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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Westminsterkonvention – Westphal

und bis 1868 im Zusammenhang mit der Abtei von Westminster stand. Die Schule zeichnet sich durch die jährlichen Aufführungen lat. Lustspiele (Westminster Play) aus.

Westminsterkonvention, s. Siebenjähriger Krieg.

Westminster Review (spr. riwwjúh), engl. Monatsschrift, erscheint zu London im Verlag von Henry & Co. und vertritt liberale Anschauungen in Politik, Volkswirtschaft und Religion; bemerkenswert sind namentlich ihre kritischen Besprechungen der zeitgenössischen Litteratur. Die W. R. wurde 1824 von Jeremy Bentham (s. d.) begründet und von James und John Stuart Mill (s. d.) und Sir John Bowring (s. d.) geleitet. 1835 nahm sie die von John Stuart Mill gegründete «London Review» und 1862 die «Foreign Quarterly Review» in sich auf.

Westmoreland (spr. wéstmorländ), engl. Grafenwürde, die zuerst 1397 Ralph Neville, der Schwiegersohn Johns von Gaunt (s. Plantagenet), von Richard Ⅱ. erhielt. Er gehörte zu den ersten, welche die Partei von Gaunts Sohn Heinrich Ⅳ. Lancaster ergriffen, stand auch in späterer Zeit auf Heinrichs Seite und bekämpfte die rebellischen Percies. Hochbetagt starb er 1425. Charles Neville, sechster Graf von W., wurde wegen Teilnahme an dem Aufstand des Grafen von Northumberland 1570 geächtet und floh nach Schottland und den Niederlanden, wo er im Elend starb.

Die Ansprüche des Hauses gingen über auf die vom vierten Sohne des ersten Grafen von W. abstammende Linie der Nevilles, die zur Peerie Abergavenny erhoben war, und nach deren Aussterben auf den in weiblicher Linie von ihnen stammenden Francis Fane, der als Erbe seiner Mutter 1624 zum Baron Burghersh und Grafen von W. erhoben wurde. – John Fane, zehnter Graf von W., geb. 1759, war unter Pitt Lordlieutenant von Irland, später viele Jahre hindurch, bis 1827, Geheimsiegelbewahrer. Er starb 1811. – Sein einziger Sohn John Fane, elfter Graf von W., geb. 3. Febr. 1781, bis 1811 Lord Burghersh, trat in die Armee, diente in Hannover, Sicilien, Ägypten und unter Wellington in Portugal und Spanien; während der deutschen Befreiungskriege war er beim Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg. 1811‒30 lebte er als Gesandter in Florenz vor allem seiner Liebe zur Musik; er schrieb außer zahlreichen Sinfonien, Kantaten und Messen sieben Opern. W. war auch als Militärschriftsteller thätig und verfaßte «Memoirs of the early campaigns of the Duke of Wellington in Portugal and Spain» (1820) und «Memoirs of the operations of the allied armies under Prince Schwarzenberg and Marshall Blücher» (1822). 1830 kehrte er nach England zurück, war 1841‒51 Gesandter in Berlin, wo er in der schlesw.-holstein. Angelegenheit als Vermittler auftrat, 1851‒55 Gesandter in Wien, darauf zog er sich zurück und starb 16. Okt. 1859. Seiner Gemahlin, der Lady Burghersh, «Briefe aus dem Hauptquartier der verbündeten Armeen 1813‒14» (Berl. 1894) gab seine Tochter, Lady Rose Weigall, heraus. Jetziger Träger des Titels ist sein Enkel Anthony Mildmay Julian Fane, dreizehnter Graf von W., geb. 1859.

Westmoreland (spr. wéstmorländ), Grafschaft im nordwestlichsten Teil Englands (s. Karte: England und Wales), von Cumberland, Lancashire, York und Durham umgrenzt, bedeckt 2027 qkm, wovon kaum 700 zur Feldwirtschaft tauglich sind, und zählt (1891) 66098 E., d. i. nur 33 auf 1 qkm. Das tiefe Thal des Eden, welches aus Buntsandstein besteht, trennt die Cumbrischen Berge im W., welche im Helvellyn 932 m erreichen, von der Penninischen Kette im O. Es ist ein rauhes, kaltes Land voll langer Reihen kahler Felsenberge (Fells oder Moors) und langgestreckter Engthäler und Seen (tarns). Berühmt sind die Seen, vor allem die Windermere (s. d.), die Weidenflächen der schmalen Thäler und die prachtvollen Wälder. Der einzige schiffbare Fluß ist der Kent. Weizen gedeiht nirgends. Desto ausgedehnter wird die Viehzucht betrieben. Die Berggegenden nähren Schafherden, die Sumpfgegenden Schweine, die den trefflichen Westmorelandschinken liefern, der mittlere Teil viel Rindvieh schott. Rasse. Von Wichtigkeit sind die Steinbrüche. Die Industrie beschränkt sich auf das Spinnen der Wolle, Stricken von Strümpfen und Weberei von grobem Wollzeug. Die Grafschaft schickt zwei Abgeordnete in das Unterhaus. Hauptstadt ist Appleby; wichtiger ist Kendal (s. d.).

Westniedersächsisch (Westfälisch), s. Deutsche Mundarten nebst Karte.

Weston-super-Mare (spr. west’n ßjuhp’r mähri), Stadt und sehr beliebter Seebadeort in der engl. Grafschaft Somerset, nördlich von der Mündung der Axe in den Bristolkanal, hat (1891) 15873 E., Museum, eisernen Pier; Sprotten- und Heringsfischerei. Der Worle-Hill und Uphill-Old-Church auf einem Felsenvorsprung am Meer sind schöne Aussichtspunkte der Umgegend.

Westostfälisch, s. Deutsche Mundarten nebst Karte.

Westphal, Joachim, luth. Theolog, geb. 1510 in Hamburg, studierte in Wittenberg und wurde 1541 Prediger an der St. Katharinenkirche in Hamburg, 1562 provisorischer und 1571 wirklicher Superintendent daselbst. Er starb 16. Jan. 1574. Ein Hauptvertreter der streng luth. Streittheologie, schrieb W. gegen die mildere Richtung z. B. «Lutheria sententia de adiaphoris» (Magdeb. 1550). Am heftigsten aber bekämpfte er die von Calvin ausgehende und von Melanchthon im ganzen geteilte Abendmahlslehre. Seine Streitschriften «Farrago confusanearum et inter se dissidentium opinionum de coena domini» (Magdeb. 1552), «Recta fides de coena domini» (ebd. 1553) riefen ebenso scharfe Antworten Calvins hervor, denen wieder neue Polemik von beiden Seiten folgte. W. warnte sogar vor der Duldung der Reformierten und sammelte 25 Gutachten verschiedener luth. Städte zu einer «Confessio fidei de eucharistiae sacramento» (Magdeb. 1557), eine Art Bekenntnisschrift der luth. Kirchen Norddeutschlands in Sachen des Abendmahls. – Vgl. Mönckeberg, W. und Calvin (Hamb. 1865).

Westphal, Rud. Georg Herm., Philolog und Metriker, geb. 3. Juli 1826 zu Obernkirchen, studierte in Marburg, ging 1850 nach Tübingen, wo er sich 1852 habilitierte, wurde 1857 außerord. Professor zu Breslau, gab aber diese Stellung 1860 auf und privatisierte erst in Breslau, dann in Jena und siedelte 1873 nach Rußland über, wo er 1875‒79 Professor am Katkowschen Lyceum zu Moskau war. Später kehrte er nach Bückeburg zurück und starb 11. Aug. 1892 in Stadthagen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Metrik der griech. Dramatiker und Lyriker» (mit Roßbach, 3 Bde., Lpz. 1854‒65; 3. Aufl. u. d. T. «Theorie der mesischen ^[richtig: musischen] Künste der Hellenen», mit Roßbach und Gu-^[folgende Seite]