Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weber

553

Weber (Ernst Heinr.) - Weber (Karl Jul.)

Gehwerkzeuge» (Gött. 1836) herausgab, und folgte 1835 einem Rufe als Prosektor und außerord. Professor nach Leipzig. Er starb daselbst 18. Mai 1871. Durch seine Abhandlung «Muskelbewegung» in Wagners «Handwörterbuch der Physiologie» eröffnete er in diesem Teile der Physiologie neue Bahnen.

Weber, Ernst Heinr., Physiolog und Anatom, geb. 24. Juni 1795 zu Wittenberg, Sohn des Theologen Michael W. (geb. 6. Dez. 1754 zu Gröben bei Weißenfels, gest. als Professor 1. Aug. 1833 zu Halle), studierte in Wittenberg und Leipzig Medizin. Seiner Habilitation als Privatdocent zu Leipzig folgte schon 1818 die Anstellung als außerord. Professor der vergleichenden Anatomie und 1821 als ord. Professor der menschlichen Anatomie, wozu er 1840 auch noch die Professur der Physiologie übernahm. Er starb 26. Jan. 1878 in Leipzig.

Außer seinen Schriften: «Anatomia comparata nervi sympathici» (Lpz. 1817), «De aure et auditu hominis et animalium» (ebd. 1820), der gemeinschaftlich mit seinem Bruder Wilhelm herausgegebenen «Wellenlehre» (ebd. 1825), den «Zusätzen zur Lehre vom Bau und von der Verrichtung der Geschlechtsorgane» (ebd. 1846), verdienen seine physiol. und anatom. Abhandlungen in Zeitschriften sowie seine akademischen Gelegenheitsschriften die größte Beachtung. Letztere erschienen u. d. T. «Annotationes anatomicae et physiologicae» (3 Tle., Lpz. 1834‒51) gesammelt. Auch besorgte er Ausgaben von Rosenmüllers «Lehrbuch der Anatomie» und Hildebrandts «Handbuch der Anatomie». Von seinen Untersuchungen sind besonders zu erwähnen die über das Gehörorgan, die Auffindung eines Rudiments des Uterus bei dem männlichen Geschlecht der Menschen und Säugetiere, die Untersuchungen über den Drucksinn, Temperatursinn und Ortssinn in der Haut des Menschen sowie die Bestimmung der Feinheit dieser Sinne durch Messungen (s. Psychophysik) und die Forschungen über die Wellenbewegung und Strombewegung des im Kreislaufe bewegten Blutes. – Vgl. Ludwig, Rede zum Gedächtnis an E. H. W. (Lpz. 1878).

Sein Sohn Theodor W., geb. 18. Aug. 1829 in Leipzig, studierte 1849‒54 Medizin in Göttingen und Leipzig, wurde 1859 außerord. Professor in Leipzig und 1862 ord. Professor der Pathologie und Therapie in Halle sowie Direktor der mediz. Klinik daselbst.

Weber, Friedr., Kupferstecher, geb. 10. Sept. 1813 zu Basel, verdankte seine Ausbildung teils Amsler in München, teils der modernen franz. Stecherschule, besonders aber dem gründlichen Studium der alten Meister. Dadurch gewann seine Vortragsweise die Vorzüge der plastischen Wirkung, des stofflichen Reizes und der Wahrheit. Längere Zeit lebte W. in Paris, begab sich dann aber nach Basel, wo er 17. Febr. 1882 starb. Zu seinen besten Arbeiten nach klassischen Originalen gehören: Himmlische und irdische Liebe nach Tizian, Lais Corinthiaca nach Holbein, Vierge au ligne und die Bella Visconti nach Raffael. Nach modernen Gemälden entstanden die Italienischen Mädchen nach N. de Keyser, Kaiserin Eugenie nach Winterhalter u. s. w.

Weber, Friedr., Botaniker, s. Web.

