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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Weiße Ameisen - Weißenburg (im Elsaß)

Weiße Ameisen, s. Termiten.

Weiße Arkebusade, s. Arkebusade.

Weiße Berge oder Kleine Karpaten, s.Karpaten. W. B. heißen auch Berge auf Kreta (s. d.).

Weiße Bö oder White Squall der Seeleute, eine Bö, die ohne Wolkenbildung auftritt. Solche sind besonders die Pamperos (s. d.).

Weiße Elster, Fluß, s. Elster.

Weiße Frau, ein Gespenst, das in mehrern Schlössern deutscher Fürsten und Herren, zu Neuhaus in Böhmen, in Berlin, Ansbach, Bayreuth, Cleve, Darmstadt, Altenburg u. s. w. erscheinen soll, wenn wichtige Begebenheiten, namentlich aber Todesfälle von Familiengliedern, bevorstehen. Sie gilt als Ahnmutter des Geschlechts und zeigt sich stets in schneeweißem Gewande. Am frühesten, schon im 16. Jahrh., ist unter dem Namen Bertha von Rosenberg die Ahnfrau und W. F. der Herren von Neuhaus und Rosenberg in Böhmen berühmt geworden. Im Berliner Schlosse will man die W. F. schon 1628 und noch 1840 und 1850 gesehen haben. Man führt historisch diese W. F. in den Schlössern des preuß. Fürstenhauses bald auf die schuldbeladene Gräfin Agnes (s. d.) von Orlamünde, bald auf jene Bertha von Rosenberg, bald sogar auf die russ. Prinzessin Kunigunde, die erst mit Ottokar Ⅱ. von Böhmen, dann mit einem Rosenberg vermählt war, zurück. – Vgl. Julius von Minutoli, Die W. F. (Berl. 1850); Kraußold, Die W. F. und der Orlamünder Kindermord. Eine Revision der einschlagenden Dokumente (Erlangen 1869). (S. auch Berchta.)

Weiße Gelenkgeschwulst, s. Gliedschwamm.

Weiße Gera, Fluß, s. Gera.

Weißeiche, s. Eiche.

Weiße Kanoniker, s. Prämonstratenser.

Weiße Linie, s. Linea und Huf.

Weiße Murg, Fluß, s. Murg.

Weiße Nächte, s. Dämmerung.

Weißenberg, Stadt in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, nahe der preuß. Grenze, am Löbauflusse und an der Nebenlinie Löbau-W. (15,5 km) der Sächs. Staatsbahnen, hat (1895) 1198 E. (50 Wenden), darunter 32 Katholiken, Post, Telegraph, Kirche, Rathaus; bedeutende Gerberei, Dampfmühle, Genossenschaftsmolkerei mit Lehrmeierei, Kram- und Viehmärkte. In der Nähe der Stromberg.

Weißenburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 482,49 qkm und (1895) 27746 (13215 männl., 14531 weibl.) E. in 66 Gemeinden mit 183 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) W.,auch W. am Sand genannt, ehemals Freie Reichsstadt W. am Nordgau, unmittelbare Stadt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, an der Schwäbischen Rezat, in 427 m Höhe, am westl. Fuß des Frankenjuras in fruchtbarer Gegend, an der Linie München-Hof der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Eichstätt), Rent- und Aichamtes, hat (1895) 6315 E., darunter1058 Katholiken, Postexpedition, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgremium, alte Mauern, drei evang.Kirchen, darunter die Pfarrkirche zu St. Andreas (1465), eine kath. Kirche (1869), Rathaus (1476), ehemaliges Karmeliterkloster, 1526 säkularisiert, Augustiner-Nonnenkloster (1242), jetzt Bezirksamt, Realschule, Progymnasium, Mädcheninstitut, Krankenhaus, Armenhaus, eine Mineralquelle (Wildbad), zwei Wasserleitungen, Kanalisation, Gasanstalt; Fabrikation von Gold- und Silberdraht, Borten und Tressen, Kämmen, Tuch, Emailblech- und Wachswaren, Fenstern, Feilen, Messern, Scheren, Leder, Bürsten, Seife und Lichtern, Färbereien, zahlreiche Mühlen, Brauereien, Märkte und bedeutenden Schweinehandel. Die Stadt kam 1802 an Bayern, 1. Jan. 1804 durch Tausch an das damals preuß. Fürstentum Ansbach und 1806 mit diesem wieder an Bayern. – Vgl. Voltz, Chronik der Stadt W. (Weißenb. 1835).

^[Abb. Wappen von Weißenburg in Mittelfranken]

Weißenburg. 1) Kreis im Bezirk Unterelsaß, hat 602,76 qkm, (1895) 56502 G. in 83 Gemeinden und zerfällt in die Kantone Lauterburg, Selz, Sulz unterm Wald, W. und Wörth. – 2) Kreisstadt im Kreis W. und Hauptstadt des Kantons W. (17410 E.), an der Lauter, an den Linien Basel-Straßburg-W. (208,2 km) der Elsaß-Lothr. und W.-Neustadt-Worms (98 km) der Pfälz. Eisenbahnen, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Straßburg) und eines Steueramtes, kath. Dekanats und Konsistoriums der Kirche Augsburgischen Bekenntnisses, hat (1895) 6260 E., darunter etwa 2350 Katholiken und 200 Israeliten, in Garnison das Infanterieregiment Markgraf Karl (7. Brandenb.) Nr. 60, Postamt erster Klasse, Telegraph, Denkmal des 5. preuß. Jägerbataillons (1897), got. Münster St. Peter und Paul (ehemalige Abteikirche, 13. Jahrh.), evang. St. Johanneskirche, Synagoge, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Bürgerspital in der ehemaligen Dominikanerkirche; Strumpfwaren-, Papier-, Leder- und Streichholzfabrikation, Färberei, Brauerei, Acker-, Hopfen- und Weinbau. – W. verdankt seine Entstehung der im 7. Jahrh. gegründeten Benediktinerabtei, in welcher Otfried (s. d.) um 868 das «Evangelienbuch» dichtete. Die Äbte waren in der Folge Reichsstand; 1524 wurde die Abtei in ein Kollegiatstift umgewandelt, und von 1546 an war der jeweilige Bischof von Speyer gefürsteter Propst. Die Stadt erlangte ihre Unabhängigkeit von der Abtei und trat 1247 dem Rheinischen Städtebund, 1354 dem Bund der 10 elsäss. Reichsstädte bei. W. kam im Ryswijker Frieden 1697 an Frankreich, 1871 an Deutschland. Bei W. am Fuß des Scherhols (507 m) beginnen die «Weißenburger Linien» (s. d.).

Bei W. fand 4. Aug. 1870 das erste größere Treffen im Deutsch-Französischen Kriege statt (s. den Schlachtplan auf S. 610). Die 2. Division (Douay) des 1. franz. Korps (Marschall Mac-Mahon) stand in starker Stellung auf dem südwestlich von W. gelegenen Geisberge und wurde hier vom 2. bayr. (Bothmer) und 5. preuß. Armeekorps (von Kirchbach) unter Führung des Kronprinzen von Preußen angegriffen und geschlagen; General Abel Douay fiel; das Schloß Geisberg wurde vom Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 erstürmt. Die mit Wällen umkleidete Stadt W. war nur schwach besetzt und wurde gegen Mittag vom 5. bayr. Jägerbataillon und dem 58. preuß. Infanterieregiment genommen.

Vgl. Zeuß, Traditiones possessionesque Wizenburgenses (Speyer 1842); Rheinwald, L’abbaye et la ville de Wissembourg (Weißenb. 1863); Lobstein, Abtei und Stadt W. (2. Aufl., Straßb. 1886); Scheib, W. im Elsaß (Weißenb. 1895).

^[Abb. Wappen von Weißenburg Elsaß]