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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Westphalen; Westpoint; Westpreußen

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Westphalen - Westpreußen

ditsch, ebd. 1665‒88), «System der antiken Rhythmik» (Bresl. 1865), «Geschichte der alten und mittelalterlichen Musik» (1. u. 3. Abteil., ebd. 1864‒66), «Catulls Gedichte, übersetzt und erläutert» (ebd. 1867; ’2. Aufl. 1870), «Philos.-histor. Grammatik der deutschen Sprache» (Jena 1869), «Prolegomena zu Äschylus’ Tragödien» (Lpz. 1869), «Theorie der neuhochdeutschen Metrik» (Jena 1870; 2. Aufl. 1877), «Methodische Grammatik der griech. Sprache»(2 Bde., ebd. 1870‒72), «Elemente des musikalischen Rhythmus mit Rücksicht auf unsere Opernmusik» (Bd. 1, ebd. 1872), «Vergleichende Grammatik der indogerman. Sprachen» (Bd. 1, ebd. 1873), «Die Verbalflexion der lat. Sprache» (ebd. 1873), «Allgemeine Theorie der musikalischen Rhythmik seit Joh. Sebast. Bach» (Lpz. 1880), «Die Musik des griech. Altertums» (ebd. 1883), «Übersetzung und Erläuterung von Aristoxenus von Tarent. Melik und Rhythmik des klassischen Hellenentums» (ebd. 1883; Bd. 2: Berichtigter Originaltext hg. von Saran, ebd. 1893), «Allgemeine Metrik der indogerman. und semit. Völker als Grundlage der vergleichenden Sprachwissenschaft» (Berl. 1893).

Westphalen, s. Westfalen.

Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm von, preuß. Staatsmann, geb. 25. April 1799 in Lübeck, studierte in Halle die Rechte, trat 1819 als Auskultator beim Stadtgericht Berlin in den preuß. Staatsdienst, wurde 1825 Regierungsassessor, 1826 Landrat des Kreises Bitburg, 1844 Vicepräsident der Regierung zu Stettin, 1849 Regierungspräsident in Liegnitz. Im Dez. 1850 zum Minister des Innern ernannt, verwaltete er sein Amt rücksichtslos reaktionär, zum Teil mit bedenklicher Umdeutung der Verfassung. Bei Beginn der neuen Ära erhielt er sofort (7. Okt. 1858) seine Entlassung. Er starb 2. Juli 1876. W. veröffentlichte aus dem Nachlaß seines Großvaters: «Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg. Nachgelassenes Manuskript von Ch. Ph. Edler von Westphalen» (2 Bde., Berl. 1859).

Westpoint (spr. -peunt), die einzige Militärakademie der Vereinigten Staaten von Amerika, im County Orange des Staates Neuyork, 80 km nördlich von Neuyork, am Westufer des Hudson in herrlicher Gegend. Jeder Offizier der regulären Armee muß aus ihr hervorgegangen sein, wenn auch die meisten Kadetten zu andern Berufsarten übergehen. Der Kursus ist vierjährig und unentgeltlich. Jeder Kongreßabgeordnete kann eine Stelle besetzen; der Präsident ernennt alle vier Jahre zehn Kadetten.

Westpreußen, preuß. Provinz, gebildet 1. April 1878 durch Gesetz vom 19. März 1877 aus dem westl. Teil der ehemaligen Provinz Preußen, grenzt im N. an die Ostsee, im O. an Ostpreußen, im S. an Posen und Polen, im W. an Pommern und Brandenburg und umfaßt 25521,32 qkm. (Hierzu die Karte: Ost- und Westpreußen.)

Oberflächengestaltung. W. bildet einen Teil des von W. nach O. streichenden südbaltischen Küstenplateaus und ist ein aus Hügel- und Flachland bestehender, see- und flußreicher Abschnitt des Norddeutschen Tieflandes, der neben einzelnen moorigen und sandigen Strichen auch große Strecken des fruchtbarsten Bodens enthält, letztern namentlich in den Niederungen der Weichsel. Der höchste Berg ist der Turmberg (331 m), der größte Fluß die Weichsel mit ihren Nebenarmen Nogat und Danziger Weichsel. Das Klima ist verhältnismäßig rauh.

Bevölkerung. Die Provinz hat (1895) 1494300 (735500 männl., 758860 weibl.) E., 144567 bewohnte Wohnhäuser, 282819 gewöhnliche Haushaltungen, 4622 männl., 9702 weibl. einzeln lebende Personen und 1112 Anstalten mit 40597 (34880 männl., 5717 weibl.) Insassen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 702030 Evangelische, 758168 Katholiken, 13861 andere Christen und 20238 Israeliten; der Staatsangehörigkeit nach 1491374 Reichsangehörige und 2985 Reichsausländer. Der Muttersprache nach waren die meisten Bewohner Deutsche, außer etwa 485000 Polen, Masuren, Kassuben.

Erwerbszweige. Von der Gesamtfläche waren 1893: 1404644 ha Acker-, Gartenland und Weinberge, 163934 Wiesen, 179323 Weiden und Hutungen, 543280 Forsten und Holzungen, 260593 Haus- und Hofräume, Öd- und Unland, Wege und Gewässer, von den Waldungen 87,1 Proz. Nadelholz.

Im J. 1895 waren unter den 613508 Erwerbsthätigen der Provinz 51,64 Proz. in der Bodennutzung und Tierzucht, 19,86 Proz. in Industrie und Gewerbe, 7,72 Proz. in Handel und Verkehr beschäftigt. Die Landwirtschaft beruht fast zur Hälfte auf dem Großbetrieb. Hauptsächlich angebaut werden Roggen (1896: 371116 ha), Kartoffeln (171376), Hafer (150545), Weizen (73056) und Gerste (65057), ferner Hülsenfrüchte, Raps, Flachs und Tabak (534 ha). Der Ernteertrag belief sich 1896 auf 347577 t Roggen, 129589 Weizen, 80974 Gerste, 1609313 Kartoffeln, 137606 Hafer und 1357 t getrocknete Tabakblätter. Der Viehbestand betrug 1. Dez. 1892: 221274 Pferde, 553600 Stück Rindvieh, 952025 Schafe, 424908 Schweine, 78808 Ziegen und 101127 Bienenstöcke. Handel und Verkehr werden unterstützt durch Wasserwege (10 schiffbare und 9 flößbare Flüsse, 3 Kanäle), die Häfen Danzig, Neufahrwasser und Elbing sowie (1895/96) 1457,4 km Eisenbahnen, darunter 708,6 staatliche und 6,3 km private Nebenbahnen.

Unterrichtswesen. An Bildungsanstalten besitzt die Provinz 13 Gymnasien, 7 Realgymnasien, 5 Progymnasien, 1 Realprogymnasium, 2 Realschulen, 6 Seminare für Lehrer, 8 Seminare und andere Bildungsanstalten für Lehrerinnen, 4 staatliche Präparandenanstalten, je eine Handelsakademie, Handels- und Gewerbeschule für Mädchen zu Danzig, Landwirtschaftsschule, Ackerbauschule, 3 landwirtschaftliche Winterschulen, Hebammenlehranstalt, Navigationsschule, Baugewerkschule, Kunstschule, Unteroffizierschule, 2 Provinzial- und 2 städtische Taubstummenanstalten und eine Blindenanstalt.

Verfassung und Verwaltung. Die Provinz zerfällt in zwei Regierungsbezirke:

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Regierungsbezirke qkm Städte Landgemeinden Gutsbezirke Wohnstätten Haushaltungen Einwohner Einwohner auf 1 qkm

Danzig 7953,79 12 768 406 55305 126920 618090 77

Marienwerder 17567,53 43 1225 932 91163 171335 876270 50

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Sitz des Oberpräsidenten und der Provinzialverwaltung ist Danzig. Die kirchlichen Angelegenheiten der evang. Kirche verwaltet das 1886 begründete Konsistorium zu Danzig; diejenigen der katholischen das Bistum zu Culm. In den Reichstag sendet die Provinz 13, in das Abgeordnetenhaus 22 Abgeordnete; im Herrenhause ist sie durch 13 Mitglieder vertreten, darunter 12 auf Präsentation berufene. Die Provinz bildet den Oberlandesgerichtsbezirk