Weber, Friedr. Wilh., Dichter, geb. 25. Dez. 1813 zu Alhausen bei Driburg in Westfalen, studierte in Greifswald und Breslau Medizin und alte Sprachen, machte dann längere Reisen in Frankreich, Deutschland und Italien, ward praktischer Arzt in seiner Heimat Driburg, 1856 Brunnenarzt in Lippspringe bei Paderborn. Nachdem er diese Stelle aus Gesundheitsrücksichten aufgegeben hatte, zog er 1867 nach Thienhausen bei Steinheim, wo er das Schloß des Freiherrn Guido von Haxthausen bewohnte, 1887 nach Nieheim im Kreis Höxter, wo er 5. April 1894 starb. 1861‒93 war W. preuß. Landtagsabgeordneter und gehörte als solcher der Centrumsfraktion an. W. veröffentlichte einige Übersetzungen von Tennysonschen Gedichten, ferner eigene «Gedichte» (Paderb. 1881; 19. Aufl. 1896), «Marienblumen» (Köln 1885), «Goliath» (Paderb. 1892 u. ö.) u. a. Nachgelassene Gedichte erschienen von ihm u. d. T. «Herbstblätter» (8. Aufl., ebd. 1896). Allgemein bekannt wurde er durch sein formvollendetes Epos «Dreizehnlinden» (Paderb. 1878; 70. Aufl. 1896; illustrierte Prachtausgabe von Rickelt, ebd. 1896); es spielt in Westfalen und ist eine poet. Verherrlichung der Einführung des Christentums bei den alten Sachsen. – Vgl. H. Keiler, Friedr. Wilh. W., der Dichter von Dreizehnlinden. Eine Studie (4. Aufl., Paderb. 1894); Hoeber, Friedr. Wilh. W. Sein Leben und seine Dichtungen (ebd. 1894).

Weber, Georg, Geschichtschreiber, geb. 10. Febr. 1808 zu Bergzabern, studierte zu Erlangen erst Theologie, dann vorzugsweise Geschichte und alte Litteratur. Die J. 1833‒35 verlebte W. als Hauslehrer in der Schweiz, Italien und Paris, wurde 1836 Vorsteher einer Lateinschule in seiner Vaterstadt, 1839 Lehrer an der höhern Bürgerschule in Heidelberg und 1848 Direktor dieser Anstalt. 1872 legte W. sein Schulamt nieder und starb 10. Aug. 1888. Er veröffentlichte: «Der Calvinismus im Verhältnis zum Staat» (Heidelb. 1836), «Geschichte der Kirchenreformation in Großbritannien» (2 Bde., Lpz. 1845‒53) und die weit verbreiteten Werke «Lehrbuch der Weltgeschichte» (20. Aufl., 2 Bde., ebd. 1888), «Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung» (20. Aufl., ebd. 1889) und «Geschichte der deutschen Litteratur» (11. Aufl., ebd. 1880). Sein Hauptwerk aber ist die «Allgemeine Weltgeschichte für die gebildeten Stände» (15 Bde., Lpz. 1857‒80; 2. Aufl. 1882‒90), in der er in gediegener Sprache und kunstvoller Anordnung das Leben der Völker alter und neuer Zeit nicht bloß in den polit. Phasen, sondern auch in den religiösen, intellektuellen und industriellen Bildungsprozessen behandelt. Er schrieb ferner noch: «Das vaterländische Element in der deutschen Schule» (Lpz. 1856; 2. Aufl. 1865), «Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens» (Berl. 1862) und mit H. Holtzmann: «Geschichte des Volkes Israel und der Entstehung des Christentums» (2 Bde., Lpz. 1867) sowie die Festschriften «Friedr. Christoph Schlosser» (ebd. 1876) und «Heidelberger Erinnerungen» (Stuttg. 1886). Eine Sammlung kleiner histor. Schriften u. d. T. «Geschichtsbilder aus verschiedenen Ländern und Zeitaltern» erschien Leipzig 1886. – Vgl. W.s Schriften «Mein Leben und Bildungsgang» (Lpz. 1883) und «Jugendeindrücke und Erlebnisse» (ebd. 1887).

Weber, Karl Jul., Schriftsteller, geb. 16. April 1767 zu Langenburg, studierte 1785‒88 zu Erlangen die Rechte, bereitete sich 1789 in Göttingen für das akademische Lehramt vor, wurde 1792 Privatsekretär des regierenden Grafen von Erbach-Schönburg, 1799 erster Rat der Regierungskanzlei in dem Marktflecken König im Odenwalde, trat 1802 als Hof- und Regierungsrat in isenburgische Dienste, um den jungen Erbgrafen auf dessen Reisen zu be-^[folgende Seite]