermalt und mit durchsichtiger lasiert. Die meisten der aus Teerbestandteilen erhaltenen Farbstoffe sind W., doch sind zu den haltbaren nur diejenigen Erd- und Mineralfarben und Farblacke zu zählen, welche sich auch als haltbar für die Ölmalerei erweisen. Den im Handel befindlichen W. sind, um deren Haltbarkeit zu sichern, Konservierungsmittel, z. B. Salicylsäure in Alkohol gelöst, zugesetzt.

Wasserfarne, s. Farne.

Wasserfaschine, s. Faschinen.

Wasserfeder, Pflanzengattung, s. Hottonia.

Wasserfenchel, s. Oenanthe.

Wasserfeuerwerk, zur Lustfeuerwerkerei (s. d.) gehörendes Feuerwerk, dessen einzelne Körper beim Abbrennen auf dem Wasser schwimmen. Sie erhalten einen wasserdichten Überzug und Schwimmscheiben. Besondere Arten sind die Wasserbrander, Irrlichter, Enten, Taucher, Wirbel u. a.

Wasserfilter, Vorrichtung zum Filtrieren (s. d.) unreinen Wassers. Näheres s. die Artikel Wasserreinigung und Wasserversorgung.

Wasserflöhe (Cladocera), Unterordnung der Blattfüßer (s. d.), enthält die kleinsten, fast ausschließlich das süße Wasser bewohnenden Formen, die sich oft in ungeheuern Mengen finden und für den Stoffwechsel in den süßen Gewässern von der größten Bedeutung sind. Die bekannteste Gattung ist Daphnia mit fünf Paar Kiemenfüßen; die Ruderfühler mit zwei fast gleichlangen Armen, von denen der eine drei-, der andere viergliedrig ist. Zu den häufigsten Arten gehören die 2‒4 mm lange Daphnia pulex Degeer und die 2‒2,5 mm lange Daphnia sima O. Fr. Müll.

Wasserfrosch, s. Teichfrosch.

Wasserfurchen, s. Furche.

Wassergalle, s. Galle.

Wassergang, auf hölzernen Schiffen der über den Decksbalken liegende Plankengang.

Wassergas, Hydrocarbongas, ein Gasgemisch, welches durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühenden Kohlenstoff unter Abschluß von Luft hergestellt wird und theoretisch aus 50 Volumprozenten Wasserstoff und 50 Volumprozenten Kohlenoxyd besteht. Der Wasserdampf zersetzt sich an dem glühenden Kohlenstoff und bildet freien Wasserstoff, während der Sauerstoff sich mit dem Kohlenstoff zu Kohlenoxyd verbindet. Die Entwicklung des von Felice Fontana 1730 erfundenen W. ist in hohem Maße in Amerika fortgeschritten, wo es zu Beleuchtungs- wie zu Heizzwecken und zwar fast ausschließlich in carburiertem Zustande (s. Carburieren) verwendet wird. Etwa die Hälfte alles in den Vereinigten Staaten erzeugten Gases ist W. Das Wassergasverfahren in Amerika verdankt sein rasches Wachstum namentlich dem Umstand, daß dort die zum Carburieren erforderlichen Petroleumöle äußerst billig sind. Auch in England giebt es schon viele Gasanstalten, welche carburiertes W. herstellen und dasselbe mit gewöhnlichem Leuchtgas gemischt zu den Konsumenten leiten. In Deutschland hat das carburierte W. zur Städteversorgung wegen des hohen Preises der Carburierungsstoffe keinen Eingang gefunden, ebenso wenig wie das uncarburierte, dessen Einführung seine hohe Giftigkeit und sein geringer Heizwert entgegensteht. Das carburierte W. läßt sich ohne weiteres, wie gewöhnliches Leuchtgas, zur Beleuchtung verwenden sowie zur Heizung und zum Betrieb von Motoren. Es giebt (in offenen Flammen verbrannt) eine etwa doppelt so hohe Leuchtkraft wie Steinkohlenleuchtgas. Das uncarburierte W. läßt sich zur Beleuchtung nur verwenden, wenn in der nichtleuchtenden Flamme, welche eine sehr hohe Temperatur besitzt (etwa 2800°),