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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weltpriester; Weltrecht; Weltrechtspflege; Weltreich; Weltreise; Weltschmerz; Weltsprache

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Weltpriester - Weltsprache

schlössen und die Einrichtung eines internationalen Postauftragsdienstes bis 1000 Frs. einzuziehenden Betrages angenommen. Aus dem Wiener Kongreß 10. Mai 1891 traten die brit. Kolonien Australiens sowie die Fidschi-Inseln und Britisch-Neuguinea dem W. bei, und 1895 wurde der W. durch den Beitritt der brit. Schutzgebiete von Ostafrika und Sansibar erweitert, ferner sind der Kapkolonie in postalischer Beziehung einzelne Gebiete Südafrikas (Basutoland, Ost- und Westgriqualand, Klein-Ramaland, Pondoland, Tembuland, Transkei, Britisch-Betschuanaland und Walfischbai) angegliedert worden. Auch St. Helena und Ascension traten dem W. bei. An Stelle der bisher bestandenen Verträge hat der Wiener Kongreß selbständige, neue Abkommen (Weltpostvertrag, Convention postale universelle) unterm 4. Juli 1891 getroffen und zur Weiterentwicklung des Vereins das Übereinkommen, betreffend den Austausch von Briefen und Kästchen mit Wertangabe und die Vermittelung der Post beim Bezüge von Zeitungen und Zeitschriften angenommen. 1895 belief sich der Weltpostverkehr auf 18 Milliarden Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere), 380 MM. Postanweisungen mit 15) Milliarden Geldbeträgen, 100 Mill. mit 50 Milliarden Wertbetrag auf Geldbriefen, 330 Mill. Pakete. Der letzte internationale Postkongreß hat 5. Mai bis 15. Juni 1897 in Washington stattgefunden und folgende Ergebnisse gehabt: Die Bedingungen für die gegenseitig zu verrechnenden Transitgebühren wurden wesentlich erleichtert, so daß während der nächsten sechs Jahre der Tarif stetig herabgesetzt wird. Der Plan gleichmäßiger Farben für wertentsprechende Postmarken wurde angenommen. Unfrankierte Postkarten bezahlen nur die doppelte Taxe (4 Cents statt 10 Cents) wie unfrankierte Briefe. Mit der Schreibmaschine hergestellte Cirkulare, die in 20 oder mehr Exemplaren gleichen Inhalts aufgegeben werden, zahlen für internationale Beförderungen dieselben Raten wie gedruckte Cirkulare. Warenmuster ohne Wert werden als solche bis zum Gewicht von 350 g angenommen. Naturwissenschaftliche Gegenstände (ausgestopfte Tiere, getrocknete Pflanzen und geolog. Produkte) werden als Muster angenommen. Die Frage der Einführung einer Weltpostmarke wurde abgelehnt. Die Specialanordnungen für Beförderung von Paketen unter Wertangabe, Geldanweisungen für Legitimationsbücher und für Bestellung von Zeitungen und Zeitschriften wurden einer gründlichen Durchsicht unterzogen. Dieses Abkommen gilt jedoch nicht für die Vereinigten Staaten, sondern hauptsächlich für die Länder des europ. Kontinents. Korea wurde in den W. aufgenommen, 1. Juli 1897 schloß sich auch das brit. Protektorat Serawak auf Borneo dem W. an, und auch der Oranje-Freistaat trat 1. Jan. 1898 dem W. bei, während China erklärte, daß es die Regulationen des W. durchführen werde, sobald die Reorganisation seines Postdienstes weit genug fortgeschritten sein werde. Der Gesamtflächeninhalt des W. umfaßt hiernach 113634507 qkm mit etwa 1396000000 E. Die neue Konvention tritt mit dem 1. Jan. 1899 in Kraft. Der nächste Kongreß soll 1904 in Rom stattfinden. (S. die Übersichtskarte des Weltverkehrs.) - Vgl. Weithase, Geschichte des W. 2. Aufl., Straßb. 1895).

Weltpriester, s. Weltgeistliche.

Weltrecht, s. Recht.

Weltrechtspflege, s. Ausland.

Weltreich, s. Universalmonarchie.

Weltreise, s. Reisen.

Weltschmerz, in der Philosophie des Pessimismus (s. Optimismus) das Gefühl des eigenen Elends, sofern es als Ausfluß eines allgemeinen Weltelends angesehen wird.

Weltsprache, Universalsprache, eine zum einheitlichen Gebrauch für alle Nationen künstlich gebildete Sprache, die nicht die Völkersprachen ersetzen, sondern einer leichtern internationalen Verständigung dienen soll, ähnlich wie früher das Latein und jetzt das Englische. Die mancherlei seit Descartes und Leibniz angestellten Versuche, eine W. zu erfinden und zur Annahme zu bringen, sind gescheitert, in neuerer Zeit hat die vom Pfarrer Johann Martin Schleyer in Lizzelstetten bei Konstanz konstruierte W. am meisten Aufsehen erregt und eine gewisse Verbreitung erlangt. Für diese, Volapük genannte, künstliche Sprache legte Schleyer im ganzen das Englische, und zwar wie es gesprochen, nicht wie es geschrieben wird, zu Grunde, wählte aber auch aus andern europ. Sprachen seine Wortstämme. Womöglich ist jeder Wortstamm des Volapük einsilbig. Es giebt im Volapük nur eine einzige Deklination wie Konjugation und vor allem keine Ausnahmen von der Regel. "Lieben" heißt bei Schleyer löf (engl. love), "die Welt" vol (engl. world), "Sprache" pük (engl. speak), "Blatt" bled (engl. blade). Der Genitiv hat das Suffix -a, der Dativ das Suffix -e, der Accusativ das Suffix -i. Der Plural wird durch das Suffix -s ausgedrückt. Daher heißt vol-a-pük-a-bled "Welt-Sprach-Blatt"; "dem Vater" fat-e, "den Vater" fat-i, "die Väter" fat-s, "der Väter" fat-a-s "den Vätern" fat-e-s u. s. w. Das Adjektivum wird mittels des Suffixes-ik abgeleitet. Man sagt nat-ik "natürlich", fat-ik "väterlich". Das Pronomen lautet: ob- "ich", ob-s "wir"; ol- "du", ol-s "ihr"; om- "er", om-s "sie". Die Flexion des Verbums geht einfach durch die Anhängung des Pronomens vor sich, daher löf-ob "ich liebe", löf-ol "du liebst", löf-om "er liebt". Durch Vorsatz eines a entsteht das Imperfektum, durch Vorsatz eines o das Futurum, daher a-löf-ob, o-lof-ob. Ein dem Verbum vorgesetztes p bringt das Passivum, z. B. p-o-löf-ob "ich werde geliebt werden". In neuester Zeit ging die Volapükbewegung, nachdem sie eine Zeit lang rüstig vorwärts geschritten, zurück. Noch immer aber sorgt eine internationale Volapük-Akademie (deren Sitz, früher in Paris, sich jetzt in Petersburg befindet, und zwar unter Leitung von W. Rosenberger) für Verbesserung sowie Vervollständigung des Volapükwörterbuches. Lehrbücher des Volapük sind: Schleyer, "Volapük. Die W." (Sigmaringen 1881): ders., "Volapük. Grammatik der Universalsprache" 4.Aufl., Überlingen 1884); ders., "Mittlere Grammatik der W. Volapük" (9. Aufl., Konstanz 1888); ders., "Schülergrammatik der W. Volapük" (2. Aufl., ebd. 1887); ders., "Wörterbuch der Universalsprache Volapük" (4. Aufl., ebd. 1888); Pflaumer, "Wörterbuch des Volapük" (Halle 1888); Kirchhoff, "Volapük nebst Schlüssel" (5. Aufl., ebd. 1888) u. a. - Vgl. Schuchardt, Aus Anlaß des Volapük (Berl. 1888); ders., Weltsprache und Weltsprachen (Straßb. 1894). Nach Schleyers Bestrebungen sind andere Versuche gemacht worden, eine W. auf Grundlage der roman. Sprachen oder des Latein herzustellen, so unter