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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Winterstetten – Wintzingerode

Winterstetten, Ulrich von, s. Ulrich von Winterstetten.

Winterswijk (spr. -weik), Marktflecken in der niederländ. Provinz Geldern, nahe an der deutschen Grenze, an den Bahnlinien Zutphen-W., W.-Zevenaar, W.-Dorsten und W.-Wesel, zählt 9083 E.

Winter-Taubenapfel, s. Apfel und Tafel: Kernobst, Fig. 3.

Winterteiche, s. Teichwirtschaft.

Winterthur. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Zürich, hat (1888) 45349 E., darunter 4612 Katholiken und 68 Israeliten, in 27 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Bezirks W., in der Thalebene der Eulach, in 447 m Höhe, von Wein- und Waldhügeln umgeben, an den Linien Stein(Säckingen)-W. (75 km), Singen-W. (45 km), Rorschach-Romanshorn-Zürich, Schaffhausen-W. (30 km) der Schweiz. Nordostbahn, Rorschach-St. Gallen-W. (74 km) der Verein. Schweizerbahnen und W.-Bauma-Wald (40 km, Tößthalbahn), hat (1888) 15805 E. (153 Franzosen, 136 Italiener), darunter 2667 Katholiken und 53 Israeliten. Die Stadt ist regelmäßig angelegt mit breiten, geraden Straßen und großen Plätzen und Promenaden und zahlt viele bemerkenswerte Gebäude, darunter die spätgotische reform. Laurenzenkirche, die neue kath. St. Paulikirche, das Stadthaus, nach den Plänen Sempers im griech. Stil erbaut, die Kunsthalle mit Bildern von Schweizer Malern, das Postgebäude, das Museum mit der Stadtbibliothek, der naturhistor. Sammlung, dem Gymnasium und der Industrieschule, das kantonale Technikum mit dem Gewerbemuseum, die höhere Mädchenschule, das Waisenhaus und das Spital. W. ist eine der gewerbfleißigsten Städte der Schweiz und einer der bedeutendsten Handelsplätze. Die wichtigsten Industriezweige sind Baumwollindustrie (Spinnerei, Zwirnerei, Weberei, Bleicherei, Färberei u. s. w.), Seidenweberei, Stickerei, Gerberei, Seifensiederei, Töpferei, Schuhfabrikation, chem. Industrie, Metallgießerei, Maschinenbau und Brauereien. Dem sehr lebhaften Handel dienen die Bank in W., die Hypothekarbank und mehrere andere Institute. Die bemerkenswertesten Punkte der anmutigen, mit Villen und Landhäusern übersäten Umgegend sind die Kyburg (s. d.), das Schloß Mörsburg, Hoch-Wülflingen und das Dorf Ober-Winterthur, das an der Stelle der röm.-helvet. Stadt Vitodurum steht. – Die Stadt W. ist eine Gründung des Mittelalters und gehörte den Grafen von Kyburg, von denen sie 1264 an die Habsburger überging; 1414 erlangte die Stadt die Reichsfreiheit, kehrte aber 1442 aus freien Stücken wieder unter österr. Herrschaft zurück und kam erst 1467 an Zürich. – Vgl. Troll, Geschichte der Stadt W. (3 Bde., Winterth. 1842, 1843).

Winterung, Vogesenberg, s. Grand-Ventron.

Winterwicke, s. Vicia.

Winterzeichen, s. Tierkreis.

Winterzwiebel, s. Jakobslauch.

Winther, Christian, dän. Dichter, geb. 29. Juli 1796 zu Fensmark in Seeland, studierte Theologie in Kopenhagen, reiste 1830‒31 in Italien und ging 1841 nach Neustrelitz, um die Verlobte des nachherigen Königs Friedrich Ⅶ., die Prinzessin Karoline Charlotte Marianne, im Dänischen zu unterrichten. Nach der Rückkehr lebte W. zu Kopenhagen; er starb 30. Dez. 1876 in Paris.

W. war einer der bedeutendsten lyrischen Dichter der neuern Zeit unter den Dänen. Die erste Sammlung seiner Dichtungen erschien 1828 und erhielt in den folgenden Auflagen den Titel «Digte, gamle og nye» (8. Aufl. 1882). Daran schließen sich «Nogle Digte» (Kopenh. 1835; 2. Aufl. 1852), «Sang og Sagn» (1839; 2. Aufl. 1858), «Digtninger» (1842), «Lyriske Digte» (1849), «Nye Digte» (1851), «Nye Digtninger» (1853), «Brogede Blade» (1865; 2. Aufl. 1878). Bruchstück geblieben ist das größere Gedicht «Judith» (1837). Als Novellist hat W. in «Haandtegningerne» (1840), «Fire Noveller» (1843) und «Tre Fortällinger» (2. Aufl. 1851) ebenfalls Beachtenswertes geleistet. Für die Jugend bestimmt sind «Fem og tyve Fabler» (1845) und «En Morskabsbog» (1850). Ferner veröffentlichte er die umfassendere Dichtung «Hjortens Flugt» (Kopenh. 1855; 10. Aufl. 1887). Außer Übersetzungen, z. B. vom «Reinke Vos» (1849) und von Heys «Fabeln» (2. Aufl. 1848), lieferte er auch ein «Udvalg af Kjämpeviserne» (1840) und «100 Romanzer af danske Digtere» (3. Aufl. 1851). Eine Sammlung seiner Poesien gab W. u. d. T. «Samlede Digtninger» (11 Bde., Kopenh. 1860‒72). Dazu erschien 1879 ein kleiner Band «Esterladte Digte». – Vgl. Liebenberg, Breve fra og til C. W. (1880).

Wintrichscher Hammer, s. Perkussion.

Wintun, s. Amerikanische Rasse Ⅱ.

Wintzingerode, Ferd., Freiherr von, russ. General der Kavallerie, geb. 15. Febr. 1770 zu Bodenstein im preuß. Kreis Worbis, trat 1790 aus hess. Diensten in die österr. Armee in den Niederlanden, zwei Jahre später wieder in hess. Dienste und kämpfte am Rhein mit. Dann folgte er nochmals der Fahne Österreichs bis zum Frieden von Campo-Formio. 1797 wurde er Major in russ. Diensten. Den Feldzug von 1799 machte er mit Bewilligung Rußlands wieder in Österreich mit und zeichnete sich in der Schlacht von Stockach aus. Seit 1802 Generaladjutant Kaiser Alexanders Ⅰ., ging er 1805 als Gesandter nach Berlin, um den König zum Bündnis mit Großbritannien und Österreich gegen Napoleon Ⅰ. zu bewegen, und dann nach Wien, wo er das Bündnis zwischen Österreich und Rußland abschloß. Er zeichnete sich in dem Gefecht bei Dürnstein (11. Nov.) aus und war in der Schlacht bei Austerlitz in Alexanders Umgebung. 1809 focht er wieder mit den Österreichern bei Aspern und wurde noch auf dem Schlachtfeld zum Feldmarschalllieutenant befördert. W. nahm dann 1813 als Commandeur eines Korps in der Nordarmee an den Schlachten von Großgörschen, Dennewitz und Leipzig teil und wurde nach der letztern zum General der Kavallerie ernannt. Auch im weitern Verlauf des Feldzugs gehörte er der Nordarmee an, drang in Holland ein, vereinigte sich im März 1814 mit Blücher bei Laon und stellte die Verbindung mit der Hauptarmee unter Schwarzenberg her. Nach der Schlacht bei Arcis-sur-Aube wurde er mit einer schwachen Abteilung dem Heer Napoleons nachgesandt, den er eine Zeit lang geschickt täuschte, während die Hauptheere der Verbündeten auf Paris vorrückten. Auch 1815 befehligte W. ein Korps gegen Frankreich. Er starb 17. Juni 1818 zu Wiesbaden.

Wintzingerode, Georg Ernst Levin, Reichsgraf von, württemb. Staatsminister, geb. 27. Nov. 1752 zu Walsrode in Hannover, trat er im Alter von 16 J. in hess. Dienste. Nach dem Tode des Landgrafen Friedrich Ⅱ. (1787) wurde er Oberhofmeister bei dessen Witwe; 1794 wurde W. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1801 berief ihn Herzog Fried-^[folgende Seite]