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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wrangel

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Wrangel (Friedr. Heinr. Ernst, Graf) – Wrangel (Karl Gustav, Graf)

demselben Jahre unter den Befehlen Golownins eine Reise um die Erde antrat. Er nahm thätigen Anteil an den hydrogr. Arbeiten im Beringsmeer und bearbeitete die Resultate nach seiner Rückkehr (1819), was zur Folge hatte, daß ihm die Führung einer Expedition in das Nördliche Eismeer übertragen wurde. Im Nov. 1820 langte W. aus Petersburg in Nishne-Kolymsk (s. Sredne-Kolymsk) an, drang 19. Febr. bis 5. März 1821 auf Hundeschlitten nach dem Kap Schelagskij vor, untersuchte im April die Bäreninseln und fuhr im Sommer den Fluß Kolyma aufwärts in das Land der mittelkolymschen Jakuten. Im März 1822 erneuerte W. die Schlittenfahrt auf dem Eise des Meers und gelangte nach einer 46tägigen Reise bis nahe zum 72.° nördl. Br., ohne Land anzutreffen. Im Febr. 1823 trat er eine neue Schlittenexpedition längs der Ostküste bis Koljutschin an; ein Vorstoß über das Eis in Nordrichtung gelang bis 70° 51′ nordl. Br., wo das offene Meer zur Umkehr zwang. Im Nov. 1823 verließ W. Nishne-Kolymsk und traf 15. Aug. 1824 wieder in Petersburg ein. Seine auf dieser Reise angestellten «Physik. Beobachtungen» wurden von Parrot (Berl. 1827) herausgegeben, denen die Reisebeschreibung in russ. Sprache erst später folgte (2 Bde., Petersb. 1841), nachdem bereits eine von Engelhardt nach handschriftlichen Journalen des Verfassers bearbeitete deutsche Ausgabe («Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer in den J. 1820‒24», 2 Bde., Berl. 1830) erschienen war. Inzwischen unternahm W. als Befehlshaber der Kriegsschaluppe Krotkij 1825 eine abermalige Reise um die Erde, von der er 1827 zurückkehrte, und wurde dann zum Generalgouverneur der russ. Kolonien in Amerika ernannt, wohin er 1829 abging. Dort blieb er fünf Jahre und sammelte wertvolle geogr. und ethnogr. Notizen, die zum Teil in den «Nachrichten über die russ. Besitzungen an der Nordwestküste Amerikas» (Pertersb. ^[richtig: Petersb.] 1839) enthalten sind. Seine Rückreise über den Isthmus von Panama und die Vereinigten Staaten beschrieb er in «Očerk puti iz Sitchi v St. Petersburg» (Petersb. 1836). Darauf wurde er Direktor der «Russisch-Amerikanischen Compagnie», welche er neu organisierte. Bald danach erhielt er das Amt eines Direktors des Departements für Schiffsbauwälder, das er 13 Jahre verwaltete. Er verließ 1849 als Viceadmiral den Dienst und zog sich auf sein Landgut Ruil in Esthland zurück. Beim Beginn des Krimkrieges trat W. wieder in den Staatsdienst, war 1853‒58 Verweser des Marineministeriums und wurde dann Mitglied des Reichsrates. Als trotz seiner lebhaften Anstrengungen dagegen der Verkauf der amerik. Kolonien 1866 im Reichsrat durchging, verließ W. wiederum den Staatsdienst. Er starb 6. Juni 1870 in Dorpat. W. war Mitglied der franz. «Académie des sciences». Das von W. gesuchte Land wurde 1849 von Kellett von der Insel Herald aus gesehen. Die Küste desselben entdeckte 1867 Th. Long; er gab der Insel den Namen Wrangelland (s. d.). – Vgl. von Engelhardt, Ferdinand von W. und seine Reise längs der Nordküste auf dem Eismeer (Lpz. 1885).

Wrangel, Friedr. Heinr. Ernst, Graf, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 13. April 1784 zu Stettin, trat 1796 als Fahnenjunker in das Dragonerregiment von Werther und wurde 1798 Lieutenant. Er nahm an dem Feldzuge von 1807 gegen Frankreich teil, zeichnete sich im Kriege von 1813 besonders bei Hainau, Liebertwolkwitz und Leipzig aus und wurde zum Major befördert. 1811 wohnte er anfangs der Einschließung von Luxemburg bei und that sich dann in den Gefechten bei Etoges, Laon und Sezanne hervor. Am Feldzuge von 1815 nahm W. nicht teil, wurde jedoch 1815 zum Obersten, 1821 zum Commandeur der 10. Kavalleriebrigade, 1823 zum Generalmajor und 1834 zum Commandeur der 13. Division in Münster befördert. Hier dämpfte er 1837 die Unruhen, welche die Wirren mit dem Erzbischof von Köln Droste zu Vischering erzeugt hatten. 1838 wurde er zum Generallieutenant und 1839 zum kommandierenden General des 1. Armeekorps ernannt. 1842 erhielt er das Generalkommando des 2. Armeekorps in Stettin. Im Herbst 1843 leitete er die Übungen des bei Berlin zusammengezogenen Kavalleriekorps und war 1845 Vorsitzender der Kommission zur Bearbeitung eines Exerzierreglements für die Kavallerie. Im Deutsch-Dänischen Kriege von 1848 bis 1850 (s. d.) erhielt W. 20. April das Oberkommando der Bundestruppen in Schleswig-Holstein und wurde General der Kavallerie. Er siegte 23. April 1848 bei Schleswig und drang in Jütland ein. Aber schon 8. Sept. legte er den Oberbefehl nieder, um 15. Sept. den in der Mark zu übernehmen. Am 9. Nov. rückte er mit den bei Berlin versammelten Truppen in die Hauptstadt ein, verhängte den Belagerungszustand und stellte die Autorität der Regierung ohne Blutvergießen wieder her. Das Generalkommando des 3. Armeekorps wurde ihm 1849 übertragen. 1856, bei seinem 60jährigen Dienstjubiläum, ernannte ihn der König zum Generalfeldmarschall und 15. Dez. 1863 zum Oberbefehlshaber des gegen Dänemark bestimmten Heers, dessen Operationen er bis nach Erstürmung der Düppeler Schanzen leitete. (S. Deutsch-Dänischer Krieg von 1864.) Nachdem er 18. Mai 1864 in den erblichen Grafenstand erhoben war, wohnte er noch, ohne ein Kommando zu führen, dem Deutschen Kriege von 1866 in Böhmen bei. W. war eine der volkstümlichsten Persönlichkeiten Berlins, wozu sein derber Humor und sein schlagfertiger Witz in gleicher Weise beitrugen. Er starb 1. Nov. 1877 zu Berlin. Seinen Namen führt das 3. preuß. Kürassierregiment. Sein Bronzestandbild auf dem Leipziger Platze in Berlin wurde 1. Nov. 1880 enthüllt. – Vgl. Brunckow, Generalfeldmarschall Graf W. (Berl. 1876); Meerheimb, Graf von W. (ebd. 1877); Maltitz, Lebensgeschichte des preuß. Generalfeldmarschalls Grafen von W. (ebd. 1884).

Wrangel, Karl Gustav, Graf von, schwed. Reichsadmiral und Feldmarschall, geb. 13. Dez. 1613 in Skokloster bei Upsala als der Sohn des Generalgouverneurs von Livland und Feldmarschalls Hermann W. (geb. 1587, gest. 1643), trat 1627 in Kriegsdienste und wohnte den Feldzügen Gustav Adolfs in Deutschland bei. Nach des Königs Tode diente er unter Bernhard von Sachsen-Weimar und Banér. Unter Torstenson machte er 1642 den Feldzug in Schlesien und Sachsen und 1643 den Zug nach Holstein mit. Hier erhielt er nach dem Tode des Admirals Flemming den Oberbefehl über die schwed. Flotte, mit der er die dänische 13. Okt. 1644 bei der Insel Fehmarn schlug. Nach dem Frieden zu Brömsebro (23. Aug. 1645) ging W. wieder nach Deutschland, wo ihm, als Torstenson 1646 zurücktrat, der Oberbefehl übertragen wurde. Bald nachher vereinigte er sich mit der franz. Armee unter Turenne, und beide zwangen den Kurfürsten